Herne. .

Mit einem Empfang ehrte die Stadt Herne Hans Tilkowski zu dessen 75. Geburtstag. Im Festsaal von Schloss Strünkede kamen 180 geladene Gäste zusammen, darunter ehemalige Weggefährten der Herner Torwartlegende wie Uwe Seeler.

Es ist nur eine Episode, und doch sagt sie eine Menge über Hans Tilkowski aus. Mittwochabend, kurz vor 20 Uhr, der Festsaal im Schloss Strünkede. Beim Empfang der Stadt zu Ehren ihrer Fußball-Legende sitzt der 75-Jährige mit seiner Familie in der ersten Reihe. OB Horst Schiereck hat geredet, nach ihm BVB-Präsident Reinhard Rauball. Dann fordert Werner Hansch „Til“ auf, auch etwas zu sagen. Doch der winkt ab. Flüstert dem Moderator etwas ins Ohr. Der ändert seinen Regieplan und holt Verstärkung: Uwe Seeler, Max Lorenz und Dettmar Cramer. Erst dann geht auch Tilkowski auf die Bühne.

Diese Geste ist wohl typisch für den Menschen Hans Tilkowski, den Hochdekorierten, den Bodenständigen. Er war sichtlich gerührt und wollte dieses Gefühl mit seinen vielen, vielen Freunden teilen: „Dass Ihr heute alle gekommen seid, das ist mir das Wesentlichste, das Wichtigste überhaupt.“ Sprach’s – und schaute den Uwe, den Max, den Sigi (Held), den „Hoppy“ (Kurrat), den Wolfgang (Paul) und ganz besonders den 85-jährigen Dettmar Cramer an: „Dass Du heute hier bist . . .“ Und dabei fehlten Hans Tilkowski fast die Worte über den Besuch des legendären Trainers, der extra aus Reit im Winkl nach Herne gereist war.

Schiereck: „Wir sind stolz, dass Sie einer von uns sind!“

Am 12. Juli hatte „Til“ Geburtstag, „wie immer in der WM-Zeit“, schmunzelte Rauball. Das war ein Grund, warum die Stadt ihre Legende erst in der Nachspielzeit ehrte. Und sie tat dies in einem würdevollen Rahmen, was viele der etwa 180 geladenen Gäste beeindruckte. Würdevoll gab sich auch der Oberbürgermeister. Mit goldener Amtskette hielt er seine Laudatio auf einen Menschen, dessen „zentrale Eigenschaften Bodenständigkeit und Heimatverbundenheit sind. Sowohl im Verhältnis zur Stadt Herne, deren Bürger er seit nunmehr 55 Jahre ist, als auch zu seinem BVB, dem er in allen Zeiten die Treue gehalten hat“. Schiereck schloss mit den Worten: „Wir sind stolz, dass Sie einer von uns sind!“

Die Freude der Stadt über ihren kantigen Ehrenbürger nahm auch symbolisch Formen an, und das gleich zweifach. Erst trug sich Hans Tilkowski in das Goldene Buch der Stadt ein – dann erhielt er eine vom Künstler Heinrich Brockmeier gestaltete Bronzeskulptur. Zwei Ehrenbezeugungen, die Hans Tilkowski sichtlich bewegten und vielleicht sogar dazu bewogen, das nicht immer einfache Verhältnis zu seiner Stadt in Richtung OB Schiereck so zu kommentieren: „Wir sind endlich aufeinander zugegangen. Der eine eineinhalb, der andere zwei Meter.“ Wer dabei den weiteren Weg ging – das ließ „Til“ allerdings offen . . .

Reinhard Rauball nannte den Jubilar sportlich gesehen „ein Vorbild und ein echtes Kind der Bundesliga“, menschlich eine „ehrliche Haut, die mit seiner Meinung nie hinter dem Berg gehalten hat“. Die große Lebensleistung von Tilkowski, so Rauball, liege aber darin, „dass er den Schwächsten der Gesellschaft etwas zurückgegeben hat.“ Noch immer sei Tilkowski ein Fußball-Idol: „Oliver Bierhoff hat mich auf dem Weg nach Herne angerufen und mich gebeten, im Namen der Nationalmannschaft ganz herzlich zu gratulieren.“ Solche Grüße und Geschenke gab’s noch viele. Geschenke allerdings nicht für Tilkowski, sondern für soziale und karitative Zwecke in Herne. Darum hatte der Jubilar ausdrücklich gebeten. So ist er eben.