Herne. Das klingt nach einem Schnäppchen: Am Amtsgericht wird eine Wohnung für 24.000 Euro gehandelt. Aber was ist die Immobilie tatsächlich wert?

Trotz sinkender Immobilienpreise ist der Markt in Herne weiterhin angespannt. Eine Möglichkeit, günstig an Wohneigentum zu kommen, bieten Zwangsversteigerungen. Wir haben uns angesehen, welche Versteigerungen demnächst in den beiden Amtsgerichten in Herne und Wanne anstehen. Was sind die Immobilien wirklich wert?

+++ Blitzer-Posse in Herne: Wendung offenbart Chaos bei der Stadt +++

Wohnung für 24.000 Euro in Herne – ein echtes Schnäppchen?

Zwangsversteigerung: In dem Haus an der Claudiusstraße 106 ist die Wohnung zu haben.
Zwangsversteigerung: In dem Haus an der Claudiusstraße 106 ist die Wohnung zu haben. © WAZ | Arne Poll

Vom Preis her dürfte dieses Angebot zumindest ein Kracher sein: Gerade einmal 24.000 Euro Verkehrswert hat der Gutachter für eine Eigentumswohnung an der Claudiusstraße 106 in Wanne ausgemacht. Ein Schnapper für kauffreudige künftige Immobilienbesitzer? Die Rahmendaten klingen erst einmal gar nicht so schlecht. Die 38,5 Quadratmeter große Wohnung besteht aus Wohnraum, Küche, Schlafraum, WC und Bad. Aber beim ersten Versteigerungstermin gab es noch nicht einmal jemanden, der mehr als 50 Prozent des veranschlagten Wertes bieten wollte.

Im Ruhrgebiet würde man wohl in der Bewertung flapsig von „Vollschrott“ sprechen. Die Analyse des Gutachtes liest sich ähnlich schonungslos: „Zum Ortstermin war die Wohnung nicht beheizt. Die ursprünglich installierten Gasthermen wurden auf dem Fußboden gelagert. Der Stromanschluss war seitens der Stadtwerke gesperrt, da die Leitungen wegen eines größeren Wasserschadens im Dach und im zweiten Obergeschoss nicht funktionierten“, heißt es im Gutachten von Diplom-Ingenieur Frank Drews.

Schäden haben in diesem Haus jahrzehntelange Tradition

Weiter im Gutachten: „In einer Nachbarwohnung [...] waren die Spuren des Wasserschadens gut zu erkennen, teilweise waren die Deckenkonstruktionen hierdurch stark beschädigt. Das Treppenhaus befand sich in einem desolaten Zustand. Als Folge stärkerer Regenfälle in jüngerer Vergangenheit stand das komplette Kellergeschoss unter Wasser.“ Die Versicherung wolle nicht für die Wasserschäden aufkommen.

+++ Bäckerei Sponheuer in Herne verkauft: Was sich ändern soll +++

Dann sei auch noch für die Eigentümergemeinschaft keine Instandhaltungsrücklage vorhanden. Das Hausgeld sei mit 90 Euro monatlich allerdings vergleichsweise moderat. Sollte man die Wohnung heizen wollen, müsse man wohl mit Kosten für die Errichtung eines separaten Heizkreislaufs rechnen. Die Heizungsrohre sollen ohnehin tropfen. Das Gebäude wurde laut Bauakte etwa 1905 errichtet und „zumindest teilweise im Krieg zerstört“. Heute muss das Dach ausgebessert werden. Die Kaminköpfe sind zu sanieren. Haustür, Briefkastenanlagen und Klingelanlage seien beschädigt. Auch die Fassade habe Schäden. Immerhin: Beim Ortsbesuch ist mittlerweile eine neue Tür eingebaut.

+++ Auch interessant: AfD in Herne will Hengsbach-Straße nach Helmut Schmidt benennen +++

Wer investieren will, kann vielleicht noch darauf setzen, dass das Grundstück einen Wert hat. Immerhin wird der anteilige Wert des Bodens auf 5000 Euro taxiert. Beim nächsten Zwangsversteigerungstermin im Amtsgericht Wanne (Hauptstraße 129), 1. Obergeschoss, Saal 219, am Donnerstag, 30. November, ab 9 Uhr, fallen die Wertgrenzen weg. Findet sich kein anderer Bieter, kann man die Wohnung sogar für einen Preis unterhalb des Bodenwertes ergattern.

Wie groß ist das Risiko für Käufer? Der Direktor des Herner Amtsgerichts hatte gegenüber der WAZ bereits gewarnt, dass man wohl kein allzu großes Schnäppchen machen werde. Zum Text geht es hier!

Weitere Immobilien, die aktuell zur Zwangsversteigerung stehen:

  • Ein Reihenhaus am Schwarzer Weg 32 in Sodingen. Der Verkehrswert wird hier mit 150.000 Euro angesetzt. Die Versteigerung findet statt am Freitag, 27. Oktober, 10 Uhr, im Amtsgericht Herne, Friedrich-Ebert-Platz 1, 1. Obergeschoss, Saal 115. Es gelten die Mindestgrenzen von 5/10 und 7/10 des Verkehrswertes.
  • Eine Eigentumswohnung (1 bis 2 Zimmer) an der Saarstraße 50 in Börnig: Die Wohnung befindet sich im 1. Obergeschoss und ist etwa 54 Quadratmeter groß. Das Haus stammt von 1914. Der Verkehrswert wird mit 51.000 Euro angesetzt. Die Versteigerung findet statt am Freitag, 17. November, 10 Uhr, im Amtsgericht Herne, Friedrich-Ebert-Platz 1, 1. Obergeschoss, Saal 115. Es gelten die Mindestgrenzen von 5/10 und 7/10 des Verkehrswertes.