Lisa Frost ist seit drei Jahren Inhaberin eines Feinkostgeschäfts in Herne. Während sie Flugbegleiterin war, reifte die Idee zum eigenen Laden.

Herne. Schon immer hat Lisa Frost eine besondere Beziehung zu Lebensmitteln gehabt. Mit ihrem eigenen Feinkostgeschäft in der Bebelstraße hat sich die gebürtige Schottin mit englischen Wurzeln ihren Traum erfüllt.

Dabei war ihr Plan eigentlich ein anderer: Lisa Frost wollte Medizin studieren, doch kurz vor ihrem Abitur wanderte sie der Liebe wegen nach Deutschland aus. Damals war sie 17 Jahre alt: „Eine harte Zeit. Ich musste Deutsch lernen und dann mein Abitur hier abschließen.“ Sie jobbte im Familienbetrieb ihres Freundes, in einer Catering-Firma.

Oft für Geschwister gekocht und gern experimentiert

In der Küche habe ein rauer Ton geherrscht: „Mein Chef und Schwiegervater war streng. Das muss man schon aushalten können“, sagt die 42-Jährige, deren Großeltern aus Indien stammen. Das sei, glaubt sie, auch der Grund, weswegen es fast ausschließlich männliche Köche gibt. Doch ihre Leidenschaft für das Kochen und hochwertige Lebensmittel blieb. „Meine Eltern hatten in meiner Kindheit nicht viel Zeit, daher habe ich oft für meine Geschwister gekocht und dabei gern experimentiert“, so Lisa Frost.

Zufällig, wie sie sagt, sei sie dann als Flugbegleiterin bei der Lufthansa gelandet, nebenbei arbeitete sie weiterhin im Catering. Lisa Frost: „Die Reisen haben mich damals sehr inspiriert, ich konnte überall das Essen probieren und die Kultur kennenlernen.“ 16 Jahre lang flog sie um die Welt, im Hinterkopf immer die Idee, ein eigenes Delikatessengeschäft mit Bistro eröffnen zu wollen.

Persönlicher Kontakt zu Winzern

Als Buchhändlerin Elisabeth Röttsches ihr von einem freiwerdenden Friseurgeschäft in der Bebelstraße erzählte, schlug Lisa Frost zu und baute den Laden nach ihren Vorstellungen um. Am Anfang gehe man mit einer Geschäftseröffnung ein Risiko ein. Wird es funktionieren? Kommen genügend Kunden? „Ruhige Tage im Laden stimmen mich nachdenklich und ich überlege, was ich noch besser machen könnte.“ Eine völlig sichere finanzielle Quelle sei das Geschäft noch nicht. Das sei aber auch das Spannende dabei: „Es liegt allein an mir, dass es funktioniert. Ich muss motiviert bleiben und stets eine positive Energie ausstrahlen.“ Ihre Produkten stammen größtenteils aus Europa: „Teilweise war ich bei den Produzenten vor Ort und habe mir die Herstellungsprozesse angeschaut.“ Von den meisten Weinen, die sie anbiete, kenne sie die Winzer persönlich.

Selbstständigkeit sei ein Vollzeit-Job, doch für ihre Familie versucht sich die 42-Jährige hin und wieder Zeit freizuschaufeln: „Das gemeinsame Abendessen mit der Familie ist mir sehr wichtig.“ Sie genieße es auch, Gäste zu Hause zu empfangen: „Die Küche ist bei mir ein geselliger Ort.“ Genauso sollte es auch in meinem Laden sein. „Wenn die Leute reinkommen, sollen sie sich wohlfühlen.“ Diese Atmosphäre entstünden nur, wenn sich auch ihre drei Mitarbeiterinnen wohlfühlen. Davon ist Lisa Frost überzeugt. Ihre Kunden, für die sie auch einen Mittagstisch anbietet, sollen im Ladenlokal die Seele baumeln lassen können, deswegen gebe es auch keine Musik und keine Wanduhr. „Sie sollen sich selbst etwas Gutes tun“, wünscht sie sich. Inzwischen kann die Ladeninhaberin im Geschäft über 20 Gäste bewirten.

Frauen und deren Neider

Meine Stärke und Schwäche

1. Meine Stärke ist ... aus jeder Situation etwas Positives herauszuholen.
2. Meine Schwäche ist, ... dass ich manchmal zu emotional und damit auch verletzlich bin.
3. Frauen, die auch gründen wollen, rate ich ... nie aufzugeben und Hilfe annehmen als Stärke zu betrachten.

Dass es nur sehr wenige Geschäfte gebe, die von Frauen geführt werden, sei bedauerlich. Leider fehle vielen Frauen der Mut, sich selbstständig zu machen: „Man sollte sich von niemanden einreden lassen, dass man etwas nicht schaffen kann.“ In vielen Berufen müssten Frauen sich durchboxen. Sie dürften nicht konfliktscheu sein, um Ernst genommen zu werden, dass gelte auch für die Catering-Branche. „Wenn eine Frau gut in etwas ist, dann gibt es Neider, und leider sind diese oftmals selbst Frauen.“ Dabei müssten Frauen sich gegenseitig unterstützen. Gelernt habe sie: „Respekt bekommst du, wenn du authentisch bist.“

Notizzettel:
1. Meine Stärke ist ... aus jeder Situation etwas Positives herauszuholen.
2. Meine Schwäche ist, ... dass ich manchmal zu emotional und damit auch verletzlich bin.
3. Frauen, die auch gründen wollen, rate ich ... nie aufzugeben und Hilfe annehmen, als Stärke zu betrachten.