Kreis Wesel. Die Einbruchszahlen steigen wieder, auch im Kreis Wesel. Die Kreispolizei gibt Tipps, wie man seine Immobilie schützt und worauf man achten muss.
Einbrüche gehören seit jeher zum polizeilichen Dauerrauschen. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht irgendwo im Kreis Wesel in ein Haus oder eine Wohnung eingestiegen wird. Die Zahlen nehmen laut Kreispolizei wieder zu, vor allem in der dunklen Jahreszeit, auch wenn sie noch lange nicht auf dem extremen Niveau von 2015 liegen, als es insgesamt 1515 gemeldete Einbrüche und Einbruchsversuche gegeben hat.
Die finanziellen, aber vor allem die psychischen Folgen für die Opfer können mitunter immens sein. Ein guter Einbruchschutz ist daher wichtig. Die sicherheitstechnischen Fachberater des Kommissariats Kriminalprävention / Opferschutz der Kreispolizeibehörde Wesel beraten Bürgerinnen und Bürger, wie sie ihr Haus, ihre Wohnung besser vor Einbrüchen schützen können. Sie geben Tipps am Telefon und suchen die Immobilien und ihr Umfeld bei Vor-Ort-Terminen auf Schwachstellen ab, neutral und kostenlos. Denn jedes Gebäude habe seine individuellen Angriffsflächen, sagt Kriminalhauptkommissar Michael Kootz-Landers, der seit rund acht Jahren zum Thema Einbruchsschutz berät.
Einbrüche im Kreis Wesel: So werden Haus und Wohnung sicherer
Zunächst, so Kootz-Landers, gehe es darum, ein sicherheitsbewusstes Verhalten zu entwickeln und von vornherein erst gar keine Tatanreize zu bieten. Die Türen abzuschließen und die Fenster nicht auf Kipp zu lassen, wenn man das Haus oder die Wohnung verlässt, sollten genauso im Bewusstsein verankert sein wie alle Werkzeuge, Gartengeräte und Leitern nicht auf dem Grundstück liegen zu lassen, sondern wegzuschließen.
Der Kriminalhauptkommissar rät auch allen Hausbesitzerinnen und -besitzern, einmal selbst gedanklich in die Einbrecherolle zu schlüpfen: „Verschaffen Sie sich einen Blick auf das eigene Grundstück, stellen Sie sich in den Garten oder die Garageneinfahrt und denken darüber nach, wie Sie in Ihr eigenes Haus einbrechen würden.“
Auch interessant
Die Frage nach dem materiellen Einbruchsschutz stelle sich erst im zweiten Schritt, sagt Michael Kootz-Landers. Dabei komme es vor allem auf die Wohnsituation an. Ist es eine Wohnung oder ein Haus? Liegt die Immobilie in einer Sackgasse? Wie nah ist die nächste Autobahn? Wie einfach kommt man in den rückwärtigen Bereich, etwa in einen Garagenhof oder den Garten?
Je nach Wohnsituation bieten sich unterschiedliche Angriffsflächen für die Einbrecher an: „Bei einer Wohnung ist es meistens die Eingangstür, bei Einfamilien- und Reihenhäusern sind es die Fenster oder Kellertüren“, so Kootz-Landers. Da komme es auf die Qualität an. Wie zum Beispiel bei abschließbaren Fenstergriffen. „Gute Griffe fangen bei 30 Euro an“, sagt der Sicherheitsexperte, jedoch lediglich an abschließbare Griffe zu denken, sei in der Regel nicht ausreichend
Immobilien im Kreis Wesel: Wie Smart-Home zum Komplizen von Einbrechern werden kann
Grundsätzlich könne man ein bestehendes Gebäude sicherheitstechnisch hochwertig nachrüsten, noch besser sei es aber, wenn der Einbruchsschutz bereits von Anfang an mitgedacht werde. Fenster sollten zum Beispiel einen stabilen Rahmen und eine umlaufende Pilzkopfverriegelung haben und, je nach Lage, unter Umständen mit Gittern versehen sein.
- Lesen Sie auch:Einbrüche nehmen zu - Sicherung wird nicht mehr gefördert
„Eine gute Mechanik hält viele Einbrecher schonmal vom Haus weg“, sagt Michael Kootz-Landers. Zumal die allermeisten Täter darauf aus seien, schnell und einfach ins Gebäude zu gelangen. Je länger es dauere, desto schneller gäben die Einbrecher auf. Allerdings ergebe der Schutz nur Sinn, wenn er auch fachgerecht montiert werde. Widerstandswerte oder die richtige Wahl der Schrauben spielten dabei eine Rolle. Fachbetriebe finden sich im Internet unter www.k-einbruch.de.
Im dritten Schritt werfen die Fachleute einen Blick auf die geeignete Sicherheitstechnik. Alarm-, Einbruchmeldeanlagen und/oder Smart-Home-Elemente könnten eine sinnvolle Ergänzung zu einer guten Mechanik sein, „allerdings muss ich da schon auf Qualität achten“, betont Kriminalhauptkommissar Kootz-Landers. Gerade im Smart-Home-Bereich seien viele Akteure mit guten, aber auch schlechten Anlagen auf dem Markt.
Außerdem müsse man sich im Vorfeld genaue Gedanken über die notwendigen Funktionen machen. Eine Kamera zum Beispiel dürfe nur einen bestimmten Radius im Umkreis der Immobilie abdecken. Auch müsse man vorbereitet sein, falls die Telefonanlage ausfalle. „Und ich muss wissen, wie die Anlage arbeitet, wenn ich einmal vergessen sollte, Türen oder Fenster abzuschließen.“
Lesen Sie mehr Artikel zum NRZ-Immobilien-Check
- Immobilien-Check: Alle Ergebnisse und Geschichten der Umfrage finden Sie hier auf einen Blick
- Sie wollen nichts verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Immobilien-Newsletter
- Kreis Kleve: Das müssen Eigentümer über Photovoltaik wissen
- TV-Gärtner Arican: „Das Problem haben viele Moerser Gärten“
- Neue Heizung notwendig? Diese Tipps gibt ein Energieberater
- Mehr zum Thema Immobilien finden Sie außerdem hier auf unserer Themenseite
Besonders wichtig ist laut Michael Kootz-Landers auch, dass die Sicherheitstechnik autark läuft, also eine Abschottung zu anderen Geräten besteht, die mit dem WLan verbunden sind, das bekanntlich ein Einfallstor für Hacker sein kann. Vor allem, weil ein beliebter Alltagshelfer selbst zum Komplizen von Einbrechern werden könnte: Saugroboter mit Kamera und Cloudanbindung. Angriffe auf die digitale Infrastruktur seien zwar noch äußerst selten, „aber das Bewusstsein dafür sollte man von Anfang an haben“. Einen Überblick bietet der „Leitfaden zu sicherheitstechnischen Anwendungen im Smart Home“, der ebenfalls über das Portal k-einbruch.de zu finden ist.
Klar sei, dass es einen 100-prozentigen Schutz vor Einbrechern nicht geben könne, aber, so der Kriminalhauptkommissar: „Wenn ich über den mechanischen Grundschutz verfüge und die ein oder andere technische Vorrichtung habe, mache ich mich für Einbrecher schon ein Stück weit uninteressant.“ Auch, weil es noch immer viele schlecht oder gar nicht gesicherte Objekte gebe.
>>>Beratungsangebote<<<
Durch die gefallenen Einbruchszahlen habe auch die Sensibilität für das Thema nachgelassen, sagt Michael Kootz-Landers. Aus diesem Grund appelliert der Kriminalhauptkommissar an die Bürgerinnen und Bürger, das Beratungsangebot der Kreispolizei anzunehmen, das telefonisch oder im eigenen Zuhause stattfindet. „Wir beraten neutral und kostenlos im gesamten Kreisgebiet.“ Wer interessiert ist, kann unter 0281 / 107-4420 einen Beratungstermin vereinbaren. Dazu weist Michael Kootz-Landers auf einen besonderen Service zum Thema Einbruchschutz hin. Am kommenden Sonntag, 29. Oktober, stehen die Beamten von der Kriminalprävention in der Zeit von 10 bis 15 Uhr telefonisch zur Verfügung. Unter 0281/107-4424 und -4425. Anlass ist die landesweite Kampagne „Riegel vor“, bei der die Polizei im Rahmen einer Aktionswoche über Einbruchschutz informiert.