Herne. . Nach dem Zusammenstoß eines Autos mit einem Güterzug auf dem unbeschrankten Bahnübergang Krokusweg/Sonnenblumenweg in Herne sind die Anwohner besorgt. Hätte der Unfall verhindert werden können? Etwa durch eine Schranke? Die Stadt sieht die Sicherheit gewährleistet.

Bei einem Unfall auf dem unbeschrankten Bahnübergang Krokusweg/Sonnenblumenweg ist am Mittwochabend eine Hernerin schwer verletzt worden. Die 65-Jährige war mit ihrem Wagen gegen einen Güterzug geprallt, der auch Ammoniak geladen hatte. Anwohner sind deshalb in Sorge. Und fragen: Warum hat der Bahnübergang keine Schranke?

Der Unfallvorgang

Zum Unfall: Gegen 19.30 Uhr hatte die Frau nach Angaben der Polizei das Blink- und Akustiksignal des Andreaskreuzes missachtet. Ein Güterzug der Wanner-Herner-Eisenbahn (WHE), auf dem Weg ins Evonik-Werk, prallte gegen den Wagen. Dieser wurde durch die Wucht des Aufpralls herumgeschleudert und mehrere Meter mitgeschleift; dann kam die Bahn zum Stehen.

Die Fahrerin wurde in ihrem zerstörten Wagen eingeklemmt und konnte erst nach anderthalb Stunden von der Feuerwehr befreit werden. Schwer verletzt kam sie ins St. Anna-Hospital nach Wanne. Warum sie trotz der Warnsignale den Bahnübergang in Höhe der Grenze Wanne-Süd/Eickel passieren wollte, ist der Polizei ein Rätsel. Alkohol, so ein Polizei-Sprecher, sei offenbar nicht im Spiel gewesen.

Häuser geräumt

Nach der Karambolage wurden die angrenzenden Häuser zunächst geräumt, da der Wagen – gefüllt mit 53 Tonnen Ammoniak – gegen ein Sicherheitsventil drückte. Glück im Unglück: Das giftige Gas trat nicht aus, auch der Kesselwagen, versehen mit zwei Wänden, hielt.

Nach Angaben von WHE-Sprecherin Angelika Kurzawa war der Zug des städtischen Logistikunternehmens auf einer rund 1,5 Kilometer langen, unternehmenseigenen Strecke unterwegs. Angekoppelt gewesen seien – wie in der Regel üblich – drei Waggons. Genutzt werde die Strecke durchschnittlich ein- bis zweimal täglich allein von der WHE für Transporte, meist Ammoniak, zum Evonik-Werk; unterwegs seien die Züge mit 20 bis 25 Km/h. Die WHE als Betreiber der Strecke ist verantwortlich für die Anlagen, also auch die Sicherheitsvorkehrungen. Bei einer Kontrolle durch die Landeseisenbahnverwaltung, so Kurzawa, habe es noch im Juni keine Beanstandungen gegeben.

Schranke angeregt

Anwohner wollen dennoch nachhaken. Christoph Kleinhubbert etwa wohnt seit 16 Jahren mit seiner Familie direkt neben dem Bahnübergang und war in seinem Garten Ohrenzeuge des Unfalls. „Es gab einen lauten Knall“, sagt er zur WAZ, dann sei die Hupe des Unfallwagens losgegangen. Immer wieder aufs Neue. Und der Zug habe sich angehört, als würde er entgleisen. Auch wenn sich diese Befürchtung nicht bestätigt habe und die Karambolage für die Anwohner letztlich glimpflich ausgegangen sei: „Sie ist ein Anlass zu prüfen, ob die Sicherheit ausreicht.“

Ähnlich äußert sich sein Nachbar Manfred Lieder. Er sei „ziemlich geschockt“, berichtet er. Er regt eine kleine Schranke an. Es seien viele Kinder ins Quartier gezogen, begründet er, außerdem werde der Bahnübergang von zahlreichen Besuchern der benachbarten Kleingartenanlage „Grüner Ring“ genutzt, nicht zuletzt sei der Übergang durch die 90-Grad-Kurve des Sonnenblumenwegs sehr unübersichtlich.

Nach Auskunft von Stadtsprecher Christoph Hüsken sei die Sicherung an dem Übergang ausreichend, das zeige ein Blick in die Bestimmungen des Gesetzgebers.