Herne. 100 Zechen sind heute im Ruhrgebiet noch sichtbar oder erlebbar. Der gebürtige Wanne-Eickler Wolfgang Berke hat sie mit Kollegen zusammen in einem Reiseführer vereint. “Auf Zeche“ heißt das Werk, das komprimiert und übersichtlich Fakten in Bild und Schrift aus Gegenwart und Vergangenheit zusammenfasst.

An manches Bergwerk in Herne erinnert heute nicht mehr als ein Straßenname. Von der Heydt, Julia oder Zeche Constantin haben keine Spuren hinterlassen. Sie werden deshalb auch nicht in dem Führer „Auf Zeche“ erwähnt, den Wolfgang Berke, Wolfgang Grubert, Michael Farrenkopf und Stefan Przigoda verfasst haben.

Wolfgang Berke, ein gebürtiger Wanne-Eickeler, hat sich als Kenner seiner Heimat einen Namen gemacht und darüber hinaus zahlreiche Ruhrgebietsführer verfasst. Der Ende 2013 erschienene Führer „Auf Zeche“ widmet sich den 100 Bergwerken im Revier, „die noch sichtbar sind oder auf denen etwas zu erleben ist“.

In Herne und Wanne-Eickel sind das Pluto, Unser Fritz, Shamrock, Friedrich der Große, Mont Cenis und Teutoburgia. Natürlich dürfte den Alteingesessenen vieles bekannt sein, etwa die Herkunft ihrer Namen: Unser Fritz nach Friedrich III., Shamrock wie das Kleeblatt in der irischen Heimat von William Thomas Mulvany oder Mont Cenis wie der gleichnamige französische Berg - ein Name „der im Herner Sprachgebrauch wahlweise die Aussprache ,Monxeni’ oder die Version ,Montzenis’ zulässt“, wie der Autor süffisant bemerkt.

Historische Schwarz-weiß-Bilder

Doch in so komprimierter und übersichtlicher Form kommen die Informationen sonst selten daher. Mal sind es zwei Seiten, mal vier, auf denen die wichtigsten Fakten und Geschichten zusammengetragen sind, wobei sich Vergangenheit und Gegenwart in Text und Bild ungefähr die Waage halten. Hingucker sind die historischen Schwarz-weiß-Fotos, viele von ihnen aus dem Montanarchiv des Bergbaumuseums stammend: spielende Kinder vor der Schlot- und Förderturm-Kulisse von Pluto-Wilhelm, die Waschkaue von Unser Fritz, Kanalidylle mit Friedrich der Große.

Auch interessant

Alle Kapitel enthalten neben der genauen Lage der Zeche einen Steckbrief mit den Eckdaten wie Teufbeginn und Förderbeginn, Betriebsende, maximaler Fördermenge und heutiger Nutzung. Ein weiteres Kästchen listet Pluspunkte und Minuspunkte der jeweiligen Zeche auf. „Schön“ finden die Verfasser z.B. an Pluto-Wilhelm das erhaltene Doppelstreben-Schachtgerüst von Fritz Schupp, „Schade“, dass keine Informationen zur Zeche vor Ort zu bekommen sind.

„Kommt dieses Buch nicht ein wenig spät?“, fragen die Autoren schlauerweise im Vorwort selbst. Um gleich mit Nein zu antworten. Denn schon vor 25 Jahren gab es nicht mehr als 22 aktive Bergwerke. Was sie gereizt hat, ist das neue Leben in den alten Zechen, die heute „bewohnt, bespielt, bestaunt und begangen“ werden.