Der kommunale Ordnungsdienst der Stadt hat auf der Wiese an der Ecke Pelsstraße/Gartenstraße das Gastspiel eines fahrenden Zirkus gestoppt, weil er Mängel am Baubuch für das Zirkuszelt moniert hat. Die Besucher der Freitagsvorstellung wurden nach Hause geschickt, die weiteren Vorführungen fanden nicht statt. Mit den fehlenden Unterlagen ausgestattet, will der „Circus Monti“ sein Gastspiel nun von Donnerstag bis Sonntag nachholen.

Am Zelt selbst gab es keine Beanstandungen, sagt Gerhard Kaselowsky vom „Circus Monti“. Darauf legt er Wert: „Seit 1960 bauen wir Zirkuszelte. Wir wissen, wie das geht.“ Die eigentliche Bauabnahme am Donnerstag sei deshalb auch unspektakulär verlaufen. „Der Mann von der Stadt war wirklich ganz nett“, sagt Zirkuschefin Cornelia Kaselowsky. Aber dann seien fehlende Unterlagen im Baubuch bemängelt worden, in dem wie bei einer Betriebserlaubnis regelmäßig der TÜV erneuert werden muss, sagt Stefan Pietz, Leiter des kommunalen Ordnungsdienstes. Außerdem fehlten dem Zirkus die tierschutzrechtlichen Genehmigungen, so dass er keine Vorstellungen mit den Tieren im Zirkus-Tross geben darf.

Zirkus in der achten Generation

Ergebnis der Überprüfungen: Die 17 Uhr-Vorstellung am Freitag wurde abgebrochen, sogar die Polizei wurde gerufen. Die Zirkusfamilie hatte gehofft, bei der Vorstellung auf einem privaten Grundstück ohne die Genehmigung auszukommen: „In anderen Städten geht das“, sagt die Chefin.

Der Verweis auf die Praxis in anderen Städten ist für den Zirkus mit Wurzeln in Ostwestfalen und am Niederrhein allerdings ein zweischneidiges Schwert. 2011 etwa hatte sich der Zirkus in Iserlohn ohne Genehmigung auf einem städtischen Grundstück für ein Gastspiel nieder gelassen und ebenfalls einen Polizeieinsatz ausgelöst, weil sich Zirkusmitarbeiter und städtische Bedienstete am Ende sogar ein Handgemenge um beschlagnahmte Werbeplakate geliefert hatten.

Die Werbetafeln des Zirkusses hängen noch in Kirchhellen, das abgebrochene Gastspiel soll nachgeholt werden, sagt die Zirkuschefin: „Erklären Sie mal den Kindern, dass der Zirkus nicht spielt. Die Leute haben sich alle geärgert, und die Kinder waren traurig. Und wir sind seit Tagen ohne Einnahmen geblieben. Dabei war es ohnehin dieses Jahr bislang eine total schlechte Saison für den Circus.“ Dazu habe das nasskalte Frühjahr seinen Teil beigetragen.

Mit der notwendigen Genehmigung und ohne die Tiere, die auf der Wiese an der Pelsstraße lagern, will der Zirkus, der ohnehin nur mit einem Teil seiner tierischen Entourage nach Kirchhellen gekommen ist, mit einem reinen Artistenprogramm auftreten. Acht Familienmitglieder werden in der Manege agieren. Manchmal sogar neun, wenn nicht gerade Schlafenszeit ist für Jolyne, fünf Monate alt und Zirkuskind in der achten Generation, sagt Cornelia Kaselowsky: Wenn die junge Dame wach ist, darf sie bei einer Jonglage-Nummer auf Opa Gerhards Hand balancieren. Kusshändchen werfen wird sie aber noch lernen müssen.