Herne..

Nein, die 75 Jahre sieht ihm keiner an. Drahtig, beweglich und wach ist er, eine lebende Sport-Legende: Hans Tilkowski feiert an diesem Montag seinen 75. Geburtstag.

Und zwar in Herne, wo er seit mittlerweile 55 Jahren lebt, im kleinen, familiären Kreis, aber auch mit Freunden, die einfach anschellen: „Wer kommt, der kommt!“ sagt Til, der Familienmensch. Und der große Kreis? Sein Verein, seine Stadt? „Ach, eigentlich wollte ich gar nichts machen“, sagt Hans Tilkowski, dem ein schwieriges Verhältnis zu „seiner“ Stadt Herne und zu „seinem“ Verein Westfalia bescheinigt wird. Ein schwieriges Verhältnis? „Es war lange gar keins“, gibt Hans Tilkowski zu, dem Freunde wie Kritiker Wesenszüge wie Bodenständigkeit und Beharrlichkeit, aber auch Bereitschaft zum kritischen Dialog mit seinen Zeitgenossen zusprechen. Das Verhältnis zwischen der Stadt und ihrer Fußball-Legende hat sich in der letzten Zeit allerdings gebessert, „und darüber freue ich mich.“ Daher wird es doch noch den großen Kreis geben. Am 1. September, wenn Oberbürgermeister Horst Schiereck anlässlich des „besonderen Geburtstages“ und zu Ehren des „bedeutendsten Sportlers unserer Stadt“ im Schloss Strünkede einen Empfang gibt.

1000 Briefe täglich

Lange, viel zu lange hat es Spannungen gegeben in diesem Verhältnis. Nicht nur zur Stadt, auch zu den örtlichen Medien. Zerschlagenes Porzellan säumt den Weg. Warum? Der Prophet galt wenig im eigenen Land? So deutlich will es „Til“ gar nicht ausdrücken, denn: „Es geht nicht um mich allein, andere haben das auch erlebt.“ Er habe die Form der Anerkennung daher in anderer Form erfahren. Durch 1000 Briefe täglich, vor allem nach dem Wembley-Tor 1966; auch heute sind es noch bis zu fünf, selbst aus China. Das Echo in Herne sei dagegen gering gewesen. Das Aushängeschild der Stadt – es wurde wohl in der Besenkammer vergessen. „Schade, denn es wäre ein Geben und Nehmen gewesen“.

Ein Geben und Nehmen – so wie es die Hauptschule an der Neustraße beispielhaft vorlebt. Tilkowski war überrascht, als er gefragt wurde, ob er seinen Namen für die Schule geben möchte: „Ich habe lange überlegt.“ Dann wurden Details geklärt, das Lehrerkollegium („Das war für mich sehr wichtig“), Stadt und Bezirksregierung stimmten zu – seit 2008 heißt die Schule „Hans-Tilkowski-Schule“. „Es ist eine Besonderheit, dass Lebende zu solch’ einer Ehre kommen“, sagte nicht nur DFB-Chef Theo Zwanziger. Auch der Namensgeber ist sich der Ehre bewusst: „Ich bin sehr stolz darauf. Das Geben und Nehmen hat hier bisher hervorragend geklappt.“ Bestes Beispiel: Die aktuelle Ausstellung in der Sparkasse, die den sportlichen Werdegang und das große soziale Engagement des Hans Tilkowski nachzeichnet – sie wurde von „seiner“ Schule gestaltet.

Mit Westfalia hat
er abgeschlossen

Zwei große Tafeln darin sind Tilkowskis Zeit beim SC Westfalia gewidmet. Dem Verein, für den er acht Jahre zwischen den Pfosten stand, mit dem er dessen Glanzzeit erlebte, die bis heute ausstrahlt. Mit dem die Legende jedoch abgeschlossen hat, „aber nur mit dem Club, nicht mit den Kameraden aus der Meistermannschaft von 1958/59.“ Der Verein habe seine Möglichkeiten nicht ausgeschöpft, sich „mit uns Älteren zusammenzusetzen, um Lösungen zu finden. Entweder wären die Probleme ausgebügelt worden oder nicht, aber es passierte nichts“. Und heute, kann es eine Versöhnung mit der Westfalia geben? Til zuckt die Achseln: „Nein, die Tür ist zu.“

Bevor er zum TV-Interview weiter eilt, muss er noch etwas loswerden: „Ich wünsche mir keine Geschenke, sondern Spenden für soziale und karitative Zwecke hier in Herne. Schreiben Sie das bitte!“ Machen wir – damit endlich auch das Verhältnis zu den örtlichen Medien besser wird..