Herne. Parkplätze fallen weg, dafür entstehen Treffpunkte: In Herne gibt es zwei neue Stadtterrassen. Wo sie stehen, wofür sie da sind.
In Herne sind zwei neue „Stadtterrassen“ aufgebaut worden: in den Ortsteilen Sodingen und Wanne. Für Holzdecks mit Sitzgelegenheiten wie diese fallen Parkplätze weg. Auf diese Weise soll den Menschen Raum zurückgegeben werden, den sonst Autos blockieren.
Rückblick: Plaudern statt Parken - unter diesem Motto ist 2023 in einem Pilotversuch am Eickeler Markt ist erste Stadtterrasse aufgebaut worden. In diesem Jahr sind im Rahmen eines größeren Testlaufs gleich vier Stadtterrassen geplant: in jedem Stadtbezirk eine. Nachdem klar war, dass die hölzerne Plattform am Sud- und Treberhaus in Eickel - etwas versetzt - erhalten bleibt, sind nun die beiden weiteren an der Mont-Cenis- und an der Hauptstraße eröffnet worden.
Im Bezirk Sodingen wurde die Stadtterrasse mitten im Zentrum vor den Geschäften an der Mont-Cenis-Straße gebaut. „Der Bedarf dafür ist da“, sagt Sodingens Bezirksbürgermeister Mathias Grunert zur WAZ. Menschen setzten sich dort gerne mal hin. Leider gebe es dafür keine guten Möglichkeiten, seien die dortigen Betonbänke mit den Holzsitzen doch in der Regel verdreckt. Die Sitze der neuen Stadtterrasse auf dem Parkplatz erstrahlen dagegen in neuem Glanz. Der Standort neben dem Bücherschrank sei von mehreren Bürgerinnen und Bürgern vorgeschlagen worden, so Grunert. Ein Parkplatz sei dafür weggefallen.
Herne: Noch keine Paten gefunden
Im Gegensatz zu Eickel hat sich bislang kein Pate gefunden, der sich um den Treffpunkt in Sodingen kümmert. In Eickel engagieren sich die „Grünfinken“. Die Initiative bepflanzt die Stadtterrasse und befreit sie regelmäßig von Müll. Auch seien in Sodingen noch keine Veranstaltungen geplant, sagt Grunert. Die Stadt habe aber einen Aufruf an die Bürgerinnen und Bürger gestartet, um Ideen für eine Nutzung zu erhalten. Denkbar sind etwa Musikveranstaltungen auf dem Holzdeck. Der Bezirksbürgermeister ist optimistisch, dass die Stadtterrasse auch so angenommen wird: sei es „nur“ zum Quatschen oder Eis essen. Direkt gegenüber ist das Eiscafé San Remo.
Aufgebaut wurde der Treffpunkt von der Wewole, der ehemaligen Werkstatt für Behinderte. Um so verwunderter zeigten sich bereits erste Bürgerinnen und Bürger über den Umstand, dass das Holzdeck in Sodingen nicht barrierefrei ist, dass die Sitze also nicht mit dem Rollator oder Rollstuhl angesteuert werden können. Sie vermissen beispielsweise eine Rampe.
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Auch im Bezirk Wanne ist ein Standort gefunden worden: vor der Laurentiuskirche an der Hauptstraße 317, ganz in der Nähe des Marktes. Auch dort sollen möglichst viele Bürgerinnen und Bürger die Holz-Plattform in Beschlag nehmen. Wannes Bezirksbürgermeister Uwe Purwin ist optimistisch, dass diese Stadtterrasse, für die ebenfalls ein Parkplatz weichen muss, angenommen wird. Wie in Sodingen gibt es direkt gegenüber mit dem Eiscafé Capri eine Eisdiele, mit dem Nikolaus-Grill daneben auch einen Imbiss. Gründe zum Verweilen, sei es mit Eis, Pommes oder Döner, gebe es schon mal, sagt Purwin. Auch er hofft, dass sich auch für Wanne ein Pate finden lässt, der sich um den Treffpunkt kümmert. Ebenso habe er nichts gegen ein Programm. „Wenn der Treffpunkt angenommen wird, fände ich es super“, betont er.
Und was ist mit dem Bezirk Mitte? Dafür gebe es noch immer keinen Standort, sagt Bezirksbürgermeister Peter Bornfelder zur WAZ. Schon zuletzt hatte er gesagt, dass es in seinem Bezirk nicht einfach werde, einen geeigneten Platz zu finden; Grund seien die vielen Baustellen. Im Rathaus ist nun zu hören, dass es auch in diesem Jahr in Herne-Mitte nichts mehr wird mit einem hölzernen Treffpunkt. Dann bleibt es also 2024 bei drei und nicht vier Stadtterrassen.
>>> Schon mehrere Vortschläge für Standort in Herne-Mitte
- In der Politik wurden im vergangenen Jahr bereits mehrere Vorschläge für Stadtterrassen in Herne-Mitte gemacht, zum Teil sogar beschlossen: Vor dem Amtsgericht am Friedrich-Ebert-Platz sollte eine aufgestellt werden, vor der Musikschule an der Gräffstraße oder auf der Wiese am Finanzamt an der Margrafenstraße. Auch der Friedrich-Ebert-Platz vor der ehemaligen Polizeiwache wurde genannt. All diese Vorschläge wurden aber nie realisiert.
- Die Kosten für die Stadtterrasse in Eickel lagen 2023 bei 15.000 Euro. Auch das hatte für Kritik gesorgt. In diesem Jahr soll das Prjekt deutlich günstiger werden. Die Wewole fertigt für die Stadt zwei Holzdecks an, die Stadt beziffert die Kosten auf insgesamt 7500 Euro.