Herne. In Herne ist die Zahl der Krankentage so hoch wie in keiner anderen Stadt in Nordrhein-Westfalen. Woran das liegen könnte.
Nirgendwo in NRW gibt es mehr Krankmeldungen als in Herne. Das geht aus Daten der Betriebskrankenkasse (BKK) hervor. Demnach hatte 2022 jeder Beschäftigte in Herne 29,9 AU-Tage, also Tage mit einer Arbeitsunfähigkeit. Der Schnitt unter den rund 60 größten Städten und Kreisen lag demnach bei 22,93 AU-Tagen. 2021 hatten die Herner Beschäftigten im Schnitt „nur“ 25,5 AU-Tage. Eine Auswertung der Techniker Krankenkasse kam im Frühjahr zu einem ähnlichen Ergebnis.
Überhaupt sei das Ruhrgebiet bei den Krankenständen Spitze, teilt die BKK mit. Hinter Herne folgen demnach unter anderem Gelsenkirchen mit 27,7 und Duisburg mit 26,67 AU-Tagen. Demgegenüber verzeichneten die Städte Düsseldorf 16,7, Bonn 17,3 und Münster 18,5 AU-Tage. Hauptursache für die Entwicklungen seien die überdurchschnittlich hohen Fehlzeiten im Zusammenhang mit Atemwegserkrankungen, verursacht durch die stark ausgeprägten Grippe- und Erkältungswellen im ersten und vierten Quartal 2022. Erstmals stünden die Atemwegserkrankungen damit an erster Stelle der Ursachen krankheitsbedingter Arbeitsausfälle in ganz Deutschland.
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Auch in NRW seien aufgrund dieser Erkrankungsart die Ausfallzeiten enorm: Seien es 2021 „nur“ durchschnittlich 1,8 AU-Tage gewesen, so seien es im Jahr 2022 schon 4,7 AU-Tage. Damit lägen die Atemwegserkrankungen in NRW gleichauf mit den Muskel- und Skeletterkrankungen, die mit 4,7 AU-Tagen fast auf gleicher Höhe geblieben seien wie 2021 (4,9 AU-Tage). An dritter Stelle stünden die psychischen Störungen mit 3,9 AU-Tagen – so wie auch im Jahr 2021.
Bezogen auf die Fehltage spielten die Covid-19-Erkrankungen nur eine untergeordnete Rolle, so die BKK weiter. Sie seien nur für 2,0 Prozent aller AU-Tage verantwortlich. Gründe für den Anstieg bei den Atemwegserkrankungen könnten in der verstärkten Rückkehr aus dem Home-Office, einer allgemeinen Steigerung der Sozialkontakte sowie besonders virulenten Krankheitserregern, die vielfach auf eine geschwächte Immunabwehr treffen, liegen.
Und warum gibt es im Ruhrgebiet durchschnittlich mehr AU-Tage? Das könne am Durchschnittsalter der Versicherten liegen, die im Revier über dem Wert für NRW bzw. dem Bund liegen. Außerdem an den Arbeitsbedingungen, wenn diese etwa eher körperlich ausgerichtet seien oder wenn es sich um eher einfache Tätigkeiten handele.