Herne. Christoph Bußmann ist neuer CDU-Fraktionschef in Herne. Warum er um diese Aufgabe nicht zu beneiden ist – ein Kommentar von Michael Muscheid.

Der Schnitt in der CDU ist vollzogen: Nach den Jahren, in denen Timon Radicke (37) das Gesicht von Partei und Fraktion war – mal als Partei-, mal als Fraktionschef, zwischenzeitlich in Doppelfunktion –, sind vorbei. Nun übernimmt Christoph Bußmann (35). Einen Bilderbuchstart hat Bußmann nicht hinlegen können. Vor einem Jahr wurde er mit mäßigen 76,3 Prozent zum neuen Parteichef gewählt, jetzt als neuer Fraktionschef sind es noch schlechtere 63,6 Prozent. Das zeigt: In Partei und Fraktion gibt es tiefe Gräben.

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Sie sind Folge der vergangenen Jahre unter Timon Radicke. Radicke brachte frischen Wind in die verkrustete Union, setze Akzente, hat aber auch so manchen Tiefpunkt zu verantworten. Erinnert sei an die schlechten Ergebnisse der CDU bei der Kommunal- und der OB-Wahl 2020, ebenso an die Demontage der früheren Fraktionsvorsitzenden Bettina Szelag 2020 oder den „doppelten Rückwärtssalto“ 2021, als er erst seinen Rückzug vom Amt des Parteichefs ankündigte und diesen später zurücknahm, und schließlich seinen Zwischenjob bei der CDU in Berlin, als er vor Ort kaum noch präsent war. Zwei Lager bildeten sich, eines mit Radicke-Befürwortern und eines mit Radicke-Kritikern.

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Christoph Bußmann gehört zu Letzteren. Nun, da sein Vorgänger die Zeichen der Zeit verstanden und seinen Rückzug angetreten hat, muss der Neue an der Spitze von Partei und Fraktion zeigen, dass er es besser kann. Bußmanns Hauptaufgabe wird es sein, die Lager zusammenzuführen, außerdem muss er, als Chef des Juniorpartners, in der rot-schwarzen Ratskoalition Ausrufezeichen setzen. Leicht werden dürfte das alles nicht. Im Gegenteil: Er ist Neuling im Rat, muss sich erst einarbeiten, und in der Fraktion gibt es noch manchen, der Radicke hinterher trauert. Um diese Aufgabe ist Bußmann nicht zu beneiden.