Kamp-Lintfort. Hoher Krankenstand: Handwerks- und Gastrobetriebe haben mit Personalnot zu kämpfen. Mediziner antwortet: Sollten wir Schutzmasken tragen?

Husten, Schnupfen, Fieber – die alljährlich wiederkehrende Krankheitswelle im Herbst und Winter trifft derzeit auch die Menschen in Kamp-Lintfort. Im ABC-Café by Michi und Leo fehlt es seit zwei Wochen „ständig“ an Personal, berichtet Inhaber Michael Kaswurm. So schlimm, dass die Gastronomen ihren Betrieb gänzlich schließen mussten, sei es bisher zwar noch nicht gewesen, jedoch: „Wir machen alle derzeit viele Überstunden und kratzen alles an Personal zusammen, was geht.“ Derzeit helfen ehemalige Mitarbeiter wieder aus und Freunde springen ein.

Doch auch der hohe Krankenstand bei den Gästen sei deutlich spürbar, so der Gastronom: „Wir sind ein kleines Lokal und bei uns läuft der Betrieb abends fast nur über Reservierungen. Es kommt häufig vor, dass die Leute kurzfristig, manchmal nur eine Stunde vorher, wegen Krankheit den Tisch absagen. Das ist für uns natürlich sehr ärgerlich.“

Sanitärfirma aus Kamp-Lintfort muss Aufträge absagen oder verschieben

Absagen muss auch die Firma Buhl Heizung-Sanitär aus Kamp-Lintfort derzeit vielen Kunden. „Ich habe das Gefühl, dass dieses Jahr generell ein hoher Krankenstand herrscht. Jetzt fängt die Erkältungswelle an und wir merken es bereits extrem“, berichtet Petra Buhl. Viele Aufträge müssten derzeit „leider abgesagt“ oder verschoben werden, weil der Firma Mitarbeiter fehlen. Wie lange Kunden derzeit warten müssen, um bei Buhl Heizung-Sanitär einen Termin zu erhalten, könne die Ehefrau des Inhabers nicht genau sagen: „Bei uns werden die Aufträge jetzt nacheinander nach Dringlichkeit abgearbeitet.“

Seit Ende Oktober spürt auch Apotheker Erol Gülsen bei seinen Kunden, dass die Krankheitswelle in Kamp-Lintfort angerollt ist. Vor allem die Nachfrage nach Corona-Tests sei wieder deutlich gestiegen, erklärt er im Gespräch mit der Redaktion. Vermehrt würden die Menschen auch wieder eine Maske beim Betreten der Apotheke tragen. Er persönlich trage zwar keinen Mund-Nasen-Schutz, würde es Älteren sowie Menschen aus Risikogruppen jedoch empfehlen, sagt er.

Kamp-Lintforter Mediziner empfiehlt Schutzmaske in geschlossenen Räumen

Martin Grummel, Ärztlicher Direktor des St. Bernhard-Hospitals, geht sogar noch weiter: Er befürwortet generell das Tragen einer Schutzmaske in geschlossenen Räumen „in der aktuellen Situation“. Zwar gebe es derzeit keine gesetzliche Pflicht, jedoch sei das Tragen einer Schutzmaske „ein effektiver Schutz vor möglichen Infektionen mit Bakterien und Viren“.

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Er empfiehlt den Mund-Nasen-Schutz, „ideal eine FFP2-Maske“, vor allem Menschen mit grippeähnlichen Krankheitssymptomen, die nicht zuhause bleiben können und Kontakt zu anderen haben. „Dies gilt insbesondere für den Aufenthalt in geschlossenen Räumen“, betont der ärztliche Direktor noch einmal. Auch die einfachen Regeln, wie das Lüften der Raume und das gründliche Händewaschen sollten nicht ihre Gültigkeit verlieren, appelliert Grummel. „Wir nutzen in den großen Wartebereichen hier in der Klinik auch weiterhin die Raumluftfilter-Systeme“, so der Mediziner.