Herne. Die Heizsaison steht kurz vor dem Start. Für den Herner Brennholzhändler Dirk Eichhorn ist das kein Grund zur Freude. Diese Probleme plagen ihn.
Auch wenn der Spätsommer in den vergangenen Tagen noch einmal alles gegeben hat: In wenigen Wochen beginnt die Heizsaison. Das bedeutet auch für den Herner Brennholzhändler Dirk Eichhorn Hochsaison. Doch diesmal schaut er mit sehr gemischten Gefühlen auf die Entwicklung. Mehrere Faktoren sorgen dafür, dass bei ihm sprichwörtlich Feuer unter dem Dach ist.
Dabei könnte man auf den Gedanken kommen, dass sich Eichhorn vor Freude die Hände reiben kann angesichts der rasant steigenden Nachfrage im vergangenen Jahr. Erst die steigenden Preise für Öl und Gas, dann der Ukraine-Krieg und die gestoppten russischen Gaslieferungen nach Deutschland: Die Menschen suchten nach Alternativen und entdeckten unter anderem den Holzkamin. Eichhorn schätzt, dass im vergangenen Jahr rund 600.000 Exemplare verkauft worden sind.
Herne: 2022 war kaum Holz zu bekommen
Der Ansturm auf Brennholz sei 2022 riesig gewesen. „Wir hätten uns die Taschen vollmachen können, wenn wir denn Holz bekommen hätten“, erzählt Eichhorn. Doch er habe nicht alle Kundenwünsche erfüllen können, die Lage sei so dramatisch gewesen, dass Saunen und Pizzerien hätten bangen müssen, dass sie genug Holz bekommen, um ihren Betrieb aufrecht zu erhalten. Der Grund für die Knappheit: Ein Großteil des in Deutschland geschlagenen Holzes sei exportiert worden – nach China und in die USA. Entspannung bei den Holzvorräten sieht Eichhorn erst im kommenden Jahr, da nicht mehr in den Mengen exportiert werde. „Wir haben deshalb fast drei Monate gar nicht gearbeitet.“
Im Frühjahr sei die Nachfrage geradezu abgestürzt. „Bis Juni hatten wir einen Umsatzeinbruch von über 60 Prozent“, so Eichhorn im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Die Kundinnen und Kunden, die sich vor dem Winter eingedeckt hätten, hätten zu viel Holz gehabt, weil der Winter im Dezember eigentlich schon wieder vorbei gewesen sei. Sonst laufe die Saison eigentlich bis März oder bis in den April. Doch Kunden, die sonst zweimal im Jahr gekauft hätten, habe es in diesem Winter nicht gegeben.
Betrieb ist selbst von explodierenden Kosten betroffen
Er selbst habe versucht, möglichst lange seine „äußerst fairen“ Preise zu halten – im Nachhinein wohl ein Fehler, wie Eichhorn im Gespräch mit der WAZ-Redaktion sagt. Denn sein Betrieb sei selbst von explodierenden Kosten betroffen. In der Produktion seien die Strompreise (zum Beispiel für Spaltautomaten) um das Vier- bis Fünffache explodiert, auch andere Kosten seien in die Höhe geschossen, sei es das Hydrauliköl für seine Maschinen oder selbst Scheibenwischblätter. Weitere Preissteigerungen stünden bevor. So habe Hessenforst, einer von Eichhorns Holzlieferanten, eine weitere Preiserhöhung angekündigt. „Wenn ich das alte Preisniveau gehalten hätte, hätte die Gefahr bestanden, dass ich am Ende des Jahres nicht mehr da bin.“
Die Preiserhöhung für sein Holz habe mehrere Effekte gehabt. Zahlreiche Stammkundinnen und Stammkunden seien vor der vergangenen Heizperiode nicht bereit gewesen, die neuen Preise zu bezahlen. Sie hätten sich ausgerechnet, dass es preiswerter sei, mit Gas anstatt mit Holz zu heizen. Doch die Kunden, die sich im Winter komplett auf Gas verlassen und den Kaminofen kalt gelassen hätten, hätten nun den Gaspreisschock erlitten. Bei Nachzahlungen von teilweise mehreren tausend Euro hätten diese Kunden wieder Holz gekauft – egal zu welchem Preis. Immerhin habe er durch die Zurückhaltung der Stammkunden neue Kunden gewinnen könne.
Weltmarktpreis für Holz hat nichts mit Preisen für deutsches Kaminholz zu tun
Vor der nun anstehenden Heizsaison würden viele Kunden warten, dass die Preise wieder sinken. Und an dieser Stelle ärgert er sich über eine verzerrte Berichterstattung in manchen Medien. Dort heiße es, dass die Holzpreise wieder drastisch gefallen seien. Doch der Weltmarktpreis beziehe sich auf Nadelholz und habe überhaupt nichts mit dem deutschen Kaminholz zu tun. Und das sei nach wie vor knapp.
Eichhorn sehnt sich nach ein bisschen Normalität. „Für mich gäbe es Entspannung, wenn ich wüsste, dass die Kunden alle so kommen wie immer, wenn ich wüsste, dass es keine weiteren Preisexplosionen gibt und dass wir unseren Qualitätsstandard halten können.“ Das scheint aber gar nicht so einfach. Denn manche Produzenten verarbeiteten lieber Holz aus Litauen oder Frankreich, weil es günstiger sei als deutsches Holz. Er bleibe aber bei deutschem Holz. „Ich habe doch den Handel gegründet, um gleichmäßige Standards zu haben und nicht, um ausländische Mogelpackungen anzubieten.“
>>> EINER DER FÜHRENDEN HOLZHÄNDLER IN NRW
■ Dirk Eichhorn, ausgebildeter Energieanlagenelektroniker und Mikrotechnologe, hat sich vor 16 Jahren mit seinem Holzhandel selbstständig gemacht. Inzwischen zählt er nach eigenen Angaben zu den führenden Holzhändlern in NRW.
■ Neben der Lieferung können Bestellungen freitags zwischen 10 und 15 Uhr auch direkt vor Ort an der Werderstraße 53 abgeholt werden. Weitere Informationen: holzhandel-eichhorn.de