Herne. Wenn im November in Hamburg der renommierte Theaterpreis „Der Faust“ verliehen wird, spielt wie schon 2022 Herne eine besondere Rolle.
Boah! Oder um es mit Svea Kirschmeier zu sagen: „Upps. Aha!“ Verständliche Reaktionen auf eine außerordentliche Nachricht: Kirschmeier, Schauspielerin und Musikerin unter anderem beim Herner Theater Kohlenpott, ist für „Der Faust“ nominiert worden, den renommierten deutschen Theaterpreis.
Die 23-Jährige, die derzeit in drei Kohlenpott-Produktionen auf der Bühne steht, ist von der Jury für ihre darstellerische Leistung in „Petra Pan“ ausgewählt worden. Das ist zwar eine Produktion des Kölner Kinder- und Jugendtheaters Comedia, hat aber nicht nur durch Kirschmeier starke Herner Bezüge.
Mehrere Herner an Kölner Inszenierung von „Petra Pan“ beteiligt
Regie führt bei „Petra Pan“ nämlich kein Geringerer als Frank Hörner, Co-Leiter des Theater Kohlenpott. Mit Christian Eggert hat der 57-Jährige im vergangenen Jahr ebenfalls für einen „Boah“-Effekt gesorgt. Das Regie-Duo war nämlich für sein Stück „Trial & Error“ selbst auf der Faust-Shortlist gelandet. Diese in den Flottmann-Hallen uraufgeführte Co-Produktion von Kohlenpott und Urbanatix (Bochum) musste in der Rubrik „Inszenierung Theater für junges Publikum“ am Ende jedoch Liesbeth Coltof vom Deutschen Theater in Berlin den Vorrang lassen.
Für die Musik zeichnet bei „Petra Pan“ der Herner Sebastian Maier (Z-Music) verantwortlich, der auch schon „Trial & Error“ und zahlreiche weitere Kohlenpott-Stücke zum Klingen gebracht hat. Außerdem ist an der Kölner Comedia-Produktion Dramaturg Manuel Moser beteiligt, der als Schauspieler und in diversen weiteren Funktionen ein guter alter Bekannter am Herner Kinder- und Jugendtheater ist. Und um den Kreis zu schließen: In „Trial & Error“ zählt Svea Kirschmeier als Schauspielerin zum Ensemble.
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Eigentlich kommt die Kölnerin von der Musik. Bei einem gemeinsamen Theaterprojekt in der Comedia habe Frank Hörner sie vor einigen Jahren gefragt, ob sie nicht auch mal als Darstellerin auf der Bühne stehen wolle, erzählt Kirschmeier im Gespräch mit der WAZ. Sie wollte, feierte in Herne Premiere und – siehe Faust – inzwischen große Erfolge.
Als Musikerin macht die freischaffende Künstlerin und Multiinstrumentalistin (Saxophon, Gitarre, Klavier, Ukulele, Schlagzeug ...) nun ebenfalls den nächsten Schritt. „Raus“ heißt Svea Kirschmeiers Debütalbum. Die EP mit sechs Songs ist soeben auf Vinyl auf Sebastian Maiers Herner Label Z-Music sowie in diversen Download-Portalen wie Spotify oder iTunes veröffentlicht worden.
In die Schublade „Singer-Songwriter“ wird die EP gesteckt, was jedoch der musikalischen Vielfalt von „Raus“ nicht gerecht wird. Denn: Das von Maier produzierte Album enthält beispielsweise auch beschwingt pluckernden Electro-Pop („Grün“) und ein erhabenes Klavier-Stück ohne Gesang („Off“). Beim schönsten Song des Albums geht es dann aber doch in Richtung Singer-Songwriter, wenn Svea nur zur Akustik-Gitarre mit ihrer glasklaren Stimme intoniert: „Also fragt mich nicht, was Liebe ist/Denn ich brauch’ nicht zu wissen, wie man’s nennt...“ („Frag nicht“; Video auf YouTube). Wer sich das live anhören und ansehen möchte: Am Montag, 2. Oktober, findet im Bochumer Club „Die Trompete“ an der Viktoriastraße 45 eine Release-Party zum neuen Album statt (Einlass ab 19 Uhr; Tickets an der Abendkasse).
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Zurück zum Faust: Bei einer Gala am 25. November im Hamburger Thalia Theater entscheidet sich, ob Kirschmeier in der Rubrik „Darsteller:in Theater für junges Publikum“ am Ende die Nase vorne hat. Ebenfalls nominiert sind Lina Bräuniger vom Theater im Marienbad Freiburg sowie Wicki Bernhardt und Janna Pinsker vom Künstler*innenhaus Mousonturm Frankfurt.
Eine Siegerin mit Herner Wurzeln wäre kein Novum. 2019 gewann die Herner Schauspielerin Maja Beckmann den Faust für ihre Rolle in „Dionysos Stadt“ (Münchner Kammerspiele). Und vor einem Jahr triumphierte ihre Schwester Lina Beckmann als Darstellerin in „Richard the Kid & the King“ (Schauspielhaus Hamburg).
>>> Der Faust: Mehrstufiges Auswahlverfahren mit zwei Jurys
- Der undotierte Theaterpreis „Der Faust“ ist 2006 in Deutschland ins Leben gerufen worden. Die Auszeichnung wird vom Deutschen Bühnenverein zusammen mit der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und der Kulturstiftung der Länder in insgesamt zwölf Kategorien vergeben.
- Die Preisträgerinnen und Preisträger werden jährlich in einem mehrstufigen Auswahlverfahren von zwei verschiedenen Jurys ermittelt.