Herne. In der 1950er und 60er Jahren wurden aus US-Flugzeugen Luftbilder von Herne gemacht. Sie zeigen eine Stadt im Wandel. Die WAZ zeigt eine Auswahl.

Herne hat sich im Laufe der Jahrzehnte kräftig gewandelt. Das zeigt ein Schatz, den das Herner Stadtarchiv nach und nach hebt: alte Luftaufnahmen aus der 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.

Der damalige Ruhrsiedlungsverband und die Landesvermessungsämter planten ein neues, präzises Kartenwerk, darunter von Herne und Wanne-Eickel. Dazu flog seinerzeit ein US-Flugzeug kreuz und quer über die beiden damals noch eigenständigen Städte und fotografierte die Landschaft mit ihren Häuser, Straßen, Zechen, Bäumen, den Kanal oder die Freiflächen. Hunderte Bilder wurden dann für die Aufstellung der neuen Karten genutzt. Die Fotos wurden anschließend aber nicht vernichtet, sondern landeten später im Stadtarchiv – ein Schatz für die nachfolgenden Generationen. Das Team des Stadtarchivs hat die Aufnahmen nunmehr ausgewertet und digitalisiert. Gerd Körner von der Geschichtsgruppe „Die Vier!“ hat für die WAZ spannende Bilder herausgesucht und beschrieben.

„Her-Kü-La“: Vorläufer war eine Brauerei

Die Herner Kühl- und Lagerhaus GmbH war an der Horsthauser Straße 2 zu Hause.
Die Herner Kühl- und Lagerhaus GmbH war an der Horsthauser Straße 2 zu Hause. © Stadtarchiv

Im Bild zu sehen ist die „Her-Kü-La“, die Herner Kühl- und Lagerhaus GmbH an der Horsthauser Straße 2 (mit Schornstein). Vorläufer von Her-Kü-La war die Brauerei „Bürgerliches Brauhaus zu Herne“, gegründet Ende 1897. 1927 ging das Unternehmen in den Besitz der Schlegel-Scharpenseel-Brauerei über. Am 12. März 1938 war alles vorbei: Da wurde das Herner Brauhaus stillgelegt. In den ehemaligen Gebäuden der Brauerei an der Horsthauser Straße ließ sich dann ab 1940 besagte Herner Kühl- und Lagerhaus GmbH nieder. Zu dem Betrieb gehörte auch eine große Kunsteis-Erzeugungsanlage. Die tägliche Produktion lag bei etwa 1000 Stangen Eis. 1985 erfolgte der Abbruch der historischen Bauten.

Herner Milchhof: Rohmilch kam aus dem Münsterland

Herne hatte auch einen Milchhof: an der Vinckestraße.
Herne hatte auch einen Milchhof: an der Vinckestraße. © Stadtarchiv

Vinckestraße, Ecke Horsthauser Straße: Der Herner Milchhof produzierte in Spitzenzeiten täglich 40.000 Liter Milch. Die Rohmilch wurde aus dem Münsterland angeliefert. Bis zur Einführung von Flaschenmilch oder verpackter Milch wurden die Herner Bürgerinnen und Bürger von 62 Milchhändlern, auch Milchbauern genannt, versorgt. Insgesamt gab es 48 Läden im Stadtgebiet. Hinzu kamen 14 ambulante Verkaufsstellen auf der Straße.

In beiden Fällen konnten die Menschen die Milch lose in Milchkännchen abholen. Ein großer Abnehmer waren die Herner und Wanner Schulen. 62 Prozent aller Schülerinnen und Schüler konnten so ein Milchfrühstück genießen. Die Kühlung erfolgte mit Stangeneis und wurde später durch elektrische Kühlung ersetzt, in die Haushalte kamen vermehrt Kühlschränke. Die Milchversorgung Herne, die zuletzt von der Firma Westmilch betrieben wurde, stellte die Produktion in Herne schließlich ein und nutzte eine Zeit lang die Gebäude als Lagerhalle. 1982 wurden die Gebäude abgerissen, Wohnhäuser entstanden.

Karstadt-Gebäude: Den Robert-Brauner-Platz gibt’s noch nicht

Aus Karstadt (rechts oben) wurden die Neuen Höfe Herne, im ehemaligen Stadtwerke-Haus (rechts unten) ist nun das WAZ-Medienhaus untergebracht. Den Robert-Brauner-Platz (dazwischen) gibt es noch nicht.
Aus Karstadt (rechts oben) wurden die Neuen Höfe Herne, im ehemaligen Stadtwerke-Haus (rechts unten) ist nun das WAZ-Medienhaus untergebracht. Den Robert-Brauner-Platz (dazwischen) gibt es noch nicht. © Stadtarchiv

Die Luftaufnahme stammt aus dem Jahr 1961: Rechts oben zu sehen ist das neue Kaufhaus Althoff/Karstadt, rechts unten das „Stadtwerke-Haus“; daneben wird gerade das „Hildwein-Haus“ abgerissen, das ebenfalls durch einen Neubau (Telekom) ersetzt wird. Die Altbauten in der Bildmitte mit einer Apotheke, dem Fischgeschäft Nordsee, einem Fotogeschäft und einem Pelzgeschäft werden später abgerissen. Sie weichen für den Robert-Brauner-Platz, den Busbahnhof Herne-Mitte, aber auch eine neue Wohnbebauung.

Herne-Mitte: Starker Wandel rund um die Kreuzkirche

Ein Blick auf Herne-Mitte: Die Kreuzkirche (Mitte) steht so noch heute. Ringsherum hat sich das Bild der Innenstadt aber grundlegend geändert.
Ein Blick auf Herne-Mitte: Die Kreuzkirche (Mitte) steht so noch heute. Ringsherum hat sich das Bild der Innenstadt aber grundlegend geändert. © Stadtarchiv

Wo heute der Europaplatz ist, standen zu Beginn der 1960er Jahre noch flache Häuser (Mitte rechts). Dort wird später auch das City-Center gebaut. Landmarken sind das Hallenbad Herne (oben), das später abgerissen wird, und die Kreuzkirche (unten). Mitte links an der Bochumer Straße – in einem Bau mit Schrägdach und Schriftzug an der Fassade – liegt übrigens das damalige Kino Scala.

HCR-Betriebshof: Früher an anderer Stelle

Der HCR-Betriebshof war auch früher in Sodingen – allerdings an der Straße Auf dem Rohde.
Der HCR-Betriebshof war auch früher in Sodingen – allerdings an der Straße Auf dem Rohde. © Stadtarchiv

Über 50 Jahre lang waren die Fahrzeuge der HCR auf dem Betriebshof an der Straße Auf dem Rohde in Sodingen zu Hause. Das Depot hatte den Anschluss an der Haltestelle „Ausweiche Möller“ der Straßenbahnlinie Herne–Sodingen. Nach der Aufgabe des Straßenbahnbetriebs Herne-Sodingen am Ende September 1959 wurde das Depot als Betriebshof für Busse genutzt. 1960 erfolgte dann der Umzug in den neuen, noch heute genutzten Betriebshof An der Linde.