Herne. Ein Herner Stadtteil konnte im WAZ-Stadtteil-Check bei einem Punkt besonders überzeugen. Um welches Thema es geht, welche Noten vergeben wurden.

In Herne gibt es einen Stadtteil, in dem sich Seniorinnen und Senioren mit Abstand am wohlsten fühlen: Röhlinghausen. Der Stadtteil in Wanne-Eickel hat bei unserem Stadtteil-Check die beste Note bei diesem Thema bekommen. Und auch bei den anderen Fragen scheint der Stadtteil zu überzeugen. Aber wieso ist das so und wieso fühlen sich vor allem ältere Menschen hier so wohl?

Einer, der das beantworten kann, ist Günter Varney. Der gebürtige Wanne-Eickeler („Ich wurde im Musikzimmer der Königin-Luisen-Schule geboren“) lebt seit inzwischen wieder 30 Jahren in Röhlinghausen. Doch nicht mitten im Kern des Stadtteils. Abseits der bekannten Straßen gibt es ein Röhlinghausen, das einen dörflichen Charakter hat, wo sich die Nachbarn kennen, die Beete vor den Häusern gepflegt und die Hecken geschnitten sind.

In dieser Ecke des Stadtteils lebt Günter Varney mit seiner Frau. Wohl kaum ein Wanne-Eickeler kennt Röhlinghausen so gut wie Varney, der langjährige Vorsitzende des Trägervereins des Volkshaus Röhlinghausen, das in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden ist. Die Liste der Dinge, die Varney im und für den Stadtteil und darüber hinaus gemacht hat, ist lang. „Ich helfe gerne da, wo ich gebraucht werde“, sagt der Mitgründer der Erich-Fried-Gesamtschule.

Röhlinghausen: Einkaufsmöglichkeiten und Seniorenfreundlichkeit gut bewertet

Er lebt in einem Haus, direkt an der Grenze zu Gelsenkirchen und Bochum. „Hier ist es am schönsten“, sagt er, als er in seinem Garten steht. Direkt angrenzend befindet sich ein freies Gelände, auf dem nichts gebaut ist und die Natur sich ihren Weg gebahnt hat.

Günter Varney bei einem Spaziergang durch den Stadtteil Röhlinghausen. Hier auf dem Deich des Hüller Bachs.
Günter Varney bei einem Spaziergang durch den Stadtteil Röhlinghausen. Hier auf dem Deich des Hüller Bachs. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Und auch wenige Meter vom Haus entfernt ist es grün: Der Deich des Hüller Bachs ist schon von weitem zu sehen. Ein Spaziergang durch den Kleingartenverein und durch die ruhigen Straßen mit den alten Zechenhäusern macht deutlich: „Die Naherholung hier ist super.“ Doch nicht nur die überzeugt den Wanne-Eickeler. Die Einkaufsmöglichkeiten seien sehr gut. Es gebe ausreichend Lebensmittelläden. Das bestätigt auch unser Stadtteil-Check, dort bekommen die Einkaufsmöglichkeiten eine 2,3.

Das sei natürlich vor allem für Seniorinnen und Senioren gut. Und nicht nur das: Sowohl die Anbindung an den Nahverkehr als auch die Dichte an Apotheken und Ärzten sorge dafür, dass sich Senioren und Seniorinnen hier wohlfühlten. Das zeigt auch unsere Umfrage. Dort vergaben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine 2,4 für die Seniorenfreundlichkeit und eine 2,5 für die medizinische Versorgung. Zur Erinnerung: Im Stadtteil Horsthausen beispielsweise gibt es nicht mal mehr eine Apotheke.

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Stadtteil-Check: Gastronomie fehlt in Röhlinghausen

Aber wie in jedem Stadtteil muss es doch auch in Röhlinghausen etwas geben, wo es hakt? „Es gibt zu wenig Angebote für Jugendliche und besonders viel Gastronomie haben wir auch nicht bei uns im Stadtteil“, so Varney. Lediglich ein paar Kneipen und das Volkshaus. Ein richtiges Restaurant fehle. Doch der Bedarf sei da, weiß er: „Viele gehen beim DRK einen Kaffee trinken.“

Alte Zechenhäuser – wie hier an der Gustavstraße – prägen das Bild des Außenbereichs von Röhlinghausen.
Alte Zechenhäuser – wie hier an der Gustavstraße – prägen das Bild des Außenbereichs von Röhlinghausen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Auch die Sauberkeit sei ihm manchmal ein Dorn im Auge, sagt der Röhlinghausen-Experte. Vor allem an den Containern an der Ecke Westfalenstraße/Bollwerk sei es häufig schmutzig. Das liege allerdings nicht nur daran, dass zu selten sauber gemacht werde, betont er. „Wenn die Leute nicht selbst sauber machen, ist es klar, dass es dreckig ist.“ Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unseres Stadtteil-Checks vergaben eine 3,8 für die Sauberkeit – die schlechteste Note für Röhlinghausen.

Im Mittelfeld landete das Gemeinschaftsgefühl mit einer 3,3. Das würde Varney besser bewerten. „Wir haben hier einen guten Zusammenhalt.“ Es gebe eine Siedlungsgemeinschaft, Feste im Volkshaus oder auch Veranstaltungen auf dem Marktplatz. Aber er bleibt auch realistisch: „Natürlich gibt es auch hier Ecken, wo ich nicht leben wollen würde.“ Und: „Auch andere Herner Stadtteil sind schön. Ich möchte aber trotzdem gerne hier wohnen bleiben.“