Kreis Wesel. Wegen des massiven Regens der vergangenen Wochen müssen Landwirte im Kreis Wesel jede Möglichkeit zur Ernte nutzen. Das betont auch die Polizei.
- Die massiven Regenfälle der vergangenen Wochen haben die Landwirte im Kreis Wesel vor große Herausforderungen gestellt. Vor allem der Weizen macht ihnen Sorgen.
- Wenn es auch am Wochenende noch mal ungemütlich wird, so hat sich das Wetter am Niederrhein zumindest am Donnerstag und Freitag gebessert.
- Mitunter müssen Landwirte dann auch abends und nachts aufs Feld, um zu ernten. Das ist erlaubt und hat auch einen guten Grund, wie Polizeisprecher Peter Reuters erläutert.
Der Natur ist unsere Nachtruhe herzlich egal, und sie schert sich auch nicht um die Erntezeiten der Landwirtschaftsbetriebe, wie die massiven Regengüsse in den vergangenen Wochen gezeigt haben. „Sobald es ein paar Tage trocken ist, wird keiner mehr zu halten sein“, hat der Kreisbauernschaftsvorsitzende Johannes Leuchtenberg zuletzt versprochen.
Wenn es auch am Wochenende noch mal ungemütlich werden soll, am Donnerstag und Freitag ist der Sommer jedenfalls zurückgekehrt. Und so kann es auch schon mal vorkommen, dass Bauern während der Schlafenszeit auf den Feldern arbeiten. Der Weseler Heinrich Heselmann (SPD), Landwirt und zweiter stellvertretender Landrat im Kreis, hat auf Facebook bei Mitbürgerinnen und Mitbürgern daher um Verständnis für das Getreidedreschen in den Abend- und Nachtstunden gebeten, wenn Bauern die wetterbedingte Erntemöglichkeit nutzten. „Leider zeigt die Realität Anrufe bei der Kreispolizei, um die Ernte lahm zu legen!“, schreibt er.
Kreispolizeisprecher: „Jeder ist gut beraten, sie ihre Arbeit machen zu lassen“
Polizeisprecher Peter Reuters bestätigt, dass es immer mal wieder Anrufe wegen Erntetätigkeiten gibt. Die Geräusche, das Piepen der Traktoren in der Nacht, „manche wissen nicht, woher das kommt“. Die Polizei weise in solchen Fällen auf die besondere Situation der Landwirte hin, denn mit dem Passus des Erntenotstands sei es den Landwirten erlaubt, auch spät abends und nachts auf den Feldern zu arbeiten, ehe die Ernte kaputt gehe, erläutert Reuters. „Jeder ist gut beraten, sie ihre Arbeit machen zu lassen.“ Auch Leuchtenberg wirbt dafür, das zu erdulden, dafür habe man schließlich einen schönen Blick auf die Felder.
Gerade auf solche mit Weizen blicken die Landwirte in der Region allerdings mit Sorge. Auch Johannes Leuchtenberg baut Weizen an und hat zuletzt beobachtet, wie der Weizen jeden Tag dunkler und schwärzer wurde, die Qualität leide. Die Böden waren zudem nicht befahrbar. Wegen des vielen Regens am Stück kamen die Landwirte nicht auf die Felder – trotz des reifen Getreides.
Weizen legt sich wegen Regen flach auf den Boden – und ist schwieriger zu ernten
Für Kartoffeln und Rüben sei die Feuchtigkeit weniger ein Problem. Dem Mais tue der Regen zwar gut, „aber auch der braucht langsam die Sonne, um Kolben auszubilden und um Stärke einzulagern“, sagt der Neukirchen-Vluyner Landwirt. Kein Vergleich zum letzten Jahr: Da sei der Mais zu diesem Zeitpunkt schon im Silo gewesen. Den Bauern bleibe nichts anderes übrig, als abzuwarten.
Immerhin: Andere Getreidearten hätten bisher befriedigendere Erträge, weiß Franz-Josef Stork, Geschäftsführer der Kreisstelle Wesel und Kleve der Landwirtschaftskammer. Auch Stork hat zuletzt beobachtet, wie der Weizen in der Region sich wegen des vielen Regens flach auf den Boden gelegt habe, oder wie es in der Landwirtschaft heißt: „Der geht ins Lager“ – und sei dann entsprechend auch schwieriger zu ernten. Problematisch sei es, sobald wieder Keimlinge aus dem Boden kommen, dann drohe „nahezu ein Totalverlust“. Erst Hitzesommer, dann viel Regen: „Das ist Landwirtschaft pur“, sagt Stork. Am schönsten sei es, wenn die Pflanzen durch die Sonne getrocknet werden, „eine tolle Sache der Natur“.