Herne. . Das Herner Sasol-Werk wird doch nicht geschlossen. Der internationale INEOS-Konzern kauft den Standort an der Shamrockstraße. Die Produktion läuft weiter, die etwa 130 Arbeitsplätze sind vorerst gerettet. Alle Beteiligten zeigten sich erleichtert über die überraschende Wende.

Überraschende und glückliche Wende für den Herner Standort des Chemie-Unternehmens Sasol Solvents Germany: INEOS, ein internationaler Produzent von petrochemischen Produkten, kauft die deutschen Sasol-Standorte Herne, Moers und Hamburg. Die Produktion an der Shamrockstraße wird doch nicht stillgelegt, die etwa 130 Arbeitsplätze bleiben erhalten.

Rückblende: Anfang November hatte Sasol bekannt gegeben, dass der Herner Standort fast komplett geschlossen wird. Rund 130 Arbeitsplätze sollten wegfallen oder möglicherweise nach Moers verlagert werden. Die Gründe: steigende Rohstoffpreise für die Produktion von Ethanol und Isopropanol sowie Billigimporte aus den USA, Brasilien und Pakistan. Lediglich die Vergällung von Ethanol-Importen von Sasol in Südafrika sowie die Ausbildung sollte erhalten bleiben, insgesamt 18 Arbeitsplätze.

Bereits zuvor hatten sich Verkaufsgespräche mit einem Interessenten nach mehr als sechs Monaten Verhandlungen zerschlagen. Bei INEOS handelt es sich um einen internationalen Hersteller von Spezialchemikalien und Ölprodukten mit 51 Produktionsstandorten in elf Ländern.

Kartellamt muss noch zustimmen

Der Verkauf sei überraschend gekommen, sagte Sasol-Geschäftsführer Rainer Preuß im Gespräch mit der WAZ. „INEOS bietet eine Integration von Rohstoffen im Konzern, die unser Unternehmen nicht hat.“ Als er gestern bei einer Betriebsversammlung die Mitarbeiter informiert habe, sei seine zehnminütige Rede mehrfach vom Applaus unterbrochen worden. Preuß: „Die Erleichterung bei den Beschäftigten war deutlich zu spüren.“ Schließlich werde die Produktion weitergeführt wie bisher, die Verhandlungen über einen Sozialplan seien abgebrochen worden, so Preuß.

Es gebe Optimismus, allerdings keinen Grund zur Euphorie, so Preuß. So seien unter dem neuen Eigentümer strukturelle Veränderungen nicht ausgeschlossen, doch die dürften weniger gravierend ausfallen als eine Stilllegung.

Auch interessant

Ähnlich bewertet auch IGBCE-Bezirksleiter Karlheinz Auerhahn die Wendung zum Guten. „Wir haben erstmal durchgeatmet, aber es bleibt abzuwarten, was INEOS vorhat.“ Mit dem Verkauf sei nicht plötzlich alles „Friede, Freude, Eierkuchen“. Die Probleme, die den Standort in der Vergangenheit in Schieflage gebracht hätten, bestünden ja nach wie vor.

Bei INEOS selbst glaubt man, die Probleme lösen zu können, hieß es auf Anfrage der WAZ. Mit Sasol erweitere der Konzern sein Produktportfolio und erhalte neue Potenziale. Über den Kaufpreis vereinbarten beide Seiten Stillschweigen.

Oberbürgermeister Horst Schiereck, der gestern nach der Betriebsversammlung von der Rettung erfuhr, zeigte sich persönlich erleichtert. Dies gelte jedoch für alle politisch Verantwortlichen in der Stadt. Er freue sich, dass die Arbeitsplätze erhalten blieben. Dies sei auch gut für den Standort Herne. Noch steht der Verkauf unter Vorbehalt, das Kartellamt muss sein Okay geben. Laut Preuß gebe es jedoch keinen Grund für eine Ablehnung.