Herne. Ein Rohrbruch macht die Küche der Eheleute Denzel aus Herne zur Dauerbaustelle. Über Monate sind sie ohne Küche – und deshalb sauer auf die LEG.

Nach einem Rohrbruch müssen die LEG-Mieter Pierre und Fabian Denzel mehrere Monate ohne Küche auskommen. Die beiden Herner sind sauer auf ihren Vermieter, die sich über viele Wochen nicht ausreichend gekümmert habe. Sie seien bei gestiegenen Preisen auf Essen von Lieferdiensten und einen Zweiplattenherd an der Steckdose angewiesen gewesen. Als sich das Paar an den Mieterverein Herne und später an die WAZ wendet, geht es plötzlich ganz schnell.

Doch von Beginn: Bereits am 9. März sei ein Abwasserrohr in der Küche gebrochen, sagt Fabian Denzel, der mit seinem Mann seit Mitte 2021 in der LEG-Wohnung an der Flöz-Hugo-Siedlung in Wanne wohnt. Er habe dem Vermieter den Schaden direkt gemeldet. Zwar sei bereits am Tag nach der Schadensmeldung ein Notfalldienst rausgekommen, räumt Denzel ein, der Handwerker habe sich die Situation aber nur angesehen, konnte nichts machen.

„Die ganze Wand musste aufgerissen werden“, erinnert sich der 19-Jährige. Doch bis es dazu kommt, dauert es rund sieben Wochen. „Seit dem 27. April sind wir komplett ohne Küche“, so Denzel. Der Schaden am Rohr wird behoben, die Wand aber nicht geschlossen. Es dauert erneut Wochen, bis ein Handwerker kommt, der dann aber feststellt, dass die Wand noch zu feucht sei und ein Bautrockner eingesetzt werden müsse. Die Stromkosten für den Betrieb übernimmt die LEG.

LEG verweist auf Handwerker-Knappheit und lange Lieferzeiten

Der Vermieter begründet die lange Zeit auf WAZ-Anfrage wie folgt: „Der weitere, zeitliche Verlauf der Schadensbehebung ist auf die aktuell angespannten Marktgegebenheiten zurückzuführen“, sagt LEG-Sprecherin Veronika Böhm. „Personalkapazitäten in Handwerksbetrieben, vor allem wenn viele Gewerke ineinandergreifen, sind aktuell rar und auch die Lieferzeiten für spezielle Ersatzteile sind teilweise sehr lang. Für die lange Reparaturzeit können wir uns an dieser Stelle nur entschuldigen.“

Die Wand aufgerissen, ein Bautrockner soll die Mauer trocknen: Dieser Zustand dauerte den LEG-Mietern Pierre und Fabian Denzel aus Herne zu lange.
Die Wand aufgerissen, ein Bautrockner soll die Mauer trocknen: Dieser Zustand dauerte den LEG-Mietern Pierre und Fabian Denzel aus Herne zu lange. © Denzel

Auch der Vermieter weist auf Schwierigkeiten bei der Kommunikation hin. So sei die LEG davon ausgegangen, dass die Mieter sowieso noch auf die Lieferung einer neuen Küche warteten. Zudem habe es Probleme bei der Terminvereinbarung mit den Eheleuten Denzel gegeben, so Böhm. Diese empfinden es genau umgekehrt, die LEG habe Termine nicht eingehalten. „Wir wurden von der LEG immer nur vertröstet.“

In der ganzen Zeit bringt ihm seine Schwester immer mal Essen vorbei, eine Nachbarin leiht ihnen schließlich einen Zwei-Platten-Herd für die Steckdose, denn für zwei Personen Essen zu bestellen sei bei den durch die Inflation gestiegenen Preisen richtig ins Geld gegangen.

Mieterverein Herne setzt LEG Frist und kündigt Mietminderung an

„Die LEG hat es gar nicht interessiert, wie es uns geht und wir hier leben müssen“, klagt Fabian Denzel. Telefonische Nachfragen nach einer Mietminderung bei der LEG habe diese abgelehnt. Schließlich wendet sich das Paar in seiner Verzweiflung an den Mieterverein Herne 2 e.V. Immer wieder landen Fälle wie dieser auf dem Schreibtisch von Rechtsanwältin Jessica Dierkes. Die LEG falle hierbei nicht öfter negativ auf als andere Vermieter, sagt sie.

Aber wie lange darf ein Vermieter brauchen, um vergleichbare Schäden in einer Wohnung zu beheben? „So vier Wochen muss man dem Vermieter schon geben“, sagt Dierkes. Schließlich gebe es tatsächlich derzeit einen Fachkräftemangel, der es erschwere, kurzfristig Handwerker zu finden. Aber im Fall des Paares Denzel setzt sie der LEG in einem Schreiben eine Frist für die Mängelbeseitigung und kündigt für Juni eine Mietminderung an. Diese richte sich immer nach der Einschränkung, die dem Mieter durch den Schaden entstehe. „In diesem Fall war die Küche gar nicht mehr nutzbar“, so die Rechtsanwältin.

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Mieter sollten jedoch vorsichtig sein, und niemals einfach selbst die Miete mindern, ohne sich rechtlichen Beistand zu suchen, warnt Dierkes. „Die Höhe der Mietminderung muss von Juristen genau berechnet werden.“ Ein Alleingang von Mietern könne zu einer fristlosen Kündigung führen. Im Fall der Eheleute Denzel setzt sie eine Mietminderung um 20 Prozent ab Juni an. „Die Minderung hätte deutlich eher angesetzt werden können, doch leider ist Herr Denzel erst deutlich später zu uns gekommen.“

Mit dem Anwaltsschreiben kommt Bewegung in die Baustelle. Erst habe die LEG einen Handwerkertermin für den 10. Juli angekündigt, der jedoch wieder nicht eingehalten wurde, so Denzel. Ein weiterer Termin sollte zunächst am 24. August sein. Doch er habe weiter Druck gemacht und am 18. Juli ist es dann soweit: Mehr als vier Monate nach dem Rohrbruch und rund drei Monate nach dem Beginn der Baustelle, wird die Wand endlich wieder geschlossen. Er und sein Mann können endlich wieder selbst kochen.

Die LEG habe inzwischen zudem auf das Anwaltsschreiben geantwortet, dass sie eine Mietminderung ab Juni akzeptierten, sagt Rechtsanwältin Dierkes. Die genaue Höhe müsse nun noch festgesetzt werden. Außerdem hat die LEG einen Verpflegungsaufwand von 300 Euro gewährt.