Herne. Kicker aus zwei Herner Vereinen ekeln sich in Umkleidekabinen. In einem Brandbrief kritisieren sie Schimmel, Rost und Dreck. Was die Stadt sagt.
Fußballspieler der Vereine Rasensport Wanne und Zonguldakspor Bickern in Herne sind sauer: Die Umkleidekabinen mit Duschen und Toiletten der Sportanlage, so schlagen sie Alarm, seien in einem katastrophalen Zustand. „Das ist kaum zu ertragen“, sagt Rasensport-Wanne-Spieler Baris Tatar zur WAZ. Er hat der Bezirksvertretung Wanne einen Brandbrief geschrieben, in dem er die Zustände an der Gelsenkircher Straße kritisiert. Worüber er sich ebenfalls beschwert: dass die Heimstätte der beiden Clubs noch immer ein Ascheplatz ist – als fast einzige in Wanne-Eickel.
In Duschen und Umkleiden sehe es aus „wie in einer Abrissbude“, kritisiert Tatar. Teile der Wände und Böden seien von Dreck schwarz gefärbt, Rostflecken und Schimmel hätten sich breitgemacht. Zu allem Überfluss funktionierten die Duschen nicht richtig. So sei es dem Zufall überlassen, ob aus einer Dusche kaltes, warmes oder sogar kochend heißes Wasser fließe. Eine Dusche gehe zudem von allein gar nicht mehr aus. Außerdem fließe das Duschwasser schlecht ab, so dass beim und nach dem Duschen alles unter Wasser stehe. Das alles sei nicht nur unansehnlich, sondern auch unhygienisch. „Es ist mittlerweile fürchterlich“, so der Hobbyfußballer.
Herner Verein: Asche hat leider keine Zukunft mehr
In einer Bürgereingabe an die Bezirksvertretung Wanne hat er die Zustände schriftlich beschrieben – und Abhilfe gefordert. Nicht nur die Spieler der beiden Herner Vereine mit insgesamt fünf Mannschaften litten darunter, sondern auch die Auswärtsteams. Man müsse sich schämen, Gästen solche Umkleiden anzubieten. Herne gebe bei den Mannschaften aus anderen Städten kein gutes Bild ab. In der Sitzung der Bezirksvertretung machten Spieler beider Teams ihrem Ärger Luft.
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Dazu gehört auch der Umstand, dass sie noch immer auf Asche spielen müssten. In Wanne-Eickel gebe es bald nur noch Kunstrasenplätze, lediglich der an der Gelsenkircher Straße werde nicht umgerüstet. Das sei nicht mehr zeitgemäß: Die Verletzungsgefahr sei auf Asche größer, neue Spieler könne man auf diesem Geläuf nur schlecht gewinnen, und Testspiel-Gegner fänden sich ebenfalls nur schwer. „Der Verein besteht seit 1919 und wir wollen zielorientiert und positiv in die Zukunft blicken“, schreibt der Rasensport-Wanne-Spieler in seinem Brandbrief. Und fügt an: „Aber Asche hat leider keine Zukunft mehr.“
Die Stadt Herne will reagieren. Fürs kommenden Jahr, so kündigte Verwaltungsmitarbeiter Thimo Gdanietz in der Bezirksvertretung an, sei die Sanierung der Dusch- und Umkleidekabinen eingeplant. Konkreter wird Rüdiger Döring, der stellvertretende Fachbereichsleiter Sport, gegenüber der WAZ. Die Stadt habe den Umkleidebereich der Anlage bereits auf dem Schirm gehabt und die Reparaturen auf den Weg gebracht. 7200 Euro stünden dabei zunächst zur Verfügung, weitere Mittel sollen folgen. Angesichts der Finanzlage der Stadt sei aber auch klar: „Eine Kernsanierung wird das nicht.“ Durchgeführt würden die ersten Arbeiten voraussichtlich schon im ersten Quartal 2024 – in Absprache mit den Vereinen.
In Sachen Kunstrasen machte Thimo Gdanietz (Stadt) den Clubs in der Sitzung keine Hoffnungen auf einen schnellen Umbau. Dieser sei nur dann gerechtfertigt, wenn der Platz häufiger genutzt werde. Aktuell trainieren und spielen laut Verein dort nur fünf Mannschaften: jeweils die erste und zweite Mannschaft sowie ein Minikicker-Team. Das ist für die Stadt zu wenig. Häufiger genutzt werden könnten Sportplätze etwa „durch Zusammenlegung und paralleler Aufgabe von Sportplätzen“, so der Verwaltungsmann.
Er kündigte zugleich an, dass eine „Arbeitsgruppe Sportplätze“, die Anfang 2024 ihre Arbeit aufnehme, eine Prioritätenliste für den Umbau von Asche- zu Rasenplätzen erarbeiten werde. Diese werde dann „sicherlich auch über die zukünftige Nutzung des Sportplatzes an der Gelsenkircher Straße beraten“. Klar aber sei schon jetzt: Die finanzielle Lage der Stadt lasse „keine zusätzliche Modernisierung von Sportanlagen bis zum Jahr 2027 zu“.