Herne. . In den vergangenen Wochen sind in Herne wiederholt Igel mit tiefen Wunden an den Pfötchen gefunden worden. Tierarzt Michael Diekhans und Hiltrud Buddemeier vom BUND stehen vor einem Rätsel. Sie vermuten, dass Netze, mit denen Beete abgedeckt werden, Ursache für die schweren Verletzungen sein könnten.

Seit einigen Wochen werden in Herne-Süd auffallend häufig Igel mit schweren Verletzungen gefunden. „Ich habe so etwas in meiner 20-jährigen Praxis noch nicht erlebt“, sagt Michael Diekhans, Tierarzt und stellvertretender Vorsitzender der Kreisstelle der Tierärzte Bochum/Herne.

Beetabdeckungen im Verdacht

Fünf Tiere sind in den vergangenen Wochen bei ihm abgegeben worden, die alle die gleiche Art an Verletzung aufwiesen: Sie hatten tiefe Wunden an den Pfötchen, zum Teil auch am Schnäuzchen und einer am Auge. „Die Wunden sehen aus wie eine Mischung aus einer Schnitt- und Strangulationsverletzung“, so der Veterinär. „Das ist völlig untypisch.“

Häufiger komme es leider vor, dass die possierlichen Tierchen gerade im Herbst, wenn sie auf der Suche nach einem Quartier für den Winterschlaf sind, in nicht abgedeckte Kellerschächte fallen. Sie versuchen dann so verzweifelt, wieder herauszukommen, dass sie sich dabei die Krallen bis auf die Zehenknochen abschürfen. Doch die Krallen der bei ihm in den vergangenen Wochen abgegebenen Tiere seien in Ordnung gewesen. Michael Diekhans kann sich die jetzt aufgetretenen Verletzungen nur so erklären, dass sich die Tiere irgendwo verfangen und mit aller Macht befreit haben. „Vielleicht“, so der Tierarzt, „haben Leute mit ungeeignetem Material Beete zum Schutz vor Vögeln oder Kaninchen abgedeckt. Die Igel verheddern sich in den Netzen und verletzten sich so übel.“

Pflege nicht einfach

Die Vorsitzende des Herner BUND, Hiltrud Buddemeier, denkt in eine ähnliche Richtung. Bei ihr sind die Igel nach der ärztlichen Behandlung gelandet, denn sie können nicht sofort wieder in Freiheit entlassen werden und die Pflegebedingungen kann nicht jeder erfüllen. So lange die Wunden nicht komplett verheilt sind, müssen sie behandelt und vor allem vor Fliegen geschützt werden: „Fliegen legen ihre Eier in die Wunden, die die Igel im Gegensatz zu Hunden oder Katzen nicht weglecken können. Wenn sich aus den Eiern dann Maden entwickeln, ist es um die Igel geschehen.“ Deshalb hat sie ihren derzeitigen Pflegling in einer Kunststoffwanne mit in Desinfektionsmittel getränktem Zeitungspapier untergebracht; Box samt Igel stehen in einem geschlossenen Raum. Weil bei dem Tierchen auch noch die Sehne des vorderen Pfötchens durchtrennt ist, wird der Igel wohl für den Rest seines Lebens humpeln. „Frei lassen kann ich ihn nur in einem geschützten Umfeld“, sagt Hiltrud Buddemeier. „Sonst hat er keine Chance.“

Igel helfen Gärntern

Ebenso wie Hiltrud Buddemeier empfiehlt auch Rolf Reinholz von der Unteren Landschaftsbehörde der Stadt, Beete allenfalls mit Material abzudecken, aus dem sich Igel befreien können - oder ganz darauf zu verzichten, weil sie nur bedingt den gewünschten Effekt zeigten. „Kaninchen können sich untendrunter durchgraben, Schnecken stört ein Netz sowieso nicht“, so Reinholz. Gärtner müssten außerdem froh sein, wenn sie Igel im Garten und in den Beeten hätten, denn als reine Fleischfresser vertilgen sie fleißig die unbeliebten Nacktschnecken und anderes Getier, das gerne am Grünzeug knabbert. Auch wenn Igel nicht zu den gefährdeten Arten gehörten, ständen sie aber trotzdem unter Naturschutz, betont Rolf Reinholz.

Weil die verletzten Igel aus dem Umfeld der Kleingartenanlage Herne-Süd stammten, wolle die Stadt Kontakt mit dem Vorstand aufnehmen und bitten, die Kleingärtner auf das Problem aufmerksam zu machen und die Augen offen zu halten.

Im Internet lassen sich viele Informationen zum Leben und Verhalten von Igeln finden, zum Beispiel unter www.pro-igel.de.