Crange. Otto Barth sitzt auf den Stufen vor den Kassen seines Fahrgeschäftes auf dem Cranger Kirmesplatz. Kurze Jeans, ein blau-weiß-kariertes Hemd. In seinem Rücken vereinen sich fünf riesige Loopings zu den olympischen Ringen.
Die Morgensonne strahlt in sein Gesicht. Ein paar Meter weiter frischt ein Mitarbeiter mit einem Pinsel verblasste Stellen auf der bunten Fassade auf, werden Kassenhäuschen geputzt. Zufriedenheit macht sich auf dem Gesicht des 43-jährigen Schaustellers breit. „Man ist schon ein bisschen stolz, wenn alles wieder steht”, sagt er. Und diesmal wurde das riesige Fahrgeschäft in nur fünf Tagen aufgebaut. Olympischer Rekord.
Noch am vergangenen Sonntag rasten die Wagen mit bis zu 100 Stundenkilometern durch das Kurvengewirr auf der Annakirmes in Düren. „Um 23 Uhr haben wir die letzte Fahrt gemacht”, erzählt Otto Barth. Während die Nachtschwärmer in Düren sich allmählich auf den Heimweg machten, stand für die Mitarbeiter der Firma R. Barth & Söhne – Stammsitz München – eine lange Nacht und ein langer Tag bevor. Bis Montagabend musste das Puzzle aus Rohren, Rädern, Kabeln, Steckern und Lampen wieder auseinandergenommen werden. Aus wieviel Teilen so ein Fünffach-Looping besteht, weiß Otto Barth nicht. Will er auch gar nicht wissen. „Wenn wir anfangen würden zu zählen, würden wir den Spaß daran verlieren.” Und Spaß will der 43-Jährige bei allem Geschäft haben. Als Rheinländer (in Bonn geboren) sowieso.
In Düren spuckte keineswegs nur die Stammcrew des Olympia Looping in die Hände. Otto Barth „lieh” sich bei seinen Brüdern zusätzliche Kräfte aus. Auch die Brüder sind im Schaustellergeschäft tätig. Der eine betreibt eine „Wilde Maus”, der eine einen Autoscooter. „In Düren haben wir mit dreißig Leuten abgebaut”, erklärt Otto Barth, der sich als Junior-Chef nicht zu schade ist, mit anzupacken. „Ohne gutes Personal geht gar nichts”, sagt der Junior-Chef. Und ohne gutes Werkzeug auch nichts – teils geliehen, teils eigenes. Dazu gehören Schraubenschlüssel ebenso wie Gabelstapler oder Spezialkräne mit bis zu 300 Tonnen. „So was wie in Düren kann man nicht jede Woche machen”, sagt Otto Barth. Es geht ins Geld. Für den Abbau in Düren habe er 8000 bis 10 000 Euro Kranmiete berappen müssen.
Aber es sollte schnell gehen, denn nach 2006 wollte er mit dem Olympia Looping ja zum zweiten Mal auf Crange dabei sein. Statt der üblichen acht bis zehn Männer – sie bräuchten zehn Tage für den Aufbau – waren es diesmal 15. Die schraubten auch schon mal, wenn der Mond die Sonne am Kanal bereits abgelöst hatte. „Am frühen Mittwochabend war abzusehen, dass wir es pünktlich schaffen würden. Wäre das nicht so gewesen, dann hätten wir noch ein paar Stunden drangehängt.” Für Donnerstagnachmittag hatte sich der TÜV angesagt. Heute geht's endlich rund. Die Füße können die Mitarbeiter allerdings nicht hochlegen. Das Fahrgeschäft muss täglich sorgfältig gewartet werden.
Der große Stress nach zehn Tagen Crange bleibt den Barths aber wohl erspart. Von Crange aus geht's zum Heimspiel auf das Oktoberfest in München. Und das beginnt ja erst am 19. September.