Herne/Bochum. Dreiste Tacho-Betrüger haben einer Herner Autokäuferin nahezu ein ganzes „Autoleben“ verschwiegen. Dafür muss ein weiteres Bandenmitglied in Haft.
Mehr als fünf Jahre nach einer perfiden Betrugsserie zulasten von An- und Verkäufern von Gebrauchtwagen in Herne und Umgebung ist am Bochumer Landgericht ein weiteres Mitglied einer „Tacho-Bande“ verurteilt worden. Die 2. Strafkammer verhängte gegen einen 64-jährigen Mann zweieinhalb Jahre Haft.
Bei einer Autokäuferin aus Herne hatte die Betrügerbande nahezu ein komplettes „Autoleben“ wegmanipuliert. Die Tätergruppe hatte sowohl beim Ankauf als auch beim Verkauf von Gebraucht-Pkw der Marken Audi, BMW, VW und Mercedes Benz fiese Tricks angewendet. Um schon den Ankaufspreis drücken zu können, waren die Männer stets in größeren Gruppen aufgetreten, hatten die Verkäufer gezielt in Gespräche verwickelt und in einem unbeobachteten Moment Öl in den Kühler eingespritzt. So wollte die Bande einen Schaden an der Zylinderkopfdichtung simulieren.
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Auf diese Weise günstig an ein Fahrzeug gekommen, manipulierten die Täter danach vor dem Weiterverkauf preissteigernd die Tachostände massiv nach unten, polierten das Image des Wagens zudem durch die Beigabe von gefälschten (makellosen) Scheckheften auf. Besonders krass lief die Betrugsmasche im Februar 2017 bei einem Verkauf eines Audi A6 an eine Hernerin ab. Zwischen der wirklichen Pkw-Laufleistung (395.000 Kilometer) und dem der Käuferin angezeigten Tachostand lagen mehr als 250.000 Kilometer – für nicht wenige Autos kommt das in den Bereich der maximalen Lebensleistung.
Am Bochumer Landgericht sind bereits mehrere Mitglieder der „Tacho-Bande“ verurteilt worden. Gegen den Kopf der Bande, einen Mann aus Herne-Crange, waren mehr als drei Jahre Haft verhängt worden. Die Gruppe umfasste mehr als 20 familiär verbundene Männer, fast alle mit Alias-Identitäten ausgestattet.