Herne. Der Herner Handel wird um eine „geschmackvolle“ Adresse ärmer. Die Gründe für den Abschied liegen in der allgemeinen wirtschaftlichen Lage.
Die wirtschaftliche Lage mit der hohen Inflation und die Unsicherheit, die die Menschen wegen des Ukraine-Kriegs erfasst hat, zeigt erste sichtbare Spuren in der Herner Einzelhandelslandschaft. Sie verliert eine „geschmackvolle“ Adresse.
Lisa Frost wird ihr Feinkostgeschäft „Lisa“, das sie 2016 in der Bebelstraße neben der Buchhandlung Koethers & Röttsches eröffnet hat, im kommenden Jahr schließen. Sie peile Ende März an, sagt Frost im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion.
Den Entschluss habe sie bereits im Sommer gefasst. Fast unmittelbar nach Beginn des Ukraine-Kriegs habe sie registriert, dass der Umsatz einbreche. Der Rückgang liege bei bis zu 60 Prozent. Sie habe versucht, die Kosten zu senken, indem sie nur noch bis 15 Uhr öffne, doch auch das sei vergebens gewesen. Immer wieder sei privates Geld in das Geschäft geflossen, das könne nicht mehr so weitergehen.
Lisa Frost: Kochen und Essen wird ein Teil von mir bleiben
Frost hatte sich mit ihrem Geschäft relativ schnell etabliert und mit der Zeit zahlreiche Gäste für ihren Mittagstisch begeistern können. Das Coronajahr 2020 sei auch recht verlaufen, weil sie ihr Lebensmittelgeschäft habe öffnen dürfen und die Menschen sich etwas gegönnt hätten. Doch 2021 habe sich bereits ein Rückgang bemerkbar gemacht. Wie schwer der Einbruch in diesem Jahr ist, verdeutlicht sie mit zwei Zahlen. Im vergangenen Jahr habe sie vor Weihnachten 400 Geschenkkörbe verkauft, in diesem Jahr seien es gerade 26 gewesen.
Selbstverständlich sei ihr die Entscheidung schwer gefallen, doch sie sei mit sich im Reinen, weil sie wisse, dass es nicht an ihr liege, sondern an den äußeren Umständen. Kochen und Essen werde aber ein Teil von ihr bleiben, und sie ist zuversichtlich, dass man sie in Herne wiedersehen wird.