Herne/Essen. . Ein Überfall auf zwei Frauen in Herne stellt die Polizei auch am Montag vor Rätsel. Mehrere mit “Scream“-Masken vermummte Männer hatten am Freitagabend ein Auto ausgebremst, dann die Scheiben zerschlagen und eine der Frauen krankenhausreif verletzt. Und: sie verloren einen Teil der Beute.

Der Überfall dauerte vielleicht zwei Minuten. Der Ablauf taugt für's Kino, mindestens für die ZDF-Fahndungssendung "Aktenzeichen XY" - und vielleicht kommt es ja noch dazu, denn von den Tätern fehlt auch am Montag jede Spur. Mehrere mit "Scream"-Masken vermummte Männer haben am Freitagabend in Herne zwei Frauen in einem Auto brutal überfallen. Erste Erkenntnisse der Polizei vom Montag deuten darauf hin, dass die Tat geplant gewesen war.

"Die Täter waren außergewöhnlich dreist und skrupellos", ist Guido Meng, Sprecher der Bochumer Polizei, auch drei Tage nach dem Überfall noch fassungslos über das Geschehen, das sich am Freitagabend um 18.45 Uhr mitten in Herne ereignet hat: Zwei Autos bremsen auf dem Westring ein Auto aus, keilen das Fahrzeug ein. Mehrere Vermummte springen aus den Fahrzeugen, zerschlagen mit Baseballschlägern die Scheiben ihrer Opfer - zwei Frauen. Die Räuber schlagen das Gesicht einer der Insassinnen gegen den Türholm und entreißen den Frauen: zwei Handtaschen.

Opfer waren eine Ladeninhaberin und ihre Angestellte

Die Frauen in dem Auto sind die Ladeninhaberin (41) eines Geschäftes am Robert-Brauner-Platz und ihre Angestellte (21). Nähere Angaben zur Identität machte die Polizei am Montag nicht. Die Frauen waren kurz vor der Tat losgefahren und hatten auch die Tageseinnahmen im Gepäck. Die Geldbörse mit dem Geld - laut Polizei "unter 1000 Euro" Inhalt - fand sich allerdings am Tatort. "Die Täter müssen sie verloren haben", sagt Meng.

Den Tätern sei es offenbar darum gegangen, ihre Opfer "extrem einzuschüchtern". Von wievielen Männern sie angegriffen worden waren, konnten die Frauen nicht beziffern. Meng: "Sie waren natürlich extrem geschockt". Nähere Informationen zur Beute hat die Polizei am Montag noch nicht. Aber sie hat die Vermutung, dass der Überfall geplant worden war. Der Tatort liegt nur höchstens einen Kilometer vom Laden der Raubopfer entfernt.

Die Polizei hofft auf Hinweise von Zeugen. Denn Spuren haben die Täter reichlich hinterlassen:

Flucht-BMW ist in Gelsenkirchen aufgefunden worden 

Zur Brutalität der Täter kommt noch ein ungewöhnlich "exzessives Fluchtverhalten" hinzu, sagt die Polizei: Die Täter waren mit Vollgas über die nur wenige Hundert Meter entfernte Auffahrt Herne Baukau auf die A 42 gerast. Auf der Autobahn verursachten sie - nur etwa eine Minute nach dem Überfall - einen Unfall, verließen die Autobahn bereits über die nächste Abfahrt Herne-Horsthausen. Dabei wurden sie von dem geschädigten Autofahrer verfolgt, ein 49-jähriger Mann aus Herne. An der Kreuzung hinter der Auffahrt bremsten die Flüchtenden. "Einer der Insassen sei dann ausgestiegen, er hatte einen Gegenstand in der Hand", gibt Meng die Aussage des Unfallopfers wider. "Um was es sich handelte, hat der Autofahrer in der Dunkelheit nicht erkennen können". Er ließ die Täter aber lieber ziehen. "Auf der Josefinenstraße verlor sich dann die Spur", sagt Meng.

Der Flucht-BMW ist mittlerweile sichergestellt worden, teilt die Polizei am Montag auf Anfrage mit. Er war am Samstag in Gelsenkirchen-Schalke verlassen aufgefunden worden. Wie berichtet war der BMW Ende Februar in Oberhausen als gestohlen gemeldet worden. Der von den Tätern verwendete Audi war seit Ende Januar in Essen vermisst.

Polizei sucht Zeugen, die zur Tatzeit in Herne unterwegs waren

"Wir hoffen jetzt auf viele Hinweise von Zeugen". Vor allem hofft die Polizei auf Personen, die sich am Freitag an diesen Orten aufgehalten haben:

  • am Robert-Brauner-Platz in Herne: Dort liegt das Geschäft der Raubopfer. Die Täter könnten den Laden ausgekundschaftet haben, haben am Freitagabend womöglich in der Nähe auf die Frauen gewartet. "Möglicherweise sind dort bereits die Tatfahrzeuge aufgefallen"; Parkplätze seien in dem Bereich knapp, sagt Meng.
  • am Westring/Ecke Manteuffelstraße: Auch um 18.45 Uhr, dem Zeitpunkt des Überfalls, dürfte auf dem Westring noch einiger Verkehr gewesen sein", meint Guido Meng. Der Westring sei eine Hauptverkehrsachse in Herne.
  • auf der A42, zwischen den Anschlussstellen Herne-Baukau und Herne-Horsthausen: Hier haben die Täter auf der Flucht einen Unfall gebaut und dürften mit dem silberfarbenen 5er BMW mit Kennzeichen Oberhausen (OB) mit auffallend hohem Tempo unterwegs gewesen sein.

Der Fluchtwagen wurde am Samstagmorgen, um 9.30 Uhr, in Gelsenkirchen aufgefunden. Fundort ist die Caubstraße am Gelsenkirchener Stadthafen, direkt neben der A42. Einem Anwohner war der Wagen wegen des Unfallschadens aufgefallen. Auch vom Fundort des Fluchtautos hofft die Bochumer Polizei nun auf Zeugenhinweise. "Die Täter", sagt Mang, "könnten in ein weiteres Fluchtfahrzeug umgestiegen sein".

Zeugen können sich direkt an das ermittelnde Kriminalkommissariat KK 13 wenden, unter 0234/909-4131. Oder an jede andere Polizeidienststelle.