Herne. Nach einem Juwelier-Überfall in Wanne-Eickel spricht der Täter (38) von brutalem Druck durch Hintermänner. Vor Strafe rettet ihn das nicht.

Ein drogenkranker Mann (38) aus Herne ist am Bochumer Landgericht zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Der Angeklagte hatte nach anfänglichem Schweigen doch noch zugegeben, einen Juwelier auf der Hauptstraße in Wanne-Eickel mit einer Spielzeugpistole bedroht und brutal attackiert zu haben. Das Geständnis trieb ihm Angstschweiß ins Gesicht.

„Ich bin permanent unter Druck gesetzt und zusammengeschlagen worden“, vertraute der Herner den Richtern der 6. Strafkammer mit zitternder Stimme an. Zwielichtige Hintermänner aus dem Drogenmilieu hätten seine Familie bedroht, ihn psychisch regelrecht an den Rand des Wahnsinns getrieben, hieß es weiter. Namen könne und wolle er nicht verraten. Nur so viel: Es sei um Drogenschulden gegangen, die Summen seien immer größer geworden. „Ich hatte große Angst“, so der 38-Jährige. Als einzigen Ausweg habe er sich mehr oder weniger gezwungen gesehen, „das Ding mit dem Juwelier zu machen“.

Täuschend echt aussehende Spielzeugpistole in der Hand

Der Juwelier hatte am 14. Januar 2023 gegen 11.10 Uhr sein Geschäft an der Hauptstraße gerade verlassen, als der Herner mit einer Spielzeugpistole (optisch einer „Beretta M9“ ähnelnd) in der Hand auf ihn losgelaufen war. „Kurz danach hat er mich auch schon gepackt und mir einen Schlag auf mein Jochbein verpasst“, hatte sich der Zeuge vor Gericht erinnert. Der Angeklagte forderte: „Reingehen, reingehen.“ Der Juwelier zog stattdessen noch schnell die Tür ins Schloss. Durch Hilfeschreie wurden schließlich zwei Passanten aufmerksam. Daraufhin ließ der Herner von seinem Opfer ab, flüchtete, konnte jedoch kurz danach eingeholt und bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten werden.

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In diesem Zusammenhang war aufgefallen, dass der 38-Jährige in einem Ärmel seiner Jacke zusätzlich auch noch einen Zimmermannshammer versteckt gehabt hatte. Damit wollte er offenbar ursprünglich bei seinem geplanten Beutezug die Vitrinen mit ausgelegtem Schmuck in dem Juweliergeschäft zerschlagen. Der Schmuckhändler hatte bei dem Überfall ein Hämatom („Lila wie eine Aubergine“) unterhalb des linken Auges erlitten.

Unterbringung in einer Drogen-Entziehungsanstalt angeordnet

Die Richter nahmen dem Angeklagten beim Urteil zwar ab, dass es Hintermänner und Druckausübung gegeben haben mag. Nichtsdestotrotz führe unterm Strich an einer Verurteilung wegen versuchten besonders schweren Raubes und Körperverletzung nichts vorbei. Mit Blick auf die Drogenabhängigkeit des Herners (Marihuana und Kokain) ordnete das Gericht zusätzlich an, dass der 38-Jährige einen Teil der Haftstrafe in einer geschlossenen Drogen-Entziehungsanstalt verbüßen kann.