Herne. Nachdem ein Elektrobus der HCR aus Herne in Castrop-Rauxel in ein Haus raste, steht die Ursache so gut wie fest. Der technische Aufwand war hoch.

Nach dem schweren Busunfall mit einem Elektrobus der HCR steht nun die Ursache mit großer Wahrscheinlichkeit fest. Der Fahrer soll ohnmächtig geworden sein, bevor der Bus in ein Haus krachte. Die technische Ermittlung war sehr aufwändig. Der Bus ist bis heute von der Staatsanwaltschaft sichergestellt.

+++ Hintergrund: Das passierte beim Busunfall mit dem HCR-Elektrobus +++

Steuergerät und Aufzeichnungen der Bord-Kameras sichergestellt

Man habe in dem verunglückten Bus mehrere technische Geräte wie ein Steuergerät und die Aufzeichnungen der Bord-Kameras nach dem Ausbau sichergestellt und an das Landeskriminalamt geschickt, erklärt Staatsanwalt Henner Kruse auf Nachfrage. Das Steuergerät sei auswertbar gewesen. Die Einschätzung decke die Angaben des Busfahrers. Der Mann hatte angegeben, ohnmächtig geworden zu sein.

Der Bus der Linie 324 war am 13. März nach einer längeren Schlingerfahrt kurz hinter der Stadtgrenze nach Castrop-Rauxel in ein Wohnhaus gekracht, nachdem er mehrere Autos gestreift hatte. Das Haus wurde dabei so schwer beschädigt, dass es wahrscheinlich abgerissen werden muss. Der Bus blieb in dem Gebäude stecken, konnte erst nach zwei Tagen geborgen werden. Der Busfahrer und eine Frau im Fahrgastraum wurden dabei verletzt, der Fahrer galt zunächst als „sehr schwer verletzt“.

Staatsanwalt Henner Kruse von der Dortmunder Staatsanwaltschaft.
Staatsanwalt Henner Kruse von der Dortmunder Staatsanwaltschaft. © FFS | Volker Hartmann

Verfahren gegen Fahrer wird voraussichtlich eingestellt

„Es läuft drauf hinaus, dass das Verfahren eingestellt wird“, sagt Staatsanwalt Kruse. Es gebe keine Hinweise darauf, dass der Fahrer fahrlässig gehandelt habe oder jemand anders für den Unfall verantwortlich sei. Polizei und Staatsanwaltschaft hatten wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt.

Bei der Auswertung hatten die Ermittler sogar darauf gesetzt, dass die Bordkameras indirekt Spiegel gefilmt haben könnten, die ihrerseits einen Blick auf den Zustand des Fahrers ermöglichen. „Es gab die Hoffnung, dass man darüber die Angaben zur Ohnmacht verifizieren kann“, sagt Kruse. Diese Hoffnung habe sich aber bei der Auswertung nicht erfüllt. Die Kameraauswertung habe keine Ergebnisse geliefert.

Das Haus wurde bei dem Unfall schwer beschädigt.
Das Haus wurde bei dem Unfall schwer beschädigt. © WAZ | Arne Poll

Keine Hinweise auf ein technisches Problem bekannt

Die Bestätigung der Ohnmachtstheorie über das Steuergerät heißt im Umkehrschluss auch, dass in dem Fall mit großer Sicherheit kein technisches Problem vorlag. Mehrere Verkehrsunternehmen hatten Probleme mit der Lenkung des chinesischen Herstellers BYD gemeldet. Es gebe „vibrierende Lenkräder, die nach links oder rechts ziehen“. Die Verkehrsgesellschaft HCR hatte das stets zurückgewiesen. Die Busse seien in einem einwandfreien Zustand gewesen.

HCR-Sprecher Dirk Rogalla will auf Nachfrage die Ermittlungen nicht mehr kommentieren. Er freue sich, dass es dem weiter krankgeschriebenen Fahrer „den Umständen entsprechend“ gut gehe. Die HCR warte auf die Freigabe des Busses.

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Sichergestellter Bus soll in Kürze wieder freigegeben werden

Dieser ist, das bestätigt die Staatsanwaltschaft, weiter sichergestellt. Das liege daran, dass die Auswertung des Landeskriminalamtes noch nicht endgültig vorliege. „Die Ergebnisse sind noch nicht schriftlich bei uns“, sagt Kruse. Der Bus werde aber sicher bald freigegeben. Der Bus ist ohnehin so schwer beschädigt, dass er voraussichtlich nicht mehr einsatzbereit ist. Unabhängig von dem Vorfall will die HCR in den kommenden Monaten vier neu angeschaffte Busse eines anderen Herstellers vorstellen.