Herne. Laura Gottschlich (24) ist Schauspielerin am Kleinen Theater in Herne. Sie startete als 13-Jährige – und profitierte vom Hobby auch persönlich.

Ihren ersten Satz auf der Bühne kennt Laura Gottschlich noch ganz genau. „Frau Holle, der Weihnachtsmann hat sich wehgetan.“ Das war damals eine kleine Rolle im Weihnachtsstück des Kleinen Theaters. Laura war 13, hatte von Theater wenig Ahnung. Heute ist sie 24 und gehört zum festen Ensemble des Kleinen Theaters in Herne.

Sie sei damals von der Schauspielerei so fasziniert gewesen, sagt Laura Gottschlich. Da habe sie sich selbst im Internet umgeschaut, Möglichkeiten gesucht, einer Theatergruppe beizutreten. „Da bin ich dann mit Papa zusammen hin.“ Damals sei sie wohl noch sehr schüchtern gewesen. Es sei furchtbar aufregend gewesen, dann auch noch das erste Mal auf der Bühne zu stehen.

+++ Kleines Theater: Premiere für die Paarvermittlung mit Laura Gottschlich +++

Durch das Hobby im Auftreten um 180 Grad gedreht

Das ist heute anders: Bei der Probe spricht die 24-Jährige textsicher und selbstbewusst ihre Sätze in den Raum. „Paarvermittlung im Mondschein“ heißt das Stück aus der Feder von Jürgen Seifert, unpolitisch, zeitlos schön. „Es hat mir etwas gebracht, ich habe davon profitiert“, sagt die 24-Jährige. Das Hobby habe ihr Auftreten wohl um 180 Grad verändert.

Laura Gottschlich bei den Proben für „Paarvermittlung Im Mondschein
Laura Gottschlich bei den Proben für „Paarvermittlung Im Mondschein" mittig zwischen Gudrun Rosenke (links) und Heike Hebing (rechts). © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Mittlerweile sei es kein komisches Gefühl mehr auf der Bühne zu stehen, sagt die Bochumerin. „Ich habe auch kein Lampenfieber mehr.“ Etwas anders sei es, wenn man plötzlich ein bekanntes Gesicht im Publikum entdecke. „Neulich hat mich mal ein Kollege überrascht.“ Dann müsse man aber unentwegt weiterspielen. Schließlich wollen ja alle gleichermaßen unterhalten werden.

Die gebürtige Recklinghäuserin ist im Hauptberuf Erzieherin im Kindergarten. Manchmal fährt sie nach der Arbeit noch zur Probe. Wenn es um 7 Uhr morgens losgeht, ist das schnell mal ein 14- oder 15-Stunden-Tag. Das sei zwar anstrengend, aber trotzdem irgendwie schön. „Für mich ist das Kleine Theater eine zweite Familie.“

+++ Hintergrund: Das ist das Kleine Theater in Herne +++

Der Traum von größeren Bühnen – am Ende bleibt es das Kleine Theater in Herne

Schauspielerin Laura Gottschlich in Herne.
Schauspielerin Laura Gottschlich in Herne. © WAZ | Arne Poll

Manchmal, das gibt Laura Gottschlich offen zu, sei schon der Traum von größeren Bühnen mal da. Klar, sei es auch schön, mal vor hunderten Menschen zu spielen. Dann denke sie aber immer wieder an den Saal hinter der früheren Kneipe, der im besten Sinne an ein kleines Programmkino erinnert und an das Ensemble. „Da möchte ich nicht weg.“ In zwei Häusern gleichzeitig zu spielen, wäre übrigens selbst im Amateurtheater tabu. Man darf nur einem Ensemble angehören.

Wie macht man das eigentlich mit der Schauspielerei? Da habe wahrscheinlich jeder seine eigenen Taktik. Der eine lerne den Text besser, der andere schlechter. Für sie sei wichtig, an der richtigen Stelle zu stehen, um sich den Text zu merken. Der Rest komme irgendwie von alleine. „Sobald wir die Proben abgeschlossen haben, gucke ich nicht mehr in den Text“, sagt Gottschlich. Vieles hier läuft ähnlich wie auf professionellen Bühnen.

Stücke laufen zwei bis drei Jahre – Proben über mehrere Monate

Hauptberuflich wolle sie nicht in die Schauspielerei. Das sei ein Mädchentraum gewesen. Sie möge es so, wie es jetzt ist. Die Kinder im Kindergarten auf der einen Seite, das Theater als Hobby. Wobei man bei dem Programm von Hobby kaum sprechen mag. Das Kleine Theater bietet manchmal mehrmals wöchentlich Aufführungen, oft Eigenproduktionen.

Jungschauspielerin vor acht Jahren im Jahr 2014: Laura Gottschlich (l.) und Mandy Kempin.
Jungschauspielerin vor acht Jahren im Jahr 2014: Laura Gottschlich (l.) und Mandy Kempin. © Ralph Bodemer / WAZ FotoPool

Im Schnitt laufe ein Stück zwei bis drei Jahre, die Proben dauern vorher mehrere Monate. Laura Gottschlich fokussiert sich aktuell nur auf ein Stück. Es könnten auch mehr sein. Das würde dann aber wohl noch mehr Zeit kosten. Und immerhin soll ja auch etwas Zeit sein, selbst ins Theater zu gehen. Den Nachbarn von „Fidele Horst“ statte sie gerne mal einen Besuch ab. Ihr Partner komme dabei auch mal mit. Tatsächlich sei es für Theatergänge aber schwer geworden, Begeisterte zu finden.

An mangelnder Begeisterung und fehlendem Nachwuchs mangelt es unterdessen im Kleinen Theater nicht. Etliche junge Schauspielerinnen und Schauspieler sind dabei. Laura Gottschlich wird weiter dabei bleiben. Ein Honorar gibt es übrigens nicht für die Hobby-Schauspieler: „Es ist einfach schön und macht Spaß.“