Moers. Das 47. Comedy Arts-Festival Moers findet in der Enni-Eventhalle vor vollen Rängen statt: Wie es nach dem Auftakt am Freitag weiterging.
Auf so eine schräge Show muss man erst einmal kommen. Traumhafte Akrobatik wechselt sich mit saukomischen Szenen ab. Der Samstagabend in der Enni-Eventhalle hat es wirklich in sich.
Es ist der Entdecker-Tag 2 des ComedyArts Festivals Moers – und wer sonst nichts zu lachen hat, an diesem Abend gibt’s kein Halten mehr. Moderatorin Lara Ermer bittet das Publikum, Emotionen zu zeigen, egal welche. Aber dieser fromme Wunsch ist völlig überflüssig, denn die rund 500 Gäste sind von Anfang an fasziniert, lassen sich mitreißen, haben Spaß. Sie sind wirklich ein Publikum, das sich jeder Akteur auf der Bühne nur wünschen kann.
Auch interessant
In den Taverna-Storys – die Kulisse ist eine Taverne mit Tresen und Barhocker – wird nichts ausgelassen: Sex and Crime and Rock’n’Roll – alles ist dabei. Aber auf völlig verrückte Weise. Da gibt’s eine wilde Schlägerei, der Barhocker wird zur Waffe, ein Mann geht zu Boden und eine Frau tritt ihm in den Schritt. Aber alles im Zeitlupentempo. Surreal das Ganze und aberwitzig komisch.
Das „Kabaret Kalashnikov“ verschießt sein Pulver gekonnt. Es wird erotisch, aber nie schlüpfrig, es wird wild, aber nie hektisch. Beim Tanz an der Stange genießt das Publikum höchste Akrobatik, dafür gibt’s extra Applaus.
Dann kommt eine völlig verrückte Nummer: Ein Künstler zieht sich einen ganz normalen dünnen Plastikhandschuh für den Haushalt über den Kopf und bläst ihn von innen auf. Der Ballon wird zusehends größer, die fünf Finger thronen wie ein Hahnenkamm oben auf dem Kopf. Bis das ganze Ding platzt und ihm um die Ohren fliegt. Schräger kann Kunst nicht sein. Lustiger auch nicht.
Dann wird’s politisch. Griess&Gang präsentiert mit Rambazamba eine Weltpremiere – zumindest für Moers. Robert Griess, Kabarettist, Satiriker, Autor und Produzent aus Köln und Festivalleiter Carsten Weiss haben erstmals in der ComedyArts-Geschichte eine Festival-Produktion erarbeitet. Mit Karina Syndicus, Aaron Kröger und der Kapelle „Der Herrensalon“ schießen sie ein Feuerwerk an Musik, Tanz und politischem Kabarett ab und rocken die Bühne.
Auch interessant
Es fliegen den Zuschauern die Schwächen der Ampel um die Ohren und die Zeiten, die von einer Krise in die nächste führen: Bankenkrise, Klimakrise, Bildungskrise. Krise: FDP. Dann treiben sie ihr Spielchen mit dem Publikum. Wer weniger als 150.000 Euro im Jahr verdient und damit zu den 99 Prozent in Deutschland gehört, soll aufzeigen. „Carmen Geiss“ äußert sich – ein wenig einfältig – als sie ein Flüchtlingsboot sieht. Absurder kann Theater nicht sein, und es geht noch weiter.
- Mehr Nachrichten aus der Region:
- Moers: Enni plant 15 E-Ladesäulen – warum noch keine steht
- Kamp-Lintfort: Theater: So lief die Premiere der Bühne 69
- Neukirchen-Vluyn: Erntedank im Dorf Neukirchen: Ein Auftritt rührt die Gäste zu Tränen
Zum Schluss des Abends begeistert das verrückte Quartett „iNtrmzzo“ aus den Niederlanden mit „Best of on the road again & Sahnestücke“, einem exklusiven Moers-Programm. A Capella vom Feinsten, aber mal ganz anders. Mit Witz und spontanen Aktionen. Sie holen zwei junge Frauen auf die Bühne, setzen ihnen orangefarbene Helme auf und zimmern mit Plastikröhren auf ihre Köpfe und Oberschenkel – und es kommt wirklich Musik bei der Aktion heraus. Mit stehenden Ovationen für so viel schräge Kunst werden sie verabschiedet.