Herne. Und das vor Weihnachten: Die Industriewaschmaschine des Tierheims Herne Wanne hat den Geist aufgegeben. Erste Hilfsaktionen laufen bereits.
Der Etat des Tierheims Herne Wanne ist auf Kante genäht. Umso schlimmer, wenn kurz vor Weihnachten ein großes Loch in die Kasse gerissen wird. So geschehen in der vom Tierschutzverein betriebenen Röhlinghauser Einrichtung an der Hofstraße 51.
„Der wichtigste Mitarbeiter hat gekündigt“, postete das Tierheim vor einigen Tagen auf Facebook. Gemeint war die zehn Jahre alte Industriewaschmaschine, die wenige Wochen vor Weihnachten den Geist aufgegeben hatte. Aus Rücklagen sei inzwischen eine neue Maschine angeschafft worden, berichtet die (ehrenamtliche) Geschäftsführerin Veronika Wolff im Gespräch mit der WAZ. 12.000 Euro musste der Tierschutzverein für das Modell der Marke Miele Professional hinblättern, das ein Volumen von 14 Kilogramm und eine extragroße Öffnung hat. Und auch der neue „Mitarbeiter“ hat sich bereits bewährt: „An den ersten beiden Tagen haben wir 35 Maschinen aufgesetzt“, so der Tierschutzverein.
Gewaschen haben sich allerdings auch die laufenden Kosten des Tierheims. Diese sind gestiegen, nicht zuletzt durch die Änderung der Gebührenordnung der Tierärzte im November 2022. „Wir haben einen Jahresetat von rund 300.000 Euro“, erzählt Wolff. Reserven seien für sie unverzichtbar, um nicht von heute auf morgen in Not zu geraten und vor der Schließung des Tierheims zu stehen. „Wir haben ja auch eine große Verantwortung unseren Tieren gegenüber“, sagt sie.
Das Tierheim finanziere sich komplett aus Spenden und diversen Aktivitäten. Der jährliche Beitrag der rund 400 Mitglieder liege bei jeweils 15 Euro, eine Erhöhung sei nicht geplant: „Wir wollen unsere Mitglieder nicht überfordern. Viele sind schon älter und haben nicht so hohe Renten“, so die Geschäftsführerin, die dem Verein seit 28 Jahren angehört. Wer es sich leisten könne, gebe halt mehr.
Ein Mehrwert entsteht für den Verein durch das persönliche Engagement von Mitgliedern wie Sandra Meitner. Die Hernerin, als „Katzenschmuserin“ im Tierheim ehrenamtlich aktiv, ergriff nach der Hiobsbotschaft über die alte Waschmaschine die Initiative. Sie schrieb über Facebook die SPD Röhlinghausen an und bat um Unterstützung - mit Erfolg.
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Co-Vorsitzender Holger Dressler und der Stadtverordnete Hendrik Bollmann informierten sich persönlich bei Meitner und Wolff vor Ort. Mit einer Sammeldose des Tierheims wollen sie nun vor Edeka Driller auf der Edmund-Weber-Straße um Spenden bitten. „Obendrauf“ kommen dann noch knapp 1000 Euro aus einer früheren gemeinsamen Aktion der SPD mit Peter Meinken (Alte Drogerie). Und auch Eickels Bezirksbürgermeister Adi Plickert ist bereits aktiv geworden. Er habe Lions-Präsident Thorsten Biermann auf den finanziellen Engpass des Vereins aufmerksam gemacht und wolle in Kürze auch noch die Chefs von Stadtwerke und Sparkasse informieren, so der Sozialdemokrat.
Und auch die „Trinkhalle am Flöz“ in Gelsenkirchen-Ückendorf will etwas flüssig machen: Auf Initiative einer dem Tierheim verbundenen Mitarbeiterin legt die kultige Kneipe an der Bochumer Straße 139 am 23. Dezember eine „Soli-Schicht“ ein. Die Thekenkräfte Anna und Nadja werden ihr Trinkgeld des Abends dem Tierschutzverein spenden. Und: Der Erlös aus dem Verkauf von speziellen Shots, Drinks und Snacks gehen ebenfalls komplett ans Tierheim.
>>> Verstöße gegen die Katzenkastrationspflicht
- In die Tasche greifen muss das Tierheim auch immer wieder für die Kastrationen von Katzen. Erst jüngst seien drei nicht kastrierte Katzen und ein Kater bei ihnen abgegeben worden. Die Kosten beliefen sich auf jeweils bis zu 150 Euro für Katzen und 110 Euro für Kater, erklärt Geschäftsführerin Veronika Wolff.
- Doch auch bei Fundtieren, die anschließend an die Besitzerinnen und Besitzer zurückgeben werden, stellten sie häufig fest, dass diese nicht kastriert seien. Und das, obwohl der Herner Rat 2016 auf Initiative der Wählergemeinschaft „Unabhängige Bürger“ eine Kastrationspflicht für Katzen beschlossen hat.
- Um Ausreden seien die Halterinnen und Halter häufig nicht verlegen, so Wolff. Ein „Klassiker“: Kurz vor dem Verschwinden der Katze sei bereits ein Termin beim Tierarzt vereinbart worden.