Herne. „Lass’ uns nochmal Monza fahren“ – 27 Jahre war die Herner Kartbahn Treffpunkt für Rennfahrer. WAZ-Leser erzählen von ihren besten Momenten.

  • Bis zum 17. Dezember können Herner bei Monza Kartfahren.
  • Die Kartbahn war Treffpunkt für Familie und Freunde.
  • “Das Ende einer Ära“, schreibt ein Leser.

Wenn die Lichter auf grün springen, heißt es: Vollgas geben. Mit qualmenden Reifen sind die Hernerinnen und Herner 27 Jahre lang auf der Monza-Kartbahn gefahren, haben sich Rennen mit Fremden und Freunden geliefert – immer auf der Jagd nach der Bestzeit. Doch nun hat die beliebte Kartbahn ihre Schließung bekanntgegeben und am 17. Dezember findet die wohl letzte Runde statt.

Marcel Guntermann wusste bislang nichts von der Schließung der Kartbahn zum Ende des Jahres. Der 43-jährige Familienvater aus Oer-Erkenschwick ist mit seinem Sohn dort. An seinen nassgeschwitzten Haaren, die während der Fahrt unter Sturmhaube und Helm versteckt waren, ist zu erkennen, dass er sich beim letzten Rennen ordentlich ins Zeug gelegt hat. „Es ist sehr schade“, fängt er an, „für den ganzen Pott.“ Schließlich gebe es nur wenige Kartbahnen in der Umgebung.

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Kartbahn in Herne: „Fühlt sich an wie echtes Rennfahren“

Kaan Cakiroglu und Alpay Özdemir sind mit dem Roller zur Kartbahn gekommen, um sich miteinander zu messen. Sie sind mindestens alle zwei Wochen auf der Strecke von Monza unterwegs, meist am Wochenende. Dabei wollen die 17-Jährigen die Herbstferien nutzen und noch ein paar Extrarunden drehen. Normalerweise fahren sie mit einer größeren Gruppe, doch vom letzten Mal hatten sie beide noch eine elfminütige Trainingsfahrt offen.

Wie haben sie vom Ende der Kartbahn an der Dorstener Straße 360 erfahren? „Ein Mitarbeiter hat uns das erzählt“, sagt Kaan. Dass die Jungs fürs Kartfahren brennen, ist kaum zu übersehen. „Mein schönstes Erlebnis war bei meinem ersten Mal Kartfahren vor zwei Jahren. Wir waren mit einer riesigen Gruppe unterwegs und ich bin vom letzten auf den ersten Platz gefahren“, erzählt Kaan stolz. Hier in Herne fühle es sich an wie echtes Rennfahren, ergänzt Alpay strahlend. Am besten sei sowieso immer, wenn sie sich miteinander batteln können.

Herner Kartbahn war Ausflugsziel für Freunde und Familie

Damir Sehic ist gemeinsam mit seinen beiden Kumpels Tim Lakomy und Maurice Davidheimann bei Monza. „Wir sind regelmäßig hier“, berichtet der 21-Jährige. „Und wenn, dann auch mehrmals die Woche.“ Über die Nachricht seien sie sehr erstaunt gewesen. Schließlich seien ihre Eltern damals schon auf der Strecke gefahren „und jetzt fahren wir hier“. Damir Sehic erinnert sich vor allem gerne an die Fahrten mit seinem Vater.

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Für Tim Lakomy war die Kartbahn eine Möglichkeit, in der Freizeit etwas runterzukommen. „Das macht auch nicht jeder“, hebt er hervor, schließlich sei Kartfahren ein nicht mehr allzu weit verbreitetes Hobby. Laut Maurice Davidheimann war es für sie immer besonders, den eigenen Rekord zu brechen. Wenn jemand mal einen unbezwingbaren Rekord eingestellt habe, konnten sie sich auch untereinander freuen.

Da die drei nicht genau wussten, wann die Bahn geräumt wird, hatten sie sich gedacht: „Lass uns nochmal Monza fahren gehen.“ Bis zum 17. Dezember wollen sie noch ein paar Mal vorbeikommen, schließlich biete Herne nicht viel anderes und Monza sei sehr beliebt, resümiert Damir Sehic.

Facebook-Nutzer reagieren emotional auf die Schließung

Unter dem Beitrag der WAZ-Redaktion zur Schließung der Herner Kartbahn gab es zahlreiche Kommentare. Vor allem von Hernerinnen und Hernern, die mit Monza viele schöne Erinnerungen verbinden. Sibylle Steiner fasst die Bedeutung der Kartbahn für die Stadt zusammen, denn diese gehöre zu den Wanne-Eickelern wie die Cranger Kirmes. Gleicher Meinung ist Angelika Maria: „War halt einfach auch Treffpunkt früher, ähnlich wie der Querschlag.“

„Früher immer schön mit Kollegen sich ein kleines Rennen liefern, gemütliche Nachbesprechungen...“, schreibt Dirk Heiselbetz. Auch Sandra Schult erinnert sich gerne an die Kartbahn zurück: „Ich habe dort vor 18 Jahren meinen Mann kennengelernt.“ Gemischte Gefühle löst die Kartbahn bei Anke Kur aus: „Puh, wo fange ich da an. Schmerz, erstes Date, Freude, Freunde, Disziplin, lachen. Ach und Training, Training, Training.“

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Für Familien war die Kartbahn ebenfalls ein beliebter Ausflugsort. So kommentiert Joel Kolbe, dass er dort als Kind fahren gelernt habe. Tom Schwede erzählt, wie sein Sohn auf der Strecke seine ersten Runden im Bambini-Kart gedreht habe, bevor sie gemeinsam in ganz Deutschland an Outdoor-Rennen teilnahmen. Und Andy Stephan Hinz sei bei Monza ebenfalls das erste Mal mit seinem Vater Kart gefahren: „Traurig, so endet eine Ära! [...] War eine tolle Zeit mit der Monza-Bahn.“