Moers und Umgebung. Ausbildung und drei Kinder unter einen Hut bringen? Für Anne-Katrin Gelzenleuchter unmöglich. Bis die Stadt Moers ihr eine Teilzeit-Stelle anbot.

Ob es der Wunsch nach mehr Work-Life-Balance ist oder aus familiären Gründen: Ausbildungen in Teilzeit werden immer gefragter. Die Redaktion hat sich umgehört und bei den Städten nachgefragt, wie sie zum dem Konzept stehen und welche Gründe für dieses sprechen.

In Moers sei eine Ausbildung in Teilzeit bei der Stadtverwaltung schon seit vielen Jahren möglich, erklärt Susanne Hein, Leiterin des städtischen Fachbereichs „Interner Service“. Bereits vor 20 Jahren habe die erste Auszubildende den Beruf der Verwaltungsfachangestellten (VfA) mit reduzierter Stundenzahl erlernt. „Seit damals nutzen in den Ausbildungsjahrgängen regelmäßig mehrere Auszubildende diese Möglichkeit, meist zur leichteren Vereinbarung von Familie und Beruf“, erzählt sie. In Einzelfällen seien aber auch schon während einer laufenden Ausbildung, auf Antrag des Lehrlings, Stunden aus gesundheitlichen Gründen reduziert worden.

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30 Wochenstunden als Untergrenze

Aktuell absolvieren zwei von 26 VfA-Lehrlingen ihre Ausbildung in Teilzeit bei der Stadt Moers. Beim nächsten Zyklus, beginnend am 1. August, starten auch wieder Drei ihren Dienst im reduzierten Stundenumfang, bestätigt Susanne Hein. Und wo liegt die Stundenuntergrenze bei einer Teilzeitausbildung bei der Stadtverwaltung Moers? „In allen Fällen bei 30 Wochenstunden, damit eine sinnvolle und gute Ausbildung ermöglicht werden kann“, sagt sie.

Anne-Katrin Gelzenleuchter hat erst vor kurzem ihre Teilzeitausbildung bei der Stadtverwaltung in Moers beendet und wurde in Teilzeit übernommen. Sie hat vorher im Einzelhandel gearbeitet und ist froh darüber, dass es die Möglichkeit einer Ausbildung in Teilzeit bei der Stadtverwaltung in Moers gibt: „Ich bin seit einigen Jahren alleinerziehend und mit drei Kindern war der alte Job nicht mehr zu vereinbaren.“ Über die Stelle „Frauen und Beruf“ im Kreis Wesel habe sie sich über ihre Optionen informiert, erklärt sie. Die Ausbildung bei der Moerser Stadtverwaltung habe sie dann im September 2022 begonnen.

Die richtige Entscheidung

Dass es die richtige Entscheidung war, darüber ist sich die frischgebackene Absolventin sicher: „Alles war sehr gut miteinander zu vereinbaren.“ Sechs Stunden pro Tag - 30 Stunden die Woche und die Schulblöcke in Vollzeit, so waren die Rahmenbedingungen ihrer Ausbildung, erinnert sich Anne-Katrin Gelzenleuchter und die Schule habe nie länger als bis 14 Uhr gedauert. Auch wenn mit den Kindern mal was gewesen ist, sei man ihr sehr flexibel entgegengekommen: „Das habe ich wirklich als sehr positiv empfunden“.

Um sich ausreichend auf Prüfungen vorbereiten zu können, biete die Moerser Stadtverwaltung eine „Azubi-AG“ an, erklärt die Alleinerziehende. Immer Mittwochs ab 14 Uhr würden sich Auszubildende und ehemalige Auszubildende dort austauschen und auch gegenseitig beim Lernen unterstützen. Je nach Ausbildungsstation habe sie sich auch manchmal vor Ort eine Stunde zum Lernen abzwacken können. „Außerdem gibt es direkt vor den Prüfungen noch die Möglichkeit sich Sonderurlaub zu nehmen“, ergänzt sie.

Wichtiges Angebot zur Nachwuchsgewinnung

Die Stadtverwaltung Moers habe bisher sehr gute Erfahrungen mit Auszubildenden in Teilzeit gemacht, resümiert Susanne Hein: „Alle von ihnen haben ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und wurden übernommen.“ Klaus Janczyk, Pressesprecher der Stadt Moers, weist darauf hin, dass direkt nach den Sommerferien die Ausbildungsstellen für das kommende Jahr ausgeschrieben werden - natürlich auch wieder mit der Option einer Teilzeitausbildung.

Ob es in Kamp-Lintfort, bei Betrieben, die Möglichkeit zu einer Ausbildung in Teilzeit gibt, kann Sarah Krams, Pressesprecherin der Stadt Kamp-Lintfort, weder bestätigen noch dementieren. „Wir bei der Stadtverwaltung würden einer Einführung von Ausbildungen in Teilzeit jedoch grundsätzlich offen gegenüberstehen, falls Bedarf bestehen sollte.“

Und wie steht es mit Teilzeit-Ausbildungen in Neukirchen-Vluyn? Die Stadtverwaltung biete Ausbildungen in Teilzeit schon länger an, erklärt die Pressesprecherin Sabrina Daubenspeck. Bisher sei das Angebot allerdings noch nicht in Anspruch genommen worden. Außerdem sei es wichtig für die Nachwuchsgewinnung, Ausbildungen in Teilzeit anzubieten: „Wir möchten Zielgruppen wie junge Erwachsene, Menschen mit Beeinträchtigungen oder Pflegeaufgaben erreichen“, begründet sie.