Herne. Herne hat ein neues Wahrzeichen an der A42: Eine neue Brücke der Bahn schwebt in einer spekatulären Aktion ein – mit Video.

Nächster Halt Crange: Pünktlich um kurz nach 7 Uhr setzt sich am Samstagmorgen die neue 700 Tonnen schwere Stahlkonstruktion in Bewegung. Der „Tausendfüßler“, eine gigantische rollende Spezialmaschine, trägt die neue Brücke zu ihrem Bestimmungsort ein paar hundert Meter weiter an der A42. Eine Brücke fährt spazieren. +++ Alles zur Baustelle hier! +++

Ein Tausendfüßler und eine Kaffeemaschine auf der Autobahn

Dutzende Augenpaare sind auf das Geschehen gerichtet. An den künftigen Widerlagern der Brücke machen Arbeiter die letzten Vorbereitungen. Ein Spezialteam aus den Niederlanden begleitet den „Tausendfüßler“, löst Keile und Schrauben, legt Rampen. Es ist alles generalstabsmäßig vorbereitet. Die Autobahn ist seit Freitagabend gesperrt. Die Verantwortlichen der beteiligten Unternehmen sind früh aufgestanden. Es ist das spektakuläre Finale von vielen Monaten Arbeit. Da wird an alles gedacht. Eilig wird noch das Verlängerungskabel für die Kaffeemaschine über die Lärmschutzwand geworfen.

Der Tausendfüßler hat die 700 Tonnen schwere Konstruktion Huckepack genommen.
Der Tausendfüßler hat die 700 Tonnen schwere Konstruktion Huckepack genommen. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Die 61 Meter lange Brücke soll die alte Konstruktion ersetzen, mit der Personenzüge in Nord-Süd-Richtung die A42 überqueren. Die alte Brücke war im Dezember abgerissen worden, weil die Autobahn mehr Platz braucht. Ohne das Vorhaben hätte der Austausch noch etliche Jahre warten können, betont Projektleiterin Eva Hamann von der Deutschen Bahn. Sie erklärt, wie die Brücke gleich Stück für Stück abgesenkt werden soll. „Ja, wir hoffen natürlich, dass das dann auch funktioniert“, sagt Hamann.

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Zwei bis drei Stunden? Das Team gibt richtig Gas

Gut zwei bis drei Stunden soll es dauern, bis die Brücke tatsächlich angekommen ist. Aber der Tausendfüßler gibt Gas. Schon nach einer guten Stunde steht die Brücke quer ausgerichtet an der Stelle, an der sie tatsächlich auch auf die Widerlager abgesenkt werden soll. Das Spezialteam hat ganze Arbeit gemacht.

Die neue Bahnbrücke dreht sich in die Position.
Die neue Bahnbrücke dreht sich in die Position. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Die letzten Zentimeter sind die zeitaufwändigsten. Die Brücke muss nun millimetergenau eingepasst werden. Wenn sie jetzt schiefliegt, dann lässt sich später nichts mehr korrigieren. Stück für Stück wird sie abgesenkt. Gegen 11.30 Uhr liegt die Stahlkonstruktion auf den Widerlagern. Der Tausendfüßler kann ausparken. Unter den Rädern liegt extra eine dicke mit Stahlplatten bedeckte Schotterschicht, damit die Fahrbahn der A42 nicht beschädigt wird. Der Schotter muss bis Montagmorgen weg sein, wenn der Berufsverkehr startet. „Wir fegen auch noch“, verspricht Hamann. Von den zuletzt bekannt gewordenen Misstönen zwischen Bahn und Autobahn ist heute nichts zu hören.

Arbeiter beobachten genau, wie die Brücke in die Widerlager eingepasst wird.
Arbeiter beobachten genau, wie die Brücke in die Widerlager eingepasst wird. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

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Zusammengesetzt aus vielen Einzelteilen neben der Fahrbahn

Die Brücke war seit einem Jahr aus Einzelteilen direkt neben der Fahrbahn der A42 entstanden. Die Brücke wurde gleich so platziert, dass sie auf ihren letzten Metern keine Brücken, Überführungen oder großen Rohrkonstruktionen passieren musste. Denn 700 Tonnen Gewicht würden da etliche Schäden hinterlassen.

Jetzt muss die Bahn weiter ranklotzen. Die Übergänge zum Bahndamm müssen angepasst werden. Dann muss ein Schienenteam anrücken und Gleise verlegen. Die Oberleitung fehlt auch noch. Und dann stehen auch noch Belastungstests aus. Die Hilfskonstruktionen im Stahlgerippe werden dann ebenfalls entfernt. Sie mussten eingefügt werden, weil beim Transport ganz andere Kräfte wirken, als wenn die Brücke selbst Lasten trägt.

Eva Hamann ist Projektleiterin bei der Deutschen Bahn in Herne.
Eva Hamann ist Projektleiterin bei der Deutschen Bahn in Herne. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Ende des Monats sollen erste Züge über neue Bahnbrücke rollen

Ende des Monats sollen die ersten Züge über die Brücke rollen. Die Sperrung dauert eine Woche länger als ursprünglich geplant, weil sich bei der Vorbereitung für den Brückeneinbau ein paar unerwartete Hürden ergaben. Dann ist aber noch längst nicht alles fertig. Ein paar hundert Meter weiter wird schon die nächste Brücke zusammengeschweißt. Sie soll die benachbarte Bahnbrücke der Güterbahntrasse ersetzen, über die gerade der Verkehr umgeleitet wird.

Sitzt und hat Luft: Die neue Bahnbrücke wird nur noch abgesetzt.
Sitzt und hat Luft: Die neue Bahnbrücke wird nur noch abgesetzt. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Damit warten erneut zwei Sperrungen. Im ersten Schritt wird demnächst die alte Brücke abgerissen. Dann, laut Bahn voraussichtlich im September, soll die zweite Brücke eingehoben werden. Der Tausendfüßler hat dann erneut einen Einsatz. Am Sonntag stehen noch Restarbeiten an. Montag, um 5 Uhr früh, soll die A 42 spätestens wieder für den Verkehr freigegeben werden.

Wir haben die Aktion am Samstagmorgen im Video begleitet. Wer das Video nicht laden kann, kommt hier direkt zum Video bei Facebook!