Herne. Besteht Lebensgefahr oder nicht? Die Herner Feuerwehr gibt die Informationshoheit an einen Konzern ab – eine Kapitulation der Behörden?

Man muss sich große Sorgen machen: Die Herner Feuerwehr sieht sich über Stunden nicht in der Lage, zentrale Fragen zu den Folgen eines Chemie-Unfalls zu beantworten. Bin ich in meiner Stadt gerade sicher? Bis Dienstagabend bleibt die Frage unbeantwortet. Die Verantwortlichen überlassen die Antwort einem Privatkonzern, der nach diesem Vorfall vor allem damit beschäftigt sein dürfte, aufzuklären, was da schiefgelaufen ist. Fehler, das liegt auf der Hand, dürfte man dabei nicht so gerne nach außen kehren.

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Lebensgefahr oder nicht: Die Behörden beantworten das nicht klar

Die offizielle Warnung besagt: Lebensgefahr! Sie gilt über Stunden weiter. Man solle sich dringend in geschlossene Gebäude begeben, verbreiten die Behörden auf den offiziellen Warnwegen. Zeitgleich gibt Evonik aber Entwarnung. Alles nicht so schlimm gewesen. Das bisschen Blausäure, mag man denken.

Die städtische Feuerwehr überlässt Evonik die Informationshoheit. Medien wie unsere Zeitung erhalten die einzigen belastbaren Informationen aus Privathand, von der Feuerwehr zur offiziellen Quelle geadelt.

Die Herner Feuerwehr rückt auf das Gelände von Evonik aus. Was ist dort wirklich passiert?
Die Herner Feuerwehr rückt auf das Gelände von Evonik aus. Was ist dort wirklich passiert? © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Ein Chemie-Konzern ersetzt keine Behörde

Es ist nicht zum ersten Mal, dass die Herner Feuerwehr bei aktuellen Einsätzen nicht gut aussieht. Und dabei sind nicht die zahlreichen Einsatzkräfte gemeint, die bei Bränden und Chemie-Unfällen an vorderster Front stehen. Allzu oft bleiben in der akuten Lage, zentrale Fragen nach Gefährdung der Bevölkerung unbeantwortet. Nicht zum ersten Mal überlässt die Feuerwehr die Kommunikation Dritten. Fragen unerwünscht.

Es offenbart sich ein strukturelles Problem bei der Feuerwehr. Die Führung muss sich endlich als professioneller Dienstleister für die Sicherheit und das Leben der Menschen in der Stadt verstehen, transparent und korrekt. Solche Fragen überlässt man nicht Dritten.

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