Herne. Eine Delegation aus der Partnerstadt Luzhou besucht Herne. Die Partnerschaft bietet Sprengstoff. Was geredet wurde und warum es Schnaps gab.
Hektisch packen zwei Mitglieder der chinesischen Delegation im Hintergrund den Stoffdrachen aus. Das mintgrüne Etwas mit den großen Augen soll gleich ein Gastgeschenk für Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda sein. Ein Symbol der Freundschaft. Dazu gibt es Schnaps mit „52 Grad“. Der Übersetzer meint wohl „Prozent“. Es sind nur ein paar kleine Fehlerchen beim sonst perfekt durchgetakteten Besuch der Delegation aus der Herner Partnerstadt Luzhou im Herner Rathaus.
Helfer nehmen dem chinesischen Oberbürgermeister den Mantel ab
Es hat ein bisschen was von einem Staatsakt. Oberbürgermeister, Dezernenten und Vertreter der Politik stehen bereit, als die 17 Chinesinnen und Chinesen durch die Tür schreiten. Hinter Luzhous Oberbürgermeister Yu Hianhe laufen eilig Menschen heran, die ihm den Mantel abnehmen. Die Herner stehen Spalier und spenden Applaus für die chinesische Delegation.
Im Ratssaal dann der offizielle Teil. Eben wie bei einem Staatsbesuch im Schloss Bellevue stehen deutsche und chinesische Fähnchen auf dem Pult. Der Herner Oberbürgermeister Frank Dudda und sein chinesischer Kollege sitzen wie die Präsidenten zweier großer Nationen nebeneinander.
Lob für die Parkanlagen – ein Besuch am Gysenberg
In den Reden gibt es wenig Überraschendes. Dudda grüßt die Gäste, sagt Grundsätzliches wie: „Wir müssen gemeinsam die Welt besser machen.“ Er lobt die Parkanlagen in Luzhou: „Die Qualität und Struktur Ihrer Parkanlagen in Luzhou hat mich begeistert.“ Es ist wohl ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl. Denn die Zusammenarbeit soll zwar weiter auf wirtschaftlicher Ebene fortgeführt werden. Auf freundschaftlicher Basis sollen aber Kultur und Freizeit im Vordergrund stehen, weil es weniger politischen Sprengstoff bietet. Für den Mittag steht deshalb auch noch ein Besuch am Gysenberg an.
Dudda wiederholt dann aber auf diplomatischer Ebene im Kern auch das, was er jüngst nach dem Besuch des chinesischen Generalkonsuls auch im WAZ-Gespräch gesagt hatte: „Wir müssen voneinander lernen und die Lebensumstände verbessern. Dabei gilt der Satz: Das Ganze muss auf Augenhöhe passieren.“
Schnaps, ein Drache und ein Eintrag ins Goldene Buch
Luzhous Oberbürgermeister zitiert ein altes chinesisches Sprichwort. „Wasser birgt viel positive Energie.“ Und in Luzhou gebe es sehr viel gutes Wasser, um Schnaps zu brennen. Zwei Flaschen habe man mitgebracht. Eine bekommt Frank Dudda, der allerdings den spontanen Schluck wegen weiterer Termine lieber ablehnt. „Wenn man trinkt, spürt man, es ist ganz weich“, sagt der Übersetzer. „Man kann eine sehr gute Erinnerung im Kopf behalten.“
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Die Chinesinnen und Chinesen halten fleißig jeden Schritt und Tritt in Fotos und Videos mit dem Handy fest. Yu Hianhe trägt sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Das dauert etliche Minuten. Was er dort in chinesischer Sprache schreibt, kann man freilich nicht entziffern. Eine Übersetzerin sagt, dass er sich wünsche, die Beziehungen zwischen Luzhou und Herne auf eine weitere Stufe zu heben.
Wirtschaftliche Zusammenarbeit soll weitergehen
Die Zusammensetzung der chinesischen Delegation lässt darauf schließen, dass wohl deutliche wirtschaftliche Interessen hinter dem Besuch stehen. Etliche Unternehmer sind dabei. Yu Hianhe lässt das auch kurz in der Rede durchblicken. Man könne helfen, mit Produkten wie Arzneimitteln das Leben der Herner Bevölkerung zu verbessern, sagt er.
Auch aus Herne sind Wirtschaftsvertreter dabei. In Herne halten Züge des Eurasien-Expresses. Eicker und Callen nimmt teil. Frank Dudda stellt die Vertreter der drei größten Parteien vor. Diese Unterscheidung wird in China nicht gemacht. Auf der Leinwand erscheinen „Bilder des Wandels“, Herner Investitionen für 1,449 Milliarden Euro wie der Oberbürgermeister vorrechnet.
Chinesische Delegation: Mehr Frauen, jüngerer Altersschnitt
Deutsche Politik und Stadtverwaltung dürften die Gäste aus dem Ausland übrigens als alt und sehr männlich wahrnehmen. Während auf Herner Seite 26 Männer und drei Frauen sitzen, haben die Chinesen ihre Delegation deutlich ausgeglichener besetzt. Auf zehn Männer kommen sieben Frauen. Der Altersschnitt scheint auch ein gutes Stück niedriger zu liegen. Von chinesischer Seite wurde keine Kritik laut.