Herne. . Ein Vater wurde wegen Totschlags und schwerer Misshandlung vonSchutzbefohlenen verurteilt. Die Mutter muss vier Jahre ins Gefängnis.

  • Ein Baby wurde mit Fäusten geschlagen, zwischen den Beinen fast zerquetscht und dann auch noch geschüttelt
  • Dem Vater tut die Tat leid, die Staatsanwaltschaft hatte lebenslange Haft gefordert
  • Mutter wurde u.a. wegen Unterlassung zu einer vierjährigen Gefängnisstrafe verurteilt

Es müssen schreckliche Szenen gewesen sein. Vor acht Monaten hat ein Vater aus Herne sein Baby so brutal geschlagen und geschüttelt, dass es gestorben ist. Am Mittwoch ist er dafür verurteilt worden. Die Strafe: 14 Jahre Haft wegen Totschlags und schwerer Misshandlung von Schutzbefohlenen.

Ärzte konnten das Baby nicht mehr retten

Der kleine Ayden wurde nur zehn Wochen alt. Was ihm Anfang Januar angetan wurde, war brutalste Gewalt. Er wurde mit Fäusten geschlagen, zwischen den Beinen fast zerquetscht und dann auch noch geschüttelt. So lange, bis der Junge Blut gespuckt hat und ins Koma gefallen ist. Die Verletzungen waren so schwer, dass die Ärzte das Leben des Babys nicht mehr retten konnten.

„Ich wollte das nicht“, hatte der Angeklagte kurz vor der Urteilsverkündung noch einmal gesagt. „Es tut mir unendlich Leid.“ Selbst Verteidiger Dieter Stoffer sprach von „nicht nachvollziehbarer Gewalt“. Diese Schuld werde den Angeklagten ein ganzes Leben lang verfolgen.

Eltern waren mit der Situation überfordert

Auch Aydens Mutter ist verurteilt worden. Weil sie die Augen vor der Gewalt ihres Ehemanns verschlossen und viel zu spät zum Arzt gegangen sei. Gegen sie haben die Richter am Bochumer Schwurgericht vier Jahre Haft verhängt. Wegen Körperverletzung mit Todesfolge und schwerer Misshandlung von Schutzbefohlenen durch Unterlassen.

Das Leben der jungen Eltern war offenbar von Anfang an mit Problemen belastet. „Sie waren mit der Situation völlig überfordert“, sagte Anwältin Arabella Liedtke, die im Prozess die Mutter vertreten hat. Probleme seien unter den Teppich gekehrt, Gefühle unterdrückt worden. Vor allem die Mutter, die sogar kurz studiert hatte, sei wegen eigener Probleme nicht in der Lage gewesen, sich um ihr Baby zu kümmern. „Deshalb hat sie sich anfangs komplett auf ihren Mann verlassen“, so Liedtke. Und sie habe ihm geglaubt, wenn er gesagt habe: Es ist alles in Ordnung.

Mutter zeigte beim Prozess keine Gefühlsregung

Seltsam: Während der Vater im Prozess geweint hatte, war Aydens Mutter offenbar zu keiner Gefühlsregung in der Lage. Sie saß mit versteinerter Miene auf der Anklagebank, wollte den Richtern vor der Urteilsberatung auch keine persönlichen Worte mehr mit in die Beratung geben.

Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Fall sogar siebeneinhalb Jahre Haft gefordert, Verteidigerin Arabella Liedtke hatte dagegen auf Freispruch plädiert. Doch so weit wollten die Richter nicht gehen. Sie habe genau mitbekommen, dass ihr Kind von ihrem Ehemann misshandelt worden sei, hieß es im Urteil. Sie habe die blauen Flecken gesehen und sei trotzdem nicht zum Arzt gegangen.

Beide Eltern trügen Schuld am Tod des kleinen Ayden. Auch bei Aydens Vater, der mit einer anderen Frau noch eine Tochter hat, ist das Bochumer Schwurgericht unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft geblieben. Die hatte eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen Mordes gefordert.