Moers. Viele Jahre war der Uhu vom Aussterben bedroht. Nun wurde das Tier in Moers gesichtet. Ein Experte verrät, wie sich Bürger verhalten sollten.
Viele Jahre war er vom Aussterben bedroht. Dann machte sich der Uhu heimlich, still und leise daran, zurückzukommen. Was soll man dazu sagen: Die größte Eule Europas, der faszinierende Vogel mit den Pinselohren, sitzt in diesen Tagen in Moers-Hochstraß hoch oben vor einer Hausfassade und guckt schlau herunter.
„Ein Anwohner an der Ottostraße hat mich per WhatsApp angeschrieben, da sitze wohl ein Uhu in seinem Garten“, berichtet Harald Fielenbach, Sprecher der Ortgruppe Moers/Neukirchen-Vluyn im Naturschutzbund Deutschland (Nabu). „Und als erstes dachte ich, da hat einer mal wieder eine Waldohreule mit einem Uhu verwechselt.“
Experte bestätigt: Bei der Sichtung in Moers handelt es sich tatsächlich um einen Uhu
Mitnichten: „Auf dem Foto des Anwohners war ganz klar ein Uhu zu erkennen“, berichtet Fielenbach weiter. Also machte er sich auf nach Hochstraß. „Tatsächlich, da saß ein Uhu in voller Lebensgröße oben auf einer Pergola.“ So nahe komme er selbst als Eulen-Fachmann im Nabu einem solchen Vogel nicht. „Eulen sind tiefenentspannt“, weiß Fielenbach. Genau wie das Tier an der Ottostraße säßen sie ganz einfach da und betrachteten in aller Ruhe das Geschehen. Leider sei der imposante Vogel wenig später von aufgebrachten Krähen, die den Uhu als ihren Todfeind fürchten, dermaßen attackiert worden, dass er verärgert auf und davon geflogen sei.
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Sichtungen von Bürgern wie diese seien wichtig: „Nur so können wir die seltenen Arten bei uns in der Landschaft bestätigen“, sagt der Nabu-Mann weiter. In den 70er Jahren waren Uhus wie viele andere Greife vom Aussterben bedroht. Man stellte fest, dass das Insektizid DDT auf den Feldern von den Beutetieren der Greife aufgenommen wurden. Dadurch wurden die Eierschalen der Eulenvögel und auch der Taggreife zu dünn zum Ausbrüten. Viele Arten standen vor dem Aus. Schließlich wurde DDT in der Landwirtschaft verboten.
Moerser Experte bezweifelt nicht, dass sich der Uhu am Niederrhein weiter verbreiten wird
Langsam und fast unbemerkt erholt sich der Uhu-Bestand inzwischen. Hier und da gibt es wieder Sichtungen des Tieres, das bis zu 75 Zentimeter groß werden kann und über 1,70 Meter Flügelspannweite besitzt – und damit fast so groß wie ein Steinadler ist. Auch Auswilderungsprogramme beispielsweise in der Eifel trugen dazu bei, dass der Uhu sich wieder verbreitet. Trotzdem ist er ein seltener Vogel geblieben: „Es gibt bei uns hier ein Brutpaar in Kamp-Lintfort. Ein einzelner Uhu ist auch im Bereich Neukirchen-Vluyn mit seinen Rufen zu hören“, weiß Fielenbach. Auch brüte inzwischen ein Uhu-Paar oben auf dem Xantener Dom. Auf einer Industriebrache in Dinslaken habe sich der Uhu ebenfalls eingenistet.
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Dass die beeindruckende Eule sich am Niederrhein weiter verbreiten wird, bezweifele er nicht. „Uhus siedeln praktisch überall, wo sie es mögen.“ Und auch bei der Wahl des Futters seien sie wenig wählerisch. Immerhin bringe ein ausgewachsener Vogel an die drei Kilo „Kampfgewicht“ auf die Waage. Von Maus und Ratte über Kleintiere wie Eichhörnchen oder Igel bis zu Tauben, Krähen und sogar Bussarden – der Uhu-Speisezettel sei vielseitig.
Moerser Experte erklärt, wie der Uhu zu seinem Namen gekommen ist
Dank seiner „Feder-Ohren“ und der Maske, die einem menschlichen Gesicht ähnelt, und auch dank seiner scheinbar unerschütterlichen Ruhe wurden dem Uhu oft Klugheit und Weisheit nachgesagt. Allerdings gab es auch Zeiten, in denen die Menschen ihn einen Unglücksbringer nannten, weil er in tiefer Nacht dank seiner speziellen Flügel völlig lautlos unterwegs ist. „Die Zeiten sind gottlob vorbei“, weiß Fielenbach.
Uhus sind vor allem durch ihre unverwechselbaren Rufe in der weiten Landschaft zu orten. Gerade in der Dämmerung ist ihr tieftönendes „Hu-Hu“ über weite Distanzen zu vernehmen. „Das hat dem Vogel auch seinen Namen gegeben“, erklärt Fielenbach. Ob der schöne Uhu vielleicht sogar am Moerser Schloss heimisch werden könnte, bleibt jedoch abzuwarten.
So sollten sich die Moerser verhalten, wenn sie auf einen Uhu treffen
Die Naturschützer wie Harald Fielenbach sind dankbar für die Hinweise von Bürgern, die seltene Arten in der Natur bemerkt haben. Allerdings solle man kein Tier, das beispielsweise am Boden hockt, anfassen oder gar mit nach Hause nehmen. „Oft sind sie nicht verwaist oder krank. Besser sollte man einen Naturschützer anrufen, der sich die Sache vor Ort anschaut. Wir haben Auffangstationen, wo Tiere fachmännisch versorgt werden können“, rät Harald Fielenbach. Kontakt unter www.nabu-moers-neukirchen-vuyn.com oder telefonisch unter 01516/14 94 138 (Harald Fielenbach).