Castrop-Rauxel. .
Die „Tour the Ruhr“ geht in die Fortsetzung. Roy Kift legt die vierte aktualisierte Auflage seines Reiseführers vor.
Den Mann muss man erleben: Roy Kift. Er ist Engländer, spricht fließend deutsch, bleibt verbal aber immer als Engländer erkennbar und sorgt so für eine sympathische Gesprächsakustik der besonderen Art. Jetzt hat der bekennende Castrop-Rauxeler die vierte, aktualisierte Ausgabe seines Reiseführers „Tour the Ruhr“ vorgelegt - auf englisch.
Er nennt sie nun die „Complete Tour the Ruhr“, hat erstmals Wesel, Kamp-Lintfort und Xanten mit aufgenommen. Mit 258 Seiten ist das Büchlein, das im Klartext-Verlag erscheint, im Vergleich zur ersten Auflage um gut ein Drittel gewachsen. Und es geht weiter, virtuell. Denn ein Reiseführer ohne Updates ist nur eine olle Kamelle. „Ich aktualisiere die ganze Zeit, bin jetzt schon bei der fünften Auflage in meinem Computer.“
Kift lebt seit 1987 in Castrop-Rauxel, ist Vater zweier Töchter und verheiratet mit einer Deutschen. 68 Jahre hat er auf dem Buckel, wirkt aber viel jünger. Es ist der britische Humor, der ihn jung macht und hält und natürlich der Dreiklang eines echten 68ers: „Sex und Drugs und Rock ‘n’ Roll, das ist das Geheimnis.“ Klar, dass ein solcher Mann, der hauptberuflich Schriftsteller und Übersetzer ist, die Reiseführerarbeit mit Vollgas und vollem Einsatz betreibt. Und so sprudelt es aus ihm heraus: „Ich tauche mit ganzem Körper in die Recherche ein, gehe auf Tour mit dem VRR, war überall vor Ort.“ Und: „Ich kenne das Ruhrgebiet besser als viele anderen.“ Holla, da weiß aber einer was er sagt. Und Leserzuschriften, die ihn aus aller Welt erreichen, stimmen dem zu. Eine Corinna Jones aus London zum Nutzwert: „Gut recherchiert, unterhaltsam geschrieben, eine Augenweide. Kauft das.“
In der Tat sprechen auch die Zahlen für sich. Seit der Erstauflage gingen rund 15 000 Exemplare über die Theke, knapp und informativ geschrieben, wurde das Buch zum Bestseller für Klartext. Die Idee zum englischsprachigen Ruhrgebietsführer kam Kift, als Freunde aus England entsprechende Lektüre nachfragten. Doch der Markt war blank.
„Es gab keinen Reiseführer, also habe ich es gemacht.“ Natürlich kaufen nicht nur Besucher von außerhalb den Führer, auch Deutsche greifen gerne zum „Tour“-Buch. „Oft ist das Buch ein Geschenk an englisch sprechende Gasteltern in aller Welt“, weiß Kift. Auf die Frage: „Where do you live?“ folgt dann die zackige Anweisung: „Read it.“
Natürlich will das Buch keine neutrale Anfahrtskizze sein. Vielmehr sind alle Beschreibungen zutiefst subjektiv. „Ich versuche, den Leuten einen Eindruck zu geben, wie es ist, wenn man da ist.“ Also wandelt der Leser quasi auf den Spuren Kifts. Mit Erfolg wohl, denn es kam noch keine Rückmeldung a la „du hast gesagt es ist toll, aber es war scheiße“, sagt Kift. Und deshalb sieht er seinen Job auch gut gemacht, hat er doch mittlerweile in jeder Stadt einen Informanten, der ihm Änderungen, Neues und Aktuelles meldet. „Es ist harte Arbeit, aber es macht viel Spaß.“
Und was sind die Highlights für einen jeden Castrop-Rauxel-Besucher? Nun, Jan Bormanns Landmarke auf Schwerin, die schnuckelige Altstadt und der Erinpark lauten Kifts heiße Empfehlungen, der zudem die tolle heimische Restaurant-Szene lobt und auch die Juweliere Zimmer und Grosche sowie die Keramik-Künstlerin Ursula Commandeur ausdrücklich als Besuchtipps erwähnt.