Herne. . Die Entwarnung kam gegen 14.15 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt waren beide Bomben in Herne entschärft. Die Feuerwerker hatten es mit einer 1,8 Tonnen schweren Luftmine sowie einer 250 Kilogramm schweren Sprengbombe aus dem Zweiten Weltkrieg zu tun. 10.000 Menschen mussten deswegen ihre Häuser verlassen. Feuerwerker Karl-Friedrich Schröder sprach nachher von einer “bilderbuchmäßigen Entschärfung“.
„Bilderbuchmäßig!“ So bezeichnete Karl-Friedrich Schröder, Feuerwerker der Bezirksregierung Arnsberg, die Entschärfung einer 1,8 Tonnen schweren Luftmine und einer 250-Kilogramm-Fliegerbombe, die auf dem Gelände des früheren Autohauses Heilmann gefunden worden waren.
Das Team um Schröder hatte nach eigenen Angaben keine Probleme, die Bomben unschädlich zu machen. Mit einem sogenannten Fernentschärfungssystem entfernte Schröder aus einer Distanz von rund 200 Metern vier Zünder. Diese seien „extrem gut erhalten“ gewesen - wie ein Blick auf sie offenbarte. Die Messingteile glänzten beinahe wie neu, obwohl sie 1941 produziert worden waren. Neben dem Herstellungsjahr war sogar die Produktionsnummer zu erkennen. Um 13.15 Uhr war die Fliegerbombe entschärft, eine Stunde später die Luftmine. „So findet der schwierige Tag ein gutes Ende“, sagte ein erleichterter Oberbürgermeister Horst Schiereck.
10.000 Menschen mussten Häuser verlassen
Dass der Tag schwierig werden würde, war im Vorfeld klar: 10.000 Menschen mussten aus einem Radius von rund 1,5 Kilometern um die Fundstelle evakuiert werden - übrigens auch Schiereck selbst. Außerdem mussten die Autobahnen A42 und A43 sowie der Hauptbahnhof gesperrt werden.
Doch wie es häufig ist - und es verwundert: Obwohl die Stadt alle möglichen Informationskanäle genutzt hatte, um auf diese Maßnahmen hinzuweisen, gab es gestern Morgen zahlreiche Menschen, die überrascht waren. So wie das Pärchen, das zum Moviepark nach Bottrop wollte - mit dem Zug um 9.21 Uhr. Dass der Hauptbahnhof ab 9 Uhr gesperrt war, ging den beiden zu spät auf. Andere standen verdutzt vor der verschlossenen Bäckerei und dem Zeitschriftenladen, die ebenso wie der Burgerbrater erst gar nicht geöffnet hatten.
100 Menschen in der Sporthalle
Dafür öffnete die Sporthalle im Sportpark Wanne-Süd als Sammelstelle für all jene Menschen die Türen, die bis 9.30 Uhr ihre Häuser verlassen mussten. Viele - vor allem ältere - Anwohner nutzten das Angebot. Gegen 10 Uhr hatten sich weit über 100 Menschen dort versammelt. Die Malteser breiteten für die Kinder große Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiele aus. Andere spielten Karten und erklärten dem OB und Regierungspräsident Gerd Bollermann die Regeln. Ein anderer Prominenter war ebenfalls angekündigt. Hotte Schröder sollte mit einem Konzert die Wartezeit verkürzen.
Dass sich das Warten auf die Entwarnung bis 14.15 Uhr hinzog, hatte unter anderem folgenden Grund: Die rund 140 Einsatzkräfte der Stadt, die das Evakuierungsgebiet kontrollierten, fanden ein ums andere mal Menschen, die ihre Wohnungen auch weit nach 9.30 Uhr nicht verlassen hatten. Manche seien nicht einsichtig gewesen, erzählte Marcus Kronenberg vom Ordnungsamt. Teilweise musste offenbar sogar die Polizei „Überzeugungsarbeit“ leisten. So gab es statt 11 Uhr erst um 12.15 Uhr grünes Licht für das Feuerwerker-Team, ans Werk zu gehen. Das arbeitete dann ebenso präzise wie zügig.
Die Chronologie der Entschärfung
15.45 Uhr:
Ein Bahnsprecher schätzt, dass sich, wenn nichts Unerwartetes passiert, der Bahnverkehr nach der Entschärfung bis 17 oder 18 Uhr wieder normalisiert hat. Hier geht es zur aktuellen Reiseauskunft der Bahn.
Bombenentschärfung
15.20 Uhr:
Feuerwerker Karl-Friedrich Schröder spricht von einer "bilderbuchmäßigen Entschärfung". Die Zünder seien extrem gut erhalten gewesen. Sogar Produktionsjahr (1941) und Produktionsnummer waren noch zu lesen.
15.10 Uhr:
Gute Nachricht für Auto- und Bahnfahrer: Alle Sperren, so meldet die Stadt Herne, werden aufgehoben: Die Autobahnen werden frei gegeben, alle Verkehrsbeschränkungen im Zusammenhang mit der Entschärfungsaktion entfallen. Der Hauptbahnhof Wanne-Eickel ist wieder geöffnet. Die Züge verkehren wieder. Auch der Busverkehr in Wanne-Eickel läuft nach den vorgegebenen Zeit.
14.40 Uhr:
Es ist vollbracht: Um 14.15 Uhr war auch die 1,8 Tonnen schwere Luftmine entschärft.
14.35 Uhr:
HC 4000 LB heißt die britische Luftmine, die noch unschädlich gemacht werden muss, im Fachjargon. Sie wurde wegen der großen Sprengkraft einst aber auch „Wohnblock-Knacker“ genannt. Für Statistiker: Die Bombe ist gefüllt mit 1400 Kilogramm Sprengstoff, hat einen Durchmesser von 76 Zentimetern und eine Länge von 2,96 Metern.
In Dortmund-Hombruch war die am 3. November 2013 um 9 Uhr mit Straßensperren begonnene Entschärfung einer Bombe dieser Bauart übrigens erst um 16.06 Uhr abgeschlossen. In Herne gab es zuletzt 2005 einen Fall in ähnlicher Größenordnung. Konkret: in Herne-Röhlinghausen. Damals waren sogar 12.000 Menschen betroffen.
14.15 Uhr:
Warten auf die Entschärfung der großen Luftmine. Währenddessen ein kurzer Blick auf die Auswirkungen der Autobahnsperrungen: Gerade die Sperrung der Autobahnen A42 und A43 sorgten schnell für ein mittleres Verkehrschaos in Herne. Schnell bildete sich an den Anschlussstellen, an denen die Fahrzeuge von der Autobahn abgeleitet wurden, ein Stau.
So mancher überraschte Pkw-Fahrer verlor die Geduld und die Nerven und versuchte über die Standspur schneller zur Abfahrt zu gelangen. Viele der Autos fuhren anschließend recht ziellos durch Wanne. Kein Wunder, waren doch Kennzeichen aus ganz Nordrhein-Westfalen zu sehen - und weit darüber hinaus. Plötzlich fanden sich Menschen aus Österreich, den Niederlanden oder Polen mitten im völlig unbekannten Wanne-Eickel wieder.
„Wir fahren schon eine halbe Stunde im Kreis“, klagte ein älteres Ehepaar aus Gelsenkirchen, das nach Herne-Baukau wollte - und am Hauptbahnhof erneut umkehren musste. Allerdings gab es auch am Westring in Herne Staus, weil die dortige Anschlussstelle gesperrt worden war.
13.55 Uhr:
Wann suchen die Experten nach Bomben? Was ist auf Luftbildern zu erkennen? Und wie funktioniert die Entschärfung? Wir haben einmal bei den Feuerwerkern der Bezirksregierung Arnsberg nachgefragt. Hier geht's zum Artikel "Fliegerbomben — so werden sie gesucht, gefunden und entschärft".
13.40 Uhr:
Wir hatten vor der Bombenentschärfung mit Feuerwerker Karl-Friedrich Schröder gesprochen. Hier geht's zum Interview.
13.25 Uhr:
Das ging schnell: Die 250-Kilogramm-Bombe wurde um 13.15 Uhr entschärft.
13.10 Uhr:
Kurz vor 13 Uhr konnte mit der Entschärfung begonnen werden. Feuerwerker Karl-Friedrich Schröder nimmt sich zuerst die kleine Bombe vor.
Gewitter über Herne
12.40 Uhr:
Gerade gibt's ein Gewitter über Herne: Regen, Blitz und Donner. Das wirft eine Frage auf: War das schon die Bombe oder ein Donner?
12.35 Uhr:
Insgesamt sind nach Angaben der Stadt Herne rund 600 Kräfte im Einsatz: 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung, 150 Kräfte der Herner Feuerwehr und 70 des Technischen Hilfswerks. Auswärtige Unterstützung kommt beim Transport der in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen aus den Kreisen Unna, Olpe, Ennepe-Ruhr und aus Mülheim an der Ruhr.
100 auswärtige Helfer sind nach Herne gekommen. Bundespolizei und die Polizei des Landes stellen 150 Beamte. Hinzu kommen insgesamt rund 100 Kräfte von Deutschen Roten Kreuz, Arbeiter-Samariter-Bund, Malteser Hilfsdienst und den Johannitern. „Ich danke den vielen Helferinnen und Helfern. Die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten läuft hervorragend“, so Regierungspräsident Gerd Bollermann beim Besuch im Einsatzzentrum. Hernes Oberbürgermeister Horst Schiereck schließt sich dem Lob an. „Das Miteinander der Einsatzkräfte ist beeindruckend. Ein besonderer Dank geht an die Helfer von auswärts.“
12.25 Uhr:
Gerade gehen noch die letzten Krankentransporte über die Bühne und ein Polizeihubschrauber fliegt eine Kontrollrunde.
12.05 Uhr:
Die Stadt Herne weist auf Folgendes hin: Derzeit ist die Notrufnummer der Polizei überlastet. Bitte die Service-Nummer der Stadt zur Bombenentschärfung nutzen: 0 23 23 / 16 93 20.
11.40 Uhr:
Oberbürgermeister Horst Schiereck und Regierungspräsident Gerd Bollermann informieren sich nun im Lagezentrum über die Vorbereitungen. Acht Kontrollbezirke in der Evakuierungszone haben inzwischen grünes Licht gegeben.
11.35 Uhr:
Die Entschärfung, die um 11 Uhr starten sollte, verschiebt sich nach hinten. Derzeit geht man in Herne von 12.30 Uhr aus. Offenbar sind noch Menschen in einem Haus mitten in der Evakuierungszone.
11.10 Uhr:
Nach Informationen der Stadt Herne melden die Mitarbeiter in der Evakuierungszone, dass zwei von 15 Kontrollbezirken geräumt sind. Züge fahren noch bis 12 Uhr Züge durch das betroffene Gebiet. Allerdings ohne Halt in Wanne-Eickel Hauptbahnhof.
10.55 Uhr:
Der Blick von einer Fußgängerbrücke auf die gesperrte A42 offenbart bereits einen satten Stau. Hier nochmal der Link zur WDR-Stauschau.
10.30 Uhr:
Die Evakuierung läuft noch. Etwa die Hälfte des Sperrgebietes haben die Einsatzkräfte mittlerweile abgeschritten. Um die 140 Mitarbeiter von Stadt und Polizei klingen überall, um sich zu vergewissern, dass niemand mehr in den Wohnungen ist. Die Stadt Herne bittet noch einmal, die Evakuierungszone zu verlassen. Das diene der eigenen Sicherheit.
10.15 Uhr:
Hernes Oberbürgermeister Horst Schiereck und Regierungspräsident Gerd Bollermann besuchten heute Morgen die Stelle, an der die Bomben entschärft werden. Danach ging es weiter zur Sammelstelle in der Sporthalle im Sportpark Eickel, in der sich mittlerweile um die 200 Menschen aufhalten. Dort unterhalten sie sich mit den Evakuierten und lassen sich von Kindern ein Kartenspiel erklären. Gut 100 Bürger sind noch in den Anlagen außerhalb des Sportparks.
Die Malteser haben zum Zeitvertreib große Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiele aufgestellt. Zudem ist ein Konzert mit dem stadtbekannten Wanne-Eickeler Hotte Schröder geplant. Langweilig sollte es in der Sammelstelle also nicht werden.
Sammelstelle schon gut besucht
9.45 Uhr:
Die Sammelstelle am Sportpark Eickel ist schon gut gefüllt und füllt sich weiter. Unser Redakteur vor Ort schätzt, dass bereits deutlich über 100 Menschen dort sind, darunter viele Ältere mit Rollatoren.
9.25 Uhr:
Das Autobahnkreuz Herne ist zwischen 9.30 Uhr und 12 Uhr voll gesperrt, wie die zuständige Autobahnpolizei Münster mitteilt. Die Sperrungen werden auf der Autobahn 42 zwischen den Anschlussstellen Herne-Wanne und Herne Baukau und auf der A43 zwischen den Anschlussstellen Recklinghausen-Hochlarmark und Bochum Riemke eingerichtet. Umleitungsempfehlungen sind eingerichtet. Neben dem Autobahnkreuz liegen die Ausfahrten Herne-Crange (A42) und Herne-Eickel (A43) im gesperrten Bereich.
Wer wissen will, ob und wenn ja wie viel Stau es auf den Autobahnen bei Herne gibt, kann sich beim WDR über die aktuelle Verkehrslage informieren.
9.15 Uhr:
Der Bahnhof in Wanne-Eickel ist gerade geschlossen worden. Einige Bahnfahrer wurden überrascht. So kommt eine junge Frau, die nach Dortmund wollte, nun nicht mehr weg. Und ein Pärchen, das um 9.21 Uhr den Zug nehmen wollte, um den Movie-Park in Bottrop zu besuchen, hat auch Pech. Das bedeutet: Herne statt Vergnügungspark.
9.10 Uhr:
Die Züge fahren in der Zeit von 9 Uhr bis 11 Uhr ohne Halt durch Wanne-Eickel Hbf. Um 10.40 Uhr verkehrt die letzte Zugfahrt vor Sperrung des Hauptbahnhofs Wanne-Eickel. Gegen 10.50 Uhr werden die Streckenabschnitte
- Bochum-Riemke und Gelsenkirchen-Bismarck,
- Wanne-Eickel Hbf und Herne-Baukau/Herne-Rottbruch,
- Crange und Herne-Baukau und
- Wanne-Eickel und Herne gesperrt.
Hier geht es zur aktuellen Reiseauskunft der Bahn. Infos fürs Mobiltelefon finden Sie unter diesem Link. Auch die Busse von HCR, Bogestra und der Vestischen müssen umgeleitet werden. Eine genaue Übersicht gibt es hier.
8.45 Uhr:
Karl-Friedrich Schröder (54) und Volker Lenz (50), die beiden Feuerwerker des Kampfmittel-beseitigungsdienst Westfalen-Lippe sind schon vor Ort. Wenn die Evakuierung nach Plan abgeschlossen werden kann, soll die Entschärfung um 11 Uhr beginnen. Die Bomben werden nacheinander entschärft. Erst die 250-Kilogramm-Bombe mit einem Aufschlagzünder und danach die Luftmine mit drei Aufschlagzündern.
8.20 Uhr:
Seit 7 Uhr ist am Sonntag das Info-Telefon der Stadt Herne unter 0 23 23 / 16 93 20 erreichbar. Mehrere Hundert Herner hatten sich dort bereits bis Freitag gemeldet. Ab 9 Uhr ist der Sportpark Eickel, Im Sportpark 20, für Menschen geöffnet, die nicht wissen, wo sie während der Evakuierung hin sollen. Die Betreuung übernimmt das Deutsche Rote Kreuz. Sammelpunkte für den Bustransfer zur Sporthalle sind Am Freibad (Höhe Wananas), Juliastraße/Ecke Am Großmarkt und Bielefelder Straße/Horststraße. (JaK/we)