Herne. Premiere im Marien Hospital Herne: Erstmals wurde eine Speiseröhre minimalinvasiv und roboterassistiert operiert. Das sind die Vorteile.
Das Marien Hospital Herne vereint als Universitätsklinikum der Ruhr-Uni Bochum reichlich Spitzenmedizin unter seinem Dach. Vor wenigen Wochen hat es diese um eine weitere Facette erweitert: eine Speiseröhren-Operation, die minimalinvasiv und roboterassistiert durchgeführt worden ist. Und diese Premiere war gleich lebensrettend.
Heute kann Norbert Warzecha wieder lachen und Scherze machen. Doch es ist nicht lange her, da war seine Stimmungslage eine ganz andere. Der 64-Jährige ließ wegen unerklärlichen Bauchschmerzen eine Vorsorgeuntersuchung vornehmen. Die Darmspiegelung blieb zwar ohne Befund, die Magenspiegelung brachte allerdings eine böse Diagnose: Speiseröhrenkrebs. Auf der Suche nach einer Klinik für die dringend notwendige Operation sei seine Tochter auf das Marien Hospital in Herne gestoßen, erzählt der Mülheimer im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion.
Nur wenige andere Krankenhäuser bieten diese Art der Operation
Dort ist seit Anfang 2020 Professor Dirk Bausch Direktor der Chirurgischen Klinik, seine klinischen Schwerpunkte liegen auf der minimal-invasiven und robotischen Behandlung gut- und bösartiger Erkrankungen der Verdauungsorgane, an der Speiseröhre, Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse. Mit Dr. Sebastian Brinkmann kam im Sommer Verstärkung hinzu. Der Oberarzt ist ebenfalls auf diese Art Eingriffe bei Speiseröhrenerkrankungen spezialisiert. Neben Herne werde diese Operation in der Region nur noch in Köln und in Dortmund angeboten, so Brinkmann.
Bausch und Brinkmann erklären den Nutzen dieser Operationsmethode. Dazu lohnt es sich, in die Vergangenheit zu blicken. In früheren Jahren seien Operationen an der Speiseröhre und im Bauchraum immer mit einer großen Wunde verbunden gewesen. Das habe mehrere Nachteile mit sich gebracht. Durch die große Wunde bräuchten Patienten deutlich länger, um wieder auf die Beine zu kommen, in aller Regel müssten sie 30 Tage im Krankenhaus bleiben. Darüber hinaus bestünde die Gefahr von Komplikationen nach der Operation, etwa durch Bakterien oder Viren. Und diese Komplikationen könnten trotz erfolgreicher OP später zum Tod führen.
Durch schonende OP wird die Gefahr von Komplikationen gesenkt
Die Gefahr dieser Komplikationen würde durch die schonende Art des Eingriffs deutlich gesenkt. Norbert Warzecha etwa konnte schon nach zehn Tagen das Marien Hospital verlassen, statt einer großen Wunde hat er mehrere kleine Schnitte. Für Brinkmann als Operateur sei der Robotereinsatz sehr hilfreich. „Wir können sehr fein operieren.“ Das muss das Team auch, denn einerseits liegen mehrere große Organe quasi „im Weg“, andererseits sei die OP selbst ziemlich komplex. Zunächst werde ein Teil des Magens in einen Schlauch umgeformt, der später die Speiseröhre ersetzt, danach werde der vom Krebs betroffene Teil der Speiseröhre entfernt und der Schlauchmagen mit dem Rest der Speiseröhre verbunden. Insgesamt habe der Eingriff mehr als sieben Stunden gedauert.
Die Beteiligten freuen sich, dass er so gut gelungen ist. Norbert Warzecha erzählt, dass er sich gut fühle, inzwischen unternehme er mit seiner Ehefrau schon Spaziergänge, die bis zu zwei Kilometer lang sein könnten. Ein Rollator unterstützt ihn dabei. Zwar habe er noch ein paar Probleme mit dem Schlucken, doch es gehe immer weiter aufwärts. Auch Prof. Bausch und Dr. Brinkmann sehen für den Patienten eine „sehr gute Prognose“.
>>> TUMORARTEN DER SPEISERÖHRE
■ Bei der Speiseröhre gibt zwei unterschiedliche Arten von Tumoren.
■ Die eine wird durch einen Reflux mit saurem Aufstoßen bis hoch in die Speiseröhre verursacht. Die andere durch den überhöhten Konsum von scharfem Speisen, Zigaretten und Alkohol.
■ Auch Norbert Warzecha war Raucher, er habe aber inzwischen aufgehört.