Herne. . Gartenschauen sind den meisten Bürgern bekannt. Aber Gewässerschauen? Was soll das sein? Zu einer solchen Veranstaltung hatte die Untere Wasserbehörde Bürger eingeladen.

Dass es neben Gartenschauen auch Gewässerschauen gibt, mag dem interessierten Bürger nicht neu sein. Der Autorin dieses Artikels war dies allerdings nicht bekannt. Bis sie von der Unteren Wasserbehörde der Stadt zur Gewässerschau am Voßnacken eingeladen wurde - und schließlich mit Anwohnern, Naturschützern, der Stadtentwässerung (SEH) und dem Fachbereich Umwelt durch das Unterholz entlang der Reste des alten U-Bahn-Aushubs strich.

„Solche Schauen gibt es alle fünf bis acht Jahre“, erklärt Georg Klee vom Fachbereich Umwelt. Ziel sei es, das Gebiet auf lange Sicht anzupassen. „Das ökologische Entwicklungspotenzial und der Neubau des Abwasserpumpwerks sollen unter anderem diskutiert werden“, erläutert Klees Kollege Jürgen Padligur.

Hoher Wasserstand gefährdet Orchideen

Auf dem Weg zur Orchideenwiese stoßen die Teilnehmer auf eine unerlaubte Müllablagerung: Die Rinne, die Frösche sicher entlang der Straße leiten soll, ist mit Erde und Gartenabfällen zugekippt. „Das macht ein Zurückfallen in die Rinne unmöglich und ebnet den Weg zur Straße“, so Landschaftsarchitektin Martina Klus. Anders als viele Menschen glaubten, seien Erdreste und Gartenabfälle unerwünscht, sagt Klee. Denn: Sie führten zu Überdüngung.

An der Orchideenwiese offenbart sich ein weiteres Problem: Der Wasserstand des angrenzenden Teiches ist sehr hoch. „So hoch wie in noch keinem Jahr“, weiß Hiltrud Buddemeier, Sprecherin des BUND. Das Wasser stelle eine ernstzunehmende Gefahr für die Orchideen - fast 10 000 an der Zahl - dar. Schließlich seien dies keine Sumpflanzen.

Nach Einschätzungen der Experten vor Ort ist der Wasserablauf am Einlaufpunkt gestört. Für Maßnahmen an natürlichen Gewässern stellt die Stadt jährlich einen Topf in Höhe von rund 80 000 Euro zur Verfügung. Im vergangenen Jahr hatte sie die Wiese erstmals mähen lassen. Das habe dazu geführt, dass sich die Orchideensaat habe noch besser ausbreiten können, so Hiltrud Buddemeier. Sie betonte noch einmal die überregionale Bedeutung der Orchideen-Ansammlung - etwa für Universitäten. Das Saatgut soll zukünftig auch auf zwei Flächen am Rossbach aufgebracht werden – in der Hoffnung neue Orchideenflächen zu generieren.

Wasser soll im ursprünglichen Kreislauf bleiben

Weiterer Anlaufpunkt der Schau war der große Teich: Von ihm aus möchten Stadt und Emschergenossenschaft das Reinwasser zukünftig in den Sodinger Bach umleiten, um es schließlich der Emscher zuzuführen, die in Zukunft - spätestens 2020 - als reiner Fluss daherkommen soll. Momentan gelangt auch das reine Wasser noch über das Kanalsystem ins Abwasser.

„Ziel ist es, das Wasser im ursprünglichen Wasserkreislauf zu belassen“, sagt Georg Klee, der sich einen Verzicht auf eine Pumpanlage gewünscht hätte. Das wird indes wohl nicht möglich sein: Das Wasser wird weiterhin über eine Pumpe laufen müssen, sagte Erika Brown von der Emschergenossenschaft. Das alte Pumpwerk soll durch eine neue Pumpe mit separaten Schmutzwasser- und Reinwasser-Abflüssen ersetzt werden. Das Abwasser würde dann fortan in den Landwehrbach, das reine Wasser in den Sodinger Bach geleitet. „Ohne Pumpe müssten wir das Gewässer auf Höhe der Pumpe um zwei Meter anheben, um ein Gefälle zu erzeugen“, so Brown. Das würde wiederum zu einer Grundwassererhöhung auch um die Sodinger Straße führen. Keller könnten dann volllaufen.