Herne. . Viele Schüler haben zu hohe Ausgaben, da sie mit ihrem Geld nicht vernünftig umgehen können. Das Schulheft „Achtung, Schuldenfalle!“ der Herner Lehrerin Isabel Winkler soll helfen, das zu lernen.

Eine SMS nach der anderen, stundenlange Gespräche mit den Freunden, Kino- und Partyabende – schwups ist das Taschengeld oder Gehalt futsch. Meist ist der Monat dann aber noch lang. Immer mehr Jugendliche kennen das Problem, haben Schwierigkeiten mit ihrem Geld auszukommen, machen teilweise sogar Schulden. Das ist auch Lehrerin Isabel Winkler aufgefallen. „Achtung, Schuldenfalle!“ heißt das Schularbeitsheft, das die 28-jährige Hernerin deshalb entwickelt hat.

Private Gespräche der Schüler während ihres Referendariats öffneten Isabel Winkler die Augen: Viele von ihnen konnten nicht mit Geld umgehen. „Ich hörte, wie einige aus Geldnot Treffen mit den Freunden absagten oder sich dafür entschuldigten, dass sie auf eine SMS nicht geantwortet hatten, weil die Prepaid-Karte schon wieder leer war“, erinnert sich die junge Lehrerin.

Vier Kapitel mit verschiedenen Aufgaben

Sie wollte es genauer wissen, horchte nach. Winkler interessierte, was die Jugendlichen glaubten, wie viel sie denn einmal verdienen müssten, um gut leben zu können. „Ich bekam utopische Antworten. Einige dachten, 600 Euro im Monat würden reichen.“ Diese Unwissenheit der Schüler und ihre Geldprobleme brachten die Hernerin schließlich auf die Idee, ihre zweite Staatsarbeit dem Thema zu widmen. Sie entwickelte das Schulheft „Achtung, Schuldenfalle!“ mit Arbeitsblättern für den Unterricht.

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Verteilt auf vier Kapitel warten verschiedene Aufgaben auf die Schüler: Lückentexte, Memory-Karten oder Tabellen, die ausgefüllt werden müssen – sie alle drehen sich um das Thema „Geld“ – so wie die Selbsteinschätzung zu den eigenen Ausgaben am Anfang. „Es gibt auch Tests zum Ankreuzen, wie man sie aus Zeitschriften kennt“, verrät Winkler. Dadurch erfährt der Jugendliche etwa, ob er ein Sparfuchs ist oder eher leichtsinnig mit seinem Geld umgeht. Ihre Seminarleiterin, die ihre Staatsarbeit bewerten musste, war begeistert von dem Arbeitsbuch: „Sie riet mir, das Heft einem Verlag anzubieten, um es für alle Lehrer zugänglich zu machen.“ Seit etwa fünf Wochen steht es nun in Buchläden und im Internet zum Verkauf.

Ingo Döring, Leiter der Verbraucherzentrale (VZ) in Herne, findet die Idee gut, die hinter dem Arbeitsheft steckt. Aber er merkt auch an, dass Schulden-Prävention an den Schulen nichts Neues sei: „Die Verbraucherzentrale bietet schon seit Jahren präventive Veranstaltungen an.“ Das Feedback sei unterschiedlich: Einige Schulen fänden andere Themen wichtiger. Dagegen kann aus Sicht des VZ-Leiters die Prävention gar nicht früh genug beginnen: „Eigentlich sollte man damit schon im Kindergarten anfangen.“ Denn zu Hause werde zu wenig darüber gesprochen. Zudem bereite das Thema „Taschengeld“ vielen Eltern Probleme. Dabei sei gerade das der erste Schritt für Kinder zu einer sehr wichtigen Erkenntnis: „Geld steht nicht unendlich zur Verfügung.“

Aufklärung verhindert Schulden nicht ganz

Das musste auch der 17-Jährige feststellen, der zur Sozialberatung der Caritas kam, weil er nicht wusste, wie er die 700 Euro hohe Handyrechnung zahlen sollte, erzählt Bernd Zerbe, Abteilungsleiter im Bereich soziale Dienste der Caritas. „Zusammen konnten wir beim Telefonanbieter eine niedrige Ratenzahlung sowie eine Teilstornierung erreichen. In dem Fall hat es gut geklappt.“ Aber es gebe Fälle mit größeren Summen, in denen die Caritas nicht mehr weiterhelfen könnte. Im Hinblick auf Präventionsmaßnahmen ist Zerbe allerdings skeptisch. Zwar sei Aufklärung wichtig, doch sie erreiche nicht jeden, sagt der Caritas-Mitarbeiter. Einige Jugendliche unterlägen leider trotzdem der Verlockung, heute zu kaufen und morgen zu zahlen.

Doch vielleicht sind es weniger, nachdem sie das Arbeitsbuch von Isabel Winkler durchgearbeitet haben. Die Rückmeldungen der Schüler, die das Heft bereits für Winklers Staatsarbeit testen durften, waren zumindest positiv. Das Ergebnis: Nicht nur die Arbeitsblätter hätten den Jugendlichen Spaß gemacht, „einige gaben sogar zu“, so Winkler, „dass ihnen gar nicht bewusst gewesen wäre, wie viel Geld sie bislang tatsächlich ausgegeben hätten“.