Herne. Erst Dauerregen, dann Frost: Der Zustand der Straßen in Herne ist desaströs. Warum vor allem große Autos Probleme mit den Schlaglöchern haben.
Der Zustand der Straßen in Herne ist desaströs. Bereits vor dem Frost klafften zunehmend Schlaglöcher auf den Fahrbahnen. Durch die extremen Minusgrade derzeit wird das Bild noch schlechter werden. Die Stadt kommt mit dem Ausbessern bei weitem nicht hinterher. Regelmäßig kommen derzeit genervte Autofahrer mit kaputten Reifen zur Autowerkstatt TZR Performance von Amer Hodzic: „Viele Kunden haben großen Ärger damit.“
Auch Hodzic selbst hatte schon einen kaputten Reifen durch ein Schlagloch zu beklagen, aber auch ein Kunde sei mal mit nagelneuen Reifen von seinem Hof an der Südstraße gefahren, gleich in ein Schlagloch gestoßen, und schon war der neue Reifen kaputt. Der Zustand der Südstraße sei eine Katastrophe, sagt der Fachmann. Das hat auch die Stadt Herne erkannt und möchte an dieser Stelle nachbessern.
„Bereits im letzten Jahr wurde die Verstärkung der Südstraße zwischen Bahnübergang und Ausfahrt des Lidl-Zentrallagers ausgeschrieben, die Asphaltarbeiten werden nach der Frostperiode zur Ausführung kommen“, teilt Stadtsprecher Patrick Mammen auf Anfrage mit. „Neben den kontinuierlich erfolgenden, punktuellen Ausbesserungen durch den zentralen Betriebshof werden kleinflächige Asphalterneuerungen an verschiedenen Straßenabschnitten durchgeführt werden“, kündigt er an. Die genauen Stellen im Stadtgebiet würden nach dem Winter, etwa im März/April festgelegt und seien daher derzeit noch nicht bekannt.
Insgesamt kann die Stadt aber nur hier und da flicken und nicht großflächig erneuern. Dabei wäre dies dringend notwendig. „Die Substanz vieler Herner Straßen hat ihre Lebensdauer bereits überschritten, weshalb der Zustand rapide schlechter wird“, räumt der Stadtsprecher ein. Dank der vielen zeitnahen Reparaturen der fortwährend auftretenden Schlaglöcher durch den Zentralen Betriebshof könnten die Straße aber verkehrssicher erhalten werden, so Mammens Einschätzung.
Herne: Risse in Fahrbahn führen zu Ausspülungen
Dabei traten die Straßenschäden nicht erst, wie man vielleicht denken könnte, durch den Frost der vergangenen Tage auf. Bereits vorher zeigte sich so manche Straße als Buckelpiste. Ursache dafür sei der schlechte Allgemeinzustand der Straßen. Die nicht ausreichend tragfähige und frostsichere obere Schicht zeige in vielen Straßen Einzel- und Netzrisse, erläutert die Stadtverwaltung. So sei das Wasser der fortwährenden Regenfälle bereits in die Risse eingedrungen und habe zu Ausspülungen und Schlaglöchern geführt. „Die derzeitige Frostperiode wird weitere Schlaglöcher erzeugen, da durch Frost-Tausalz-Wechsel in nicht frostsicheren Fahrbahnaufbauten weitere Risse entstehen“, erläutert Mammen.
Im März 2023 hatte die Stadt mit der Firma Hochtief ein Projekt vorgestellt, bei dem der Zustand der Straßen mithilfe von Künstlicher Intelligenz verbessert werden soll. Dazu sollten seit vergangenem Sommer 380 Kilometer Straßenfläche mithilfe von Kameras an der Flotte der Fahrzeuge von Entsorgung Herne erfasst werden. Erkenntnisse konnten daraus laut Stadtverwaltung aber noch keine gezogen werden. Das Projekt laufe über drei bis vier Jahre. Ziel sei dabei ausdrücklich nicht die akute Erfassung und Beseitigung von Schlaglöchern, sondern mittel- bis langfristig die Verhinderung der Entstehung durch vorausschauende Straßeninstandhaltung und -erneuerung, betont Mammen.
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Die ersten Fahrzeuge der Flotte der Entsorgung seien inzwischen ausgestattet und erfassten die Fahrbahn des Stadtgebietes. „Die Künstliche Intelligenz wird derzeit trainiert, und zunehmend können Schäden besser erkannt und kategorisiert werden“, so der Stadtsprecher. „Erste Ergebnisse in Form einer neuen, aktuellen Zustandserfassung und -bewertung des Gesamtfahrbahnnetzes sind Mitte des Jahres zu erwarten.“ Danach erfolge die Programmierung der Auswertungen von drei bis vier Fahrten, bei denen die Fahrbahn erfasst wurde.
So kann vielleicht zumindest längerfristig die Situation in Herne verbessert werden. Und das werde immer wichtiger, betont Autoexperte Amer Hodzic: „Das Problem wird immer größer, da die Autos größer werden.“ Denn große Autos hätten flachere Reifen und diese seien anfälliger für Schäden durch Schlaglöcher. Das höhere Gewicht der großen Karosserien tue sein Übriges. So könne bei einem starken Schlag durchaus der Reifen sofort platzen, so der Kfz-Mann, in jedem Fall nehme er aber Schäden an den Metalldrähten im Inneren des Reifens mit, die auf Dauer dazu führten, dass der Reifen ausgetauscht werden muss – zum Ärger des Besitzers. Denn, so Hodzic: „Meistens sind das bei großen Reifen hohe Kosten für den Kunden.“
Wer Mängel an einer Straße in Herne feststellt, kann diese direkt über die Mängelmelder-App bei der Stadt melden. Zudem können Bürger Hinweise zu Straßenmängeln telefonisch unter 02323 161616 und per Mail an buergerlokal@herne.de einreichen.