Iserlohn. Ein 16-jähriges Mädchen aus Iserlohn steht unter Terrorverdacht. Das sagen Moscheegemeinden und der Integrationsrat zu der Nachricht.

Wieder ein junger Mensch. Wieder aus Iserlohn. Ein 16-jähriges Mädchen steht unter dem dringenden Verdacht, sich radikalisiert, dem Gedankengut des so genannten „Islamischen Staats“ angeschlossen und mit drei anderen Jugendlichen Anschlagspläne entwickelt zu haben. Erst im Herbst vergangenen Jahres ist ein 17-Jähriger aus Iserlohn zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Der Vorwurf auch gegen den jugendlichen Deutsch-Kosovaren: die Planung eines Terror-Anschlags aus islamistischem Antrieb.

„Das beunruhigt mich“, sagt Ayman Alaiz, Vorsitzender des Integrationsrats, über den neuen Fall der 16-jährigen Tatverdächtigen. Alaiz ist Moslem, gehört der Glaubensrichtung der Sunniten an; seine Großeltern sind aus Marokko nach Deutschland gekommen. Alaiz befürchtet, dass jetzt „wieder alle Muslime unter Generalverdacht gestellt werden“. Er erinnere sich an seine eigene Schulzeit, die Tage nach den Anschlägen vom 13. November 2015, einem Freitag, in Paris. „Ich hatte am Montag danach keine Lust mehr zu Schule zu gehen“ – aus Sorge vor undifferenzierten Anfeindungen.

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Warum sind es offenbar gerade Jugendliche, die sich von Islamisten vereinnahmen lassen? Die Masche der Islamisten beruhe auf Hetze gegen die westliche Welt, auf der Behauptung, der Westen behandele Muslime ungerecht und sie würden dafür werben, gegen dieses Unrecht anzukämpfen. „Dafür sind Jugendliche sehr empfänglich“, sagt Alaiz.

„Wir sind alle schockiert“, berichtet Aytac Kuruagac, 2. Vorsitzender der Ditib-Gemeinde an der Bergwerkstraße, auf Nachfrage der Heimatzeitung. „Wieder wird Islam in einem Satz mit Terror erwähnt“, ist er hörbar entsetzt und enttäuscht. Kuruagac stellt klar: „Im Islam hat Terror nichts zu suchen.“ Und er verweist auf die „richtige Lehre“ des Islam. Sein Wunsch an diesem Freitag: „Hoffentlich gibt es keine Propaganda gegen die Ditib-Gemeinden.“

Wer sich über den Islam informieren wolle, solle genau auf die Quellen achten, aus denen er seine Informationen beziehe, empfiehlt er eine genaue Quellenanalyse, gerade im Internet.

Islamistische Propaganda an Schulen in Iserlohn selten

„Vielleicht müssen wir im Kollegium das Thema Radikalisierung von Jugendlichen aufgreifen“, gibt sich die Leiterin einer Iserlohner Schule im Gespräch mit der Redaktion nachdenklich, als sie von der Festnahme der 16-Jährigen hört. 16 Jahre: Das entspricht dem Alter derjenigen, die in eine 10. Klasse gehen.

Bisher sei an ihrer Schule das Thema islamistische Propaganda und Radikalisierung erst einmal aufgetreten: Nachdem auf dem Pausenhof einer Schule in der Nachbarstadt Hagen Schriften mit radikal-islamischen Positionen aufgetaucht seien, habe sie „das Kollegium sensibilisiert, auf ähnliche Vorgänge an unserer Schule zu achten“. Es sei bislang aber nichts festgestellt worden.