Herne. In Herne schwärzen immer mehr Menschen ihre Mitmenschen an. Es gibt hunderte Falschparker-Anzeigen. Was die Stadt dazu sagt.
Das ist in Herne keine Seltenheit mehr: Mal eben den Nachbarn anschwärzen oder einen Falschparker melden: Die Zahl der Privatanzeigen nimmt laut Stadtverwaltung immer mehr zu. Die Stadt fördert das sogar mit einem extra dafür geschaffenen Online-Formular.
Herne: Wie viele Bürger eifern dem Anzeigenhauptmeister nach?
Er ist der deutsche Internetstar der vergangenen Wochen: Ein 18-jähriger Teenager macht als „Anzeigenhauptmeister“ Schlagzeilen, weil er deutschlandweit Verkehrssünder anschwärzt. So skurril wie beim Anzeigenhauptmeister geht‘s nicht zu. Aber auch in Herne gibt es Privatleute, die sich zum Hilfssheriff berufen fühlen.
„In Herne gibt es etwa fünf bis sechs Anzeigenerstatter, die sich regelmäßig melden“, sagt Stadtsprecherin Carina Loose. Deren Anzeigen werden genau so behandelt wie die Anzeigen der hauptberuflich tätigen Mitarbeiter des Ordnungsamtes. Für denjenigen, der angezeigt wird, wird‘s am Ende teuer.
„Privatanzeigen werden statistisch nicht erfasst“, sagt Loose. „Unserer Wahrnehmung nach ist Anzahl in den vergangenen Jahren jedoch stetig gestiegen. Die Zunahme liegt vor allem an der zunehmenden Anzahl an Fahrzeugen, die sich den vorhandenen Parkraum teilen müssen.“
+++ Auch interessant: So viel kosten Knöllchen nun in Herne +++
So viele Privatanzeigen gibt‘s jährlich in Herne
Bei den Privatanzeigen handele es sich größtenteils um Parkverstöße, erklärt die Stadtverwaltung. „Aktuell werden pro Woche etwa 30 bis 40 Anzeigen zu Parkverstößen erfasst, also ca. 1560 bis 2080 im Jahr“, heißt es. Damit machen die Privatanzeigen zwar noch längst nicht den Großteil der Anzeigen aus, aber schon einen durchaus relevanten Anteil. Zum Vergleich: „Die vom Außendienst festgestellten Parkverstöße lagen in den letzten drei Jahren zwischen 68.735 und 105.444 Fällen pro Jahr“, erklärt Carina Loose.
Für die Stadtverwaltung ziehen die Privatanzeigen durchaus Arbeit nach sich: „Ist die Anzeige unvollständig, werden die fehlenden Daten erfragt. Hierzu wird auch das entsprechende Formular übersandt“, sagt Carina Loose. „Auch Anzeigen ohne Verwendung des Formulars über die Mängelmelderapp sind größtenteils unvollständig. Hier gibt es fast immer Nachfragen.“ Mitunter seien die Anzeigen auch noch mit Außeneinsätzen für das Ordnungsamt verbunden: „Bei einigen Anzeigen wird durch die Außendienstmitarbeiter vor Ort noch die Beschilderung etc. überprüft.“
+++ Innenstadt: Geisterfahrer ignorieren Durchfahrverbot in Straße +++
Wie ist die „Qualität“ der Anzeigen durch Privatleute?
Viel heiße Luft? Beim 18-jährigen Anzeigenhauptmeister kam Kritik, dass die meisten seiner Anzeigen vor Gericht oder bei Einsprüchen überhaupt keinen Bestand haben. Das sei in Herne in der Regel nicht so, stellt die Stadt klar: „Es kommen bei klaren Fällen nicht mehr Einwände als bei den von uns festgestellten Anzeigen.“
Auch bei der Polizei gehen regelmäßig Anrufe von Menschen ein, die sich über andere Hernerinnen und Herner beschweren und diese anzeigen wollen. „Es gibt da einige Anrufer, die sich das eine oder andere Mal melden“, sagt Polizeisprecher Jens Artschwager. Dabei gehe es aber in der Regel nicht darum, dass jemand sich zum Hilfspolizisten berufen fühlt. Oft gehe es den Anruferinnen oder Anrufern um ein und denselben Fall, meist ein Streit mit Nachbarn.
Stadt: Anzeige lieber direkt online abgeben!
Was die Stadtverwaltung kritisiert: „Die meisten Anzeigen erreichen uns per Mail. Leider nutzen noch zu wenige Bürger*innen das Onlineformular zur Anzeige einer Verkehrsordnungswidrigkeit“, sagt Carina Loose. Dieses findet sich unter www.serviceportal.herne.de Zum Formular geht‘s auch direkt hier!