Herne. . Die Mitarbeiter des Siemens-Werkes an der Südstraße stemmen sich gegen die vom Konzern geplante Schließung des Standortes. Mit einem Gutachten, das IG Metall und Betriebsrat nun auf den Weg bringen, wollen sie für eine Zukunft der knapp 100 Jahre alten Getriebe-Stätte werben.

„Wir haben eine Chance“, glaubt Betriebsratsvorsitzender Jo Szczepaniak. Zur Erinnerung: Vor 14 Tagen hatte die Unternehmensspitze den knapp 175 Mitarbeitern überraschend ihre Pläne für das Aus des ehemaligen Flender-Werkes mitgeteilt; dort werden Getriebe unter anderem für Windkraftanlagen repariert und ersetzt. Den Mitarbeitern sollen Jobs an den großen Getriebe-Standorten von Siemens im 70 beziehungsweise 80 Kilometer entfernten Voerde und Bocholt angeboten werden.

Darüber, wer das Angebot annehme und wer nicht, werde im Unternehmen gar nicht diskutiert, sagt der Betriebsratsvorsitzende: „Wir wollen nicht umziehen, sondern den Standort erhalten“, stellt er klar. Um anzufügen: „Die Bereitschaft, dafür zu kämpfen, ist groß.“ Auf Streiks wolle man dabei, zumindest vorläufig, verzichten. Der Betrieb, erklärt Szczepaniak, solle so weiter laufen wie bisher, und das heiße: effektiv. „Wir wollen nicht blockieren, sondern zeigen, dass es ohne uns nicht geht“, so der 60-Jährige, der seit 46 Jahren in dem Werk arbeitet.

Eigenes Konzept soll Standort sichern

Dabei sprächen die Fakten für sich: Die Durchlaufzeiten für defekte Getriebe, die an der Südstraße repariert oder ersetzt werden, seien wesentlich verkürzt, die Liefertermintreue sei zudem deutlich verbessert worden. Das seien gewichtige Argumente, die für Herne sprächen – und gegen eine Konzentration an anderen Groß-Standorten.

Mit einem eigenen Konzept, unterstützt von einem Sachverständigen, wollen Arbeitnehmer und Gewerkschaft das Ganze nun untermauern. Erste Ideen, wie der Standort Herne nicht aufgegeben, sondern sogar gestärkt werden könnte, würden im Betriebsrat bereits diskutiert, sagt Szczepaniak. Nennen will er sie (noch) nicht.

Die IG Metall hat mit der Erstellung des Gutachtens keine Eile. Es habe noch nicht einmal Gespräche mit der Unternehmensspitze gegeben, sagt die 1. Bevollmächtigte Eva-Maria Kerkemeier. Die aber seien nötig, müssten doch Verhandlungen über einen Sozialplan und Interessenausgleich anvisiert werden, wolle man Jobs verlagern. Nicht zuletzt gelte es, viele Fragen zu klären. Etwa diese: Wie wolle Siemens das unterschiedlichen Entgeltniveau an den Standorten anpacken? Und wo die Mitarbeiter aus Herne unterbringen? Auch Kerkemeier betont: Das letzte Wort über das Aus für den Standort Herne sei noch lange nicht gesprochen.