Herne. . Auf dem städtischen Nordfriedhof in Baukau wird eine Grabstätte seit drei Jahren immer wieder zugemüllt. Die Angehörigen stehen vor einem Rätsel, Gespräche mit Friedhofsmitarbeitern und der Polizei verliefen bisher ohne Ergebnis.
Seit etwa drei Jahren wird das Grab der Eheleute Grey auf dem städtischen Nordfriedhof in Baukau immer wieder verwüstet. Die Angehörigen stehen vor einem Rätsel.
Als Edith Kullick und ihr Ehemann Adolf am 28. März, dem Geburtstag von Klara Grey, im Gedenken an die Mutter Blumen auf das Grab setzen wollten, waren sie geschockt: Auf der Pflanzstelle vor dem Grabstein waren alte, vertrocknete Allerheiligen-Gestecke abgekippt, Scherben mehrerer großer Tonschalen samt Erde lagen verstreut auf dem Grab. Die eigene herbstliche Bepflanzung mit Eriken - nicht mehr zu sehen.
„Seit drei Jahren geht das schon so“, schildert Edith Kullick frustriert. „Mal sind Blumen abgerissen und umgeknickt, mal ist ein Aschenbecher ausgekippt worden und immer wieder liegen hier alte Gestecke und verwelkte Blumen.“ Bei allem Grübeln finden weder sie noch ihr Mann oder Edith Kullicks Geschwister eine Erklärung für die Grabschändung.
Anzeige blieb ohne Ergebnis
Klara und Wilhelm Grey sind schon seit 1986 beziehungsweise 1987 in dem Grab auf dem Nordfriedhof beigesetzt. Das Grab liegt weder an einem stark frequentierten Gang, noch ist es ein Eckgrab, der nächste Grüncontainer steht höchstens 15 Meter entfernt - ein auch nur halbwegs plausibler Grund, warum gerade dieses Grab immer wieder gezielt vermüllt wird, lässt sich nicht erkennen. Will da jemand auf diese perfide Weise einen Strauß mit den Kullicks ausfechten? Die Eheleute halten das für ausgeschlossen.
Mit den Mitarbeitern der städtischen Betriebsstelle auf dem Friedhof in Baukau haben sie gesprochen - ergebnislos. Mit den Mitarbeitern der Polizei in Herne haben sie im Oktober vergangenen Jahres gesprochen; die Anzeige gegen Unbekannt blieb -- ergebnislos. Am 28. März erstatteten sie erneut Anzeige – vermutlich wieder ergebnislos, da machte die Polizei den beiden nicht viel Hoffnung. „Aber was sollen denn wir tun?“, fragt Edith Kullick, der die Situation zusetzt. „Das muss doch mal aufhören. Man fühlt sich so ohnmächtig.“
Das kann Günther Kammann, stellvertretender Leiter des Grünflächenamtes und zuständig für die sieben städtischen Friedhöfe, gut nachvollziehen. Allein: „Unsere Mitarbeiter sind zwar vor Ort, können aber auch nicht überall sein.“ Übergriffe auf Gräber seien in Herne und Wanne-Eickel sehr, sehr selten, etwas Vergleichbares wie im Fall des Grabes der Eheleute Grey habe er noch nie gehört. Vielleicht, überlegt Kammann, könne die Verwaltung mit Hilfe eines Aushangs die Friedhofsbesucher aufmerksam machen und sie bitten, die Augen ebenfalls offen zu halten.
Diebstähle sind bekannt, Vermüllung gab es bisher nicht
Auch Guido Meng aus der Pressestelle des Polizeipräsidiums Bochum muss passen: „So etwas habe ich noch nie gehört.“ Es habe in Bochum eine Zeit lang Probleme mit Dieben gegeben, die Metallgegenstände von Gräbern stahlen, berichtet er. Das habe nach einer Festnahme jedoch aufgehört. Und in Herne gebe es am Südfriedhof an der Wiescherstraße manchmal Übergriffe nach Großveranstaltungen im Gysenbergpark. Darüber hinaus seien ihm keine Vorfälle bekannt. Dem Ehepaar Kullick kann er nicht viel Hoffnung machen: Um wirksam zu ermitteln, seien verwertbare Spuren wie Fingerabdrücke, DNA-Spuren oder Zeugen nötig.
So lange es die nicht gibt, bleibt den beiden nichts anderes, als den Unrat immer wieder beiseite zu räumen und darauf zu bauen, dass sich doch mal ein Anhaltspunkt ergibt, „damit der Spuk wieder aufhört“, sagt Edith Kullick.
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