Der Trend zur 4-Tage-Woche erreicht nun auch die Krankenhäuser: Die Herner St. Elisabeth-Gruppe testet sie ab Oktober für das Pflegepersonal.

Der Trend zur 4-Tage-Woche erreicht nun auch die Krankenhäuser: Die Herner St. Elisabeth-Gruppe testet ab Oktober auf den ersten Stationen verschiedene Arbeitszeitmodelle im Pflegedienst.

Das Personal dürfe individuell entscheiden, ob sie die 4-Tage-Woche, 4,5-Tage-Woche oder 5-Tage-Woche in Anspruch nehmen. „Wir möchten unseren Mitarbeitern in der Pflege eine maximale Flexibilität ermöglichen, die ihre aktuelle persönliche Lebenssituation berücksichtigt, und so als Arbeitgeber noch attraktiver werden“, betont Sabine Edlinger, Geschäftsführerin der St. Elisabeth Gruppe. „Nach den uns derzeit vorliegenden Informationen sind wir die erste Krankenhausgruppe im Ruhrgebiet, die in der Pflege die 4-Tage-Woche testet.“

In einer fünfmonatigen Testphase werden auf jeweils einer Station des St. Anna Hospital in Wanne, des Marien Hospital Herne, des Marien Hospital Witten und des Rheumazentrums Ruhrgebiet Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern alle Arbeitszeitmodelle angeboten. In dieser Zeit werde getestet, wie die verschiedenen Arbeitszeitmodelle angenommen werden und wie die Arbeitsprozesse angepasst werden müssen, heißt es in einer Mitteilung.

Sabine Edlinger: „Wir möchten unseren Mitarbeitern in der Pflege eine maximale Flexibilität ermöglichen.“
Sabine Edlinger: „Wir möchten unseren Mitarbeitern in der Pflege eine maximale Flexibilität ermöglichen.“ © Elisabeth-Gruppe

„Bei der Planung der verschiedenen Dienste achten wir darauf, dass die Bedürfnisse der Mitarbeiter und der Patienten optimal aufeinander abgestimmt werden“, sagt Marion Schmitz, Gesamtpflegedienstleitung der St. Elisabeth Gruppe. Für die Vergütung gebe es einen festen Rahmen. „Die 38,5 Stunden-Woche ist in der Pflege tariflich festgelegt. Somit werden die Arbeitsstunden je nach Modell auf die Arbeitstage aufgeteilt. Mit etwa einem Monat Vorlauf können die Mitarbeiter auch zwischen den Arbeitszeitmodellen wechseln und diese auf sich verändernde Bedürfnisse ausrichten“, so Marion Schmitz.

Mehr Freizeit und intensivere Betreuung der Patienten

Bei den ersten Gesprächen mit den Leitungen und Pflegekräften der Teststationen habe es viel positives Feedback und die Bereitschaft gegeben, Neues auszuprobieren. „Ich bin froh, dass meine Station für die Testphase ausgewählt wurde und werde wahrscheinlich die 4,5-Tage-Woche austesten. Das ist für mich eine optimale Kombination, denn ich habe während der Woche mehr Freizeit und trotzdem den Vorteil, dem Stau im Feierabendverkehr zu entgehen, da ich eher frei haben werde als in einer 4-Tage-Woche“, so Verena Hillebrand, Stationsleitung im Marien Hospital Herne.

Mit der 4-Tage-Woche können die Pflegekräfte mehrere freie Tage hintereinander legen.
Mit der 4-Tage-Woche können die Pflegekräfte mehrere freie Tage hintereinander legen. © Ursula Doeren

Neben den Mitarbeitenden profitierten auch Patienten: „Durch die verlängerte tägliche Arbeitszeit kann ich meine Patienten längere Zeit am Stück betreuen“, sagt Maurice Kuschel, Pflegekraft im Marien Hospital Herne. Besonders die jüngeren Mitarbeiter wollten die 4-Tage-Woche testen, um durch die Konzentration der Wochenarbeitsstunden auf vier Tage mehr freie Zeit am Stück zu haben, ohne Urlaub nehmen zu müssen. „Mehr Zeit für meine Freunde und Urlaube sind für mich der ausschlaggebende Punkt, dass ich die 4-Tage-Woche austesten möchte“, erklärt Susanne Agacinska, Pflegefachkraft im St. Anna Hospital.

Schichten überschneiden sich länger - mehr Zeit für Patienten

Mit der neuen 4-Tage-Woche arbeiteten durch die verschiedenen Schichten auch mehr Pflegekräfte parallel auf den Stationen. „Durch die längeren Schichten überschneiden sich besonders Früh- und Spätschicht deutlich länger. So können sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegenseitig entlasten und Ausfälle besser ausgleichen“, erklärt Beate Birkel, Stationsleitung im St. Anna Hospital Herne. Gleichzeitig habe jeder Einzelne mehr Zeit für die Patienten.

Evaluation nach Ende der Testphase im März 2024

Durch die verschiedenen Arbeitszeitmodelle würden auf einer Station aber insgesamt mehr Pflegefachkräfte benötigt. „Wir können den erhöhten Personalbedarf gut decken. Die Elisabeth Gruppe hat vor rund drei Jahren die Anzahl der Ausbildungsplätze deutlich erhöht und bildet viele junge Menschen aus, die nun die Zahl der Pflegekräfte deutlich erhöhen“, so Edlinger. Die Testphase werde im März 2024 abgeschlossen: „Im Anschluss werden wir im engen Austausch mit unseren Mitarbeitern eine Evaluation durchführen. Dann wird geschaut, wie die verschiedenen Arbeitszeitmodelle weitergeführt und schnellstmöglich für die Pflege auf allen Stationen eingeführt werden können.“