Herne.. Kultsänger Heino gibt Vollgas im Bayernfestzelt und sorgt für eine geschunkelte Eröffnung der Cranger Kirmes. 2600 Gäste lassen den Sänger hoch leben und zeigen ihm, dass die richtige Stimmung vor allem bei seinen alten Liedern aufkommt.
Heino und seine Hannelore, das ist was doll, doll Festes. 35 Jahre sind beide verheiratet. Klar, dass sie ganz vorne beim Konzert ihres Göttergatten im Bayernfestzelt mit dabei ist. Den Trubel ist sie gewohnt. Die Hitze auch – schließlich gibt’s ja Fächer. Und der Heino? Wie kommt der damit klar?
„Bestens“, sagt Hannelore, die ihren Mann als Foto auf der Rückseite ihres Handys immer bei sich trägt, „Heino ist hitzeerprobt. Ob in Namibia, München oder hier, kein Problem für ihn. Er wird’s überleben.“ Ganz fürsorglich raunt sie hinzu: „Er trägt ja heute extra nur ein Jeanshemd und eine Lederweste anstelle des langen Mantels.“
Fünf Meter höher wummert der Bass, läuft der große Blonde mit der schwarzen Brille über die Bühne, streckt die Arme aus der ärmellosen Weste und strahlt wie die Sonne ins Publikum. 2600 Gäste jubeln los, feiern beim Megakracher „Junge“ seines Überraschungsalbums „Mit freundlichen Grüßen“ längst Versöhnung mit dem 75-Jährigen. Denn der knallte kurz zuvor volle Lotte ins Fettnäpfchen, begrüßt seine Fans mit „Willkommen in Herne“. Und das in Wanne-Eickel. Der Lohn sind laute Pfiffe und Buhrufe. Doch die sind schnell vorbei. Was Musik so alles richten kann: Heino zeigt’s allen.
Heino-„R“ rollt durchs Festzelt
Munter poltert die Truppe aus vier Bläsern, dreistimmigem Chor und klassischer Rockbesetzung mit Schlagzeug, Gitarre, Bass und Keyboard durch „Eckstein – alles muss versteckt sein“, um dann Peter Fox und sein „Haus am See“ anzustimmen. Da ist es denn auch voll präsent, das rollende Heino-„R“. Es hört gar nicht mehr auf. Drüber liegt die getragene Stimme, und ja, das swingt wirklich. Hut ab Heino.
Spätestens bei Westernhagens „Frollein Meyer“ ist die Hannelore schon wieder im Spiel. Da lässt der Barde quasi eine Liebeserklärung durchs Zelt flattern: „Die macht mich immer noch völlig wibbelig.“ Aber klar doch, Heinos Hanne ist super drauf, ist plötzlich selber Star. Stiam Schröder (27), eigentlich knallharter und bunt tätowierter Metal-Fan, lässt sich mit ihr im Publikum fotografieren, hat einen Heidenspaß: „Das ist supergeil hier, ich fand Heino schon immer gut und liebe seine Weihnachtsplatten.“
Wacken-Jünger steht auf Heinos Weihnachtsplatte
Verkehrte Welt, denn auch Heino, der gern die „Himmel rühmt“ und mit der „schwarzen Barbara“ groß wurde, machte letztes Jahr einen vielbeachteten Abstecher nach Wacken, röhrte dort mit den Rammsteinern „Sonne“. Der Song kommt auch in Crange gut an, doch erst als er seine Oldies hervorkramt, brennt die sommerheiße Hütte wirklich. Es wird durchgeschunkelt, begeistert mitgesungen, wildes Falleri-Fallera allüberall.
Hin und weg ist da schon längst Brigitte Lipa (62). Hoch, hoch – ihre Arme reichen fast bis zum Zeltdach: „Der neue Heino, nee. Der alte bringt’s. Dazu kann man viel besser tanzen.“ Auch das Wanner Kind Margret Pusch reißt’s nun von der Bank: „Heino ist superklasse, macht tolle Stimmung.“ Sie ist 67, in Crange gerne „mittendrin und dabei“. Denn: „Ohne Scheiß, alt werden wir von allein.“