Herne. Björn Linnemann hegt und pflegt die Eisbahn beim Cranger Weihnachtszauber. Der 56-Jährige startete bei der Bundeswehr. Cranger Eis ist besonders.

Der Boden ist in Bewegung. Kennt man im Ruhrgebiet. Leider auch unter der Eisbahn auf dem Cranger Weihnachtszauber. Björn kämpft mit der Bruchstelle. „Da muss erst einmal ein Hütchen drauf“, sagt der 56-Jährige. Er ist Eismeister im Nebenberuf und bekommt dann auch die schlimmsten Bruchstellen geschlossen.

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Kurz vor der Eröffnung wird ein Sarg hinter dem Eismeister entlang geschoben

Stunde um Stunde steht Björn Linnemann unermüdlich auf dem Eis. Mit dem dicken Schlauch spritzt er Wasser auf den kalten Untergrund – nicht damit’s taut, sondern damit es friert. Die Verteilung will wohlüberlegt sein. Es soll ja keine Hubbel geben. Dann friert das Wasser Schicht für Schicht fest und wird so nach und nach zur Eisbahn.

Kurz vor der Eröffnung am Donnerstag wird hinter Björn noch ein Sarg vorbeigeschoben. Ein Trauerzug gibt das letzte Geleit zum Grab. Nur wenige Meter hinter der Eisbahn ist der Cranger Friedhof. Freud’ und Leid liegen hier auf Crange dicht beieinander. So manchem Kirmesfan ist es post mortem noch ein Fest, so dicht am Trubel bestattet zu werden.

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Eine matschige Schotterfläche wird nach und nach zur Eisbahn

Jetzt geht’s auf dem Eis ab. 14 Tage hat es gedauert, bis aus der matschigen Schotterfläche direkt am Friedhof eine Eisbahn geworden ist. Erst eine Folie, dann Styrodur. „So dass wir eine Isolierung haben, auch um die Energiekosten zu senken“, erklärt der Experte.

Björn erinnert daran, dass im vergangenen Jahr keine Eisbahn wegen der Energiekrise gebaut werden durfte. „Jetzt sind wir heilfroh, dass wir das wieder machen dürfen.“ Auf der Isolierung liegen Silikonschläuche, durch die Glycol gepumpt wird. Das Kältemittel bringt das Wasser zum Frieren und friert aber selbst nicht bei null Grad.

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Für Björn ist die Eismeisterei ein Hobby. „Eigentlich bin ich im ÖPNV tätig“, erklärt der 56-Jährige. Ab und zu kontrolliert er in Bus und U-Bahn auch Fahrkarten. Davor war er 15 Jahre bei der Bundeswehr Sicherheitsoffizier – Feldjäger, Fernmeldeeinheit, Ausbilder und jetzt der Mann fürs Eis. Da dürfte also eigentlich nichts mehr schiefgehen.

Eismeister Björn erklärt im WAZ-Interview, wie er eine perfekte Eisfläche auf Crange entstehen lässt.
Eismeister Björn erklärt im WAZ-Interview, wie er eine perfekte Eisfläche auf Crange entstehen lässt. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Björn Linnemann: Privat ein riesiger Eishockeyfan

Über seine Eltern, die einen Massage- und Saunabetrieb hatten, sei er oft in Finnland und Schweden gewesen. „Da kommt man natürlich sehr schnell mit Eis in Verbindung.“ Und außerdem sei er noch ein großer Eishockeyfan. Das ist nicht zu übersehen: Auf Björns Mütze und Jacke prangt das Wappen der Düsseldorfer EG.

Was macht man als Eismeister, wenn das Eis einmal fertig aufgebaut ist? „Wir fangen morgens an und brennen den Schnee. Das heißt so. Das sind die Eiskristalle, die sich über Nacht bilden.“ Das geschehe ganz einfach mit dem Wasserschlauch. Danach kommt der große Einsatz für Pinguino. Das ist die kleinste am Markt verfügbare Eismaschine. Der Wagen sieht aus wie eine kleine Kehrmaschine, fährt übers Eis und soll am Ende alles blitzeblank machen.

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Welche Qualität hat das Eis auf Crange eigentlich?

Ist das ein Eis, das für Anfänger geeignet ist? Das könne man so nicht unterscheiden, erklärt der Wanne-Eickeler. Dennoch könne man eine klare Kategorie ausmachen: „Das ist ein Eis, das ziemlich hart ist, kein softiges Eis.“ Und der Eishockey-Experte setzt noch einen drauf: „Der KEC (der Kölner Eishockeyclub, Anm. d. Red.) hätte echte Schwierigkeiten, hier gegen die DEG zu gewinnen. Die mögen nicht so ein hartes Eis.“

Die Profis von Holiday on Ice zeigten sich trotz der kleinen Bruchstelle übrigens sehr zufrieden mit dem Cranger Eis. Und für Eismeister Björn war dann auch keine Aufgabe zu groß. Schon am zweiten Weihnachtszauber-Tag ist der Riss geschlossen.